In den Studios der Magic Media Company - oder kurz MMC - werden Shows wie "Deutschland sucht den Superstar", "Das Supertalent" oder "X Factor" produziert. Das Coloneum in Köln-Ossendorf ist nach Anlaufschwierigkeiten zur ersten Adresse für große Fernsehshows in der TV-Hauptstadt am Rhein geworden. In diesem Jahr werden jedoch nicht nur die Sendungen aus den Studios der MMC für Schlagzeilen sorgen, sondern auch die MMC selbst. Schon im vergangenen Jahr sorgte die Meldung, dass man den Standort in Hürth-Kalscheuren schließt, in der Branche zwar für wenig Verwunderung aber dafür umso mehr emotionale Reaktionen: Ende der 90er Jahre war genau dieser jetzt stillgelegte MMC-Campus im Kölner Vorort Hürth, das Herz des boomenden Privatfernsehens.

In diesem Jahr geht es bei der MMC jedoch um alles: Der Studiobetreiber muss verkauft werden. So entschied es die EU. Die ursprünglich von mehreren Gesellschaftern getragene Magic Media Company gehört seit Jahren zu einhundert Prozent der Sparkasse Köln-Bonn. Längst vorbei die Zeiten in denen auch RTL und ProSiebenSat.1 beteiligt waren. So hatt die Sparkasse über Jahre die hohen Verluste des Studiobetreibers zu verantworten; teils wurden Risikorückstellungen im dreistelligen Millionenbereich vorgenommen. Diese verlustreiche Beteiligung, wie andere auch, die die Sparkasse in der Zeit des früheren Chefs Gustav Adolf Schröder einging, ziehen Geld vom Kerngeschäft der Sparkasse ab, beanstandete die EU-Kommission bereits Anfang 2010.

EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes griff damals ein als die Städte Köln und Bonn sowie ein Reservefonds des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes 650 Millionen Euro zur Stabilisierung der Sparkasse Köln-Bonn verwendeten. Gelder, die nicht der Kreditversorgung der Sparkassen-Kunden sondern dem Ausgleich der selbst verschuldeten Verluste von Beteiligungen wie etwa der MMC, dienten. Das gehe nicht. Eine "zufriedenstellende Lösung" müsse her und zwar bis Ende 2012, hieß es von Kroes. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Sparkasse Köln-Bonn daraufhin das Berliner Investment-Unternehmen IEG beauftragt, einen Käufer für die MMC zu finden. Bislang jedoch tat sich nicht viel. In diesen Tagen aber soll der Startschuss für den Verkaufsprozess fallen.

In Fernsehdeutsch gesprochen: Besitzt das Team um IEG-Geschäftsführer Dr. Ulrich Puls das Supertalent einen Superstar für die MMC mit dem gewissen X Factor zu finden? Noch bis Ende März will man Angebote potentieller Käufer sammeln und dann mit ausgesuchten Kandidaten die üblichen Schritte einleiten, um für die MMC noch im Jahr 2012 einen Käufer zu finden. Wie sieht ein geeigneter Käufer aus? Auch wenn angesichts der Dringlichkeit sicher kein Interessent leichtfertig ausgeschlossen werden dürfte, so liegt der Fokus offenbar auf einer nachhaltigen Lösung auch für den Produktionsstandort Köln. Neue Negativ-Schlagzeilen etwa über eine für den Standort riskante Entscheidung kann die Sparkasse Köln-Bonn nicht gebrauchen. Fehlinvestitionen und Klüngelei haben schon oft genug dafür gesorgt.

Und so steht die Sparkasse Köln-Bonn wie auch IEG vor einem schwierigen Spagat: Auf der einen Seite soll der Käufer ein nachhaltiges Interesse am Standort Köln haben, doch gleichzeitig jeder Verdacht der medienpolitischen Einflussnahme und Klüngelei bei der Bewerberwahl vermieden werden. Interessenten gebe es bereits zahlreiche, darunter nationale wie internationale Studiobetreiber mit strategischem Interesse sowie Finanzinvestoren, heißt es. Offen beworben hat sich auch bereits der Kölner Wettbewerber Nobeo mit seiner Mutter, der Euro Media Group, im Rücken. Wer kriegt den Zuschlag? Und behält Deutschland einen weiteren unabhängigen Studio-Betreiber? Oder werden die Kapazitäten der MMC in Köln-Ossendorf Teil eines Unternehmens, das selbst auch TV-Inhalte produziert wie etwa Studio Hamburg oder die Bavaria?

Es ist keine leichte Herausforderung, was eine nicht allzu schnelle Entscheidung bedeuten dürfte. Vor Herbst, so ist aus Kreisen der Sparkasse Köln-Bonn zu hören, werde es keine Entscheidung geben. Bis Jahresende jedoch sollte es jedoch klappen. Sonst würde die EU die Angelegenheit erneut prüfen. Und das würde nur unnötige Unsicherheit für die MMC, ihre Angestellten und die Branche bedeuten.