Zum 1. April wird die ARD die Übertragung des Ersten nach Afghanistan wieder einstellen - aus Kostengründen, wie der Senderverbund am Mittwoch bekanntgab. 32.000 Euro monatlich soll die Übertragung über Hotbird zuletzt gekostet haben. Stattdessen sollen "Tagesschau", regionale Nachrichten und Sport-Großereignisse dem Bundeswehr-Sender bwtv künftig kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Auch aus Sicht der Bundeswehr sei diese Lösung zur Versorgung der Soldaten in Afghanistan ein "befriedigender Kompromiss", wie das Bundesverteidigungsministerium (BMVG) am Mittwoch gegenüber der ARD noch einmal bestätigt habe, teilte die ARD mit. Doch ganz so zufrieden scheint man in Berlin mit der nun gefundenen Lösung keineswegs zu sein. "Über die Entscheidung der ARD, ihr Programm nicht mehr in den Einsatz zu übertragen, ist das BMVG nicht glücklich", sagte ein Sprecher am Donnerstag der "Bild"-Zeitung.

"Das BMVG würde sich freuen, wenn sich die ARD noch einmal mit der Frage der Übertragung befassen würde", so der Sprecher weiter. Die ARD-Geschäftsführung sieht sieht dagegen keinen Grund, an der nun getroffenen Entscheidung etwas zu ändern. "Damit wird die Informationsversorgung für die Soldatinnen und Soldaten des deutschen Einsatzkontingentes ISAF in Afghanistan garantiert", hieß es am Mittwoch lapidar von Seiten der ARD. Dass ZDF und RTL auch weiterhin ihre Programme nach Afghanistan übertragen, scheint in der ARD niemanden zu stören.

Unterdessen haben sich - ähnlich wie bereits beim Abschaltungs-Streit vor einigen Monaten - erste Politiker zu Wort gemeldet. "Die ARD hat einen öffentlichen Auftrag, der auch für unsere Soldaten gilt. Die müssen schließlich auch während ihres Einsatzes GEZ-Gebühren zahlen", sagte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD). Beck forderte die ARD auf, schnellstens einzulenken. Kritik kommt auch vom Reservisten-Verband der Bundeswehr. "Auf dem Rücken der Soldaten, die am Hindukusch jeden Tag ihr Leben riskieren, darf nicht gespart werden", sagte Gerd Höfer, Präsident des Reservistenverbandes. Zugleich kündigte er an, an ARD-Chefin Monika Piel und den Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, Hellmut Königshaus (FDP), schreiben zu wollen.

Königshaus selbst hatte sich bereits am Mittwoch kritisch über die Entscheidung der ARD geäußert, die Übertragung nach Afghanistan einstellen zu wollen. Reservistenverbands-Präsident Höfer verwies indes darauf, dass Soldaten selbst dann nicht von der Rundfunkgebühr befreit seien, wenn ledig seien und ihren Fernseher in der heimischen Wohnung über Monate nicht nutzen könnten. "Die Rundfunkanstalten der ARD erhalten zusammen etwa 5,3 Milliarden Euro pro Jahr aus dem GEZ-Gebühren-Topf. Die Übertragung nach Afghanistan kostet die ARD etwa eine Million Euro pro Jahr. Aus den Zuwendungen der GEZ kann die ARD die Erstverwertungsrechte der Fußball-Bundesliga finanzieren. Die zumeist sportbegeisterten Soldaten haben jedoch nichts davon. Die ARD-Sportschau bleibt ihnen bald verwehrt", so Höfer.