Hat die "Financial Times Deutschland" noch eine Zukunft? An Spekulationen darüber mangelte es zuletzt ganz sicher nicht. Am Mittwoch trat nun der Aufsichtsrat von Gruner + Jahr zusammen, um über die Zukunft des angeschlagenen Wirtschaftsblatts zu entscheiden. Eine offizielle Äußerung von Seiten des Verlags steht aber noch aus. Doch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" will erfahren haben, dass 320 der 350 Mitarbeiter der G+J Wirtschaftsmedien Ende Januar ihren Arbeitsplatz verlieren sollen. Demnach soll bereits am 7. Dezember die letzte Ausgabe der "FTD" erscheinen.

Doch während Gruner + Jahr noch schweigt, haben sich allerdings der Deutsche Journalisten-Verband (djv) und die Gewerkschaft Verdi schon mal vorsorglich zu Wort gemeldet."Sparmaßnahmen dürfen nicht einseitig zu Lasten der Journalistinnen und Journalisten beschlossen werden", mahnte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken. Ähnlich hatte er sich vor wenigen Tagen bereits nach dem Bekanntwerden der Insolvenz der "Frankfurter Rundschau" geäußert. Nun appellierte er an die soziale Verantwortung des G+J-Managements gegenüber den mehr als 350 Beschäftigten.

"Die Schaffung von Alternativarbeitsplätzen für die Betroffenen muss oberste Priorität haben. Wo das nicht möglich ist, erwarten wir von Gruner + Jahr Lösungen, die deutlich über den üblichen Sozialplankonditionen liegen", sagte Konken. Er bekam dabei Unterstützung vom Verdi-Vizevorsitzenden Frank Werneke, der die wohl bevorstehenden Einschnitte hart kritisierte. "Gruner + Jahr ist ein profitabler Verlagskonzern. Die Entscheidung gegen den Großteil der Wirtschaftsmedien ist keine Entscheidung aus der Not heraus, sondern eine Entscheidung gegen qualitativ hochwertige journalistische Produkte", so Werneke.

Die Situation sei "eine Katastrophe für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen". Werneke: "Das Ausmaß dieses Kahlschlags sucht in der deutschen Verlagslandschaft seinesgleichen." Zugleich warf er dem Verlag vor, Möglichkeiten, die publizistische Kompetenz aufrecht zu erhalten und damit auch die notwendige Vielfalt der Wirtschaftsmedien zu erhalten, "nicht ausreichend geprüft" zu haben. Was genau der Verdi-Mann damit meint, ist unklar. Sicher ist aber auch: Die Zeichen stehen auf ein Ende der "Financial Times Deutschland". Hoffnung scheint derzeit nicht mal mehr die Redaktion der "Financial Times Deutschland" zu haben.

Auf der Website der Zeitung heißt es derzeit: "Die 'Financial Times Deutschland' steht vor der Einstellung. In den vergangenen Tagen erreichten zahlreiche Leserbriefe dazu die Redaktion – für die wir uns von ganzem Herzen bedanken und die wir nachfolgend dokumentieren. Jetzt warten wir die Entscheidung unserer Verlagsführung ab. Dann blicken wir nach vorn." Es folgen diverse Leserbriefe. In einem heißt es: "Ich bin erschüttert von der Nachricht, dass die FTD aus finanziellen Gründen einstellt werden soll. Ich habe sofort das Web-Abo bestellt."

Ob das helfen wird, bleibt abzuwarten. Bereits am Dienstag hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" gemeldet, dass sich der Vorstand von Gruner + Jahr für eine Einstellung der Zeitung ausgesprochen habe. Auch die Verkaufszahlen waren zuletzt nicht gerade prickelnd: Derzeit kommt die "FTD" auf nicht mal mehr 42.000 Abonnenten, im Einzelverkauf gingen gerade mal etwas mehr als 3.000 Exemplare über den Ladentisch.