Die RTL Group kann sich der in weiten Teilen Europas schwieriger werdenden wirtschaftlichen Situation nicht ganz entziehen. Im ersten Halbjahr konnte der TV-Konzern zwar seinen Umsatz noch einmal um 3,3 Prozent auf nun 2,82 Milliarden Euro steigern. Doch beim Gewinn musste die RTL Group Abstriche machen. Der operative Gewinn EBITA sank um fast 14 Prozent, lag aber noch immer bei sehr beachtlichen 506 Millionen Euro. Auch unterm Strich gab es einen deutlichen Rückgang des Nettogewinns um über 13 Prozent auf 331 Millionen Euro.
Trotzdem hatte von den beiden neuen Co-CEOs der RTL Group vor allem Anke Schäferkordt gute Zahlen zu verkünden. Sie zeichnet für das Deutschland-Geschäft verantwortlich, und das entwickelte sich zumindest aus wirtschaftlicher Sicht im ersten Halbjahr prächtig. Die Mediengruppe RTL-Deutschland erwirtschaftete im ersten Halbjahr einen operativen Gewinn in Höhe von 280 Millionen Euro, 4,5 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2011 und damit so viel wie noch nie in der Geschichte des Unternehmens.
Dem standen aber teils deutliche Rückgänge in anderen Ländern gegenüber. So rutschten die Werbemärkte in Spanien, Ungarn und Kroatien stark ab, in Frankreich, den Niederlanden und Belgien ging's leicht nach unten. Dazu kommt ein Effekt, an dem auch die eigenen Sender nicht unschuldig sind: Der operative Gewinn des Produktionsriesen FremantleMedia fiel massiv auf nur noch 40 Millionen Euro ab, weil die Sender immer weniger zahlen wollen und gleichzeitig weniger Folgen bestellen. Allerdings verschoben sich diverse Produktionen ins zweite Halbjahr, was im weiteren Jahresverlauf die Situation wieder etwas entspannen sollte.
Anke Schäferkordt und Guillaume de Posch sprachen in einem gemeinsamen Statement davon, dass die Bedingungen auf den Werbemärkten nach einem stabilen ersten Quartal im zweiten Quartal schwieriger geworden seien. Trotzdem erwirtschafte man noch immer "eine gesunde Umsatzrendite von 18,0 Prozent". Beim Ausblick auf das Gesamtjahr bleiben die neuen CEOs der RTL Group vorsichtig, vor allem, weil man noch nicht abschätzen könne, wie sich die Werbemärkte im wichtigen vierten Quartal entwickeln. Der operative Gewinn werde das Rekordniveau des Jahres 2011 aber wohl nicht mehr erreichen.
Schäferkordt und de Posch haben im Zuge der ersten Vorlage von Geschätszahlen auch ihre Strategie vorgestellt. So habe man drei Investitionsschwerpunkte definiert, die - nicht gerade überraschend - Kerngeschäft, Inhalte und Digital heißen. Zum einen wolle man die "bestehenden Rundfunkgeschäfte optimieren und weiterentwickeln sowie in neue wachstumsstarke Märkte investieren". Dazu gehöre der Start neuer Sender wie RTL Nitro ebenso wie der Versuch, von den Plattformbetreibern höhere Vertriebserlöse zu bekommen.
Daneben wolle man mit Fremantle Media in Inhalte investieren und neue Auswertungsmöglichkeiten erschließen, "insbesondere in Bereichen wie Unterhaltung, US-Fiction, Kinderunterhaltung, Gaming und Online-Videoangeboten". Und man werde "neue nachhaltige Geschäftsmodelle mit starker plattformübergreifender Präsenz auf allen Endgeräten und Bildschirmen entwickeln".