Im Rahmen eines Workshops der taz Panter Stiftung erschienen am Samstag in der "taz" vier Sonderseiten zum Thema Osteuropa. Einer davon erhitzte die Gemüter. Unter dem Titel "Begnadigung oder Genickschuss" sprach sich die weißrussische Journalistin Liza Krasavtceva offen für die Todesstrafe aus. "Ja, hätte man sie begnadigen und ihnen im Gefängnis vielleicht noch Internet, einen Fernseher, eine weiche Matratze und drei Mahlzeiten pro Tag zur Verfügung stellen sollen?", fragte die 25-jährige Autorin mit Blick auf zwei junge Weißrussen, die per Genickschuss hingerichtet wurden, nachdem ein Gericht sie für einen Anschlag auf eine U-Bahn-Station in Minsk verantwortlich machte.

"Jeder sollte bekommen, was er verdient", so Krasavtceva in ihrem "taz"-Beitrag weiter. "Ja, jeder hat das Recht auf Leben, und das muss respektiert werden. Bis zu einem gewissen Punkt: Wenn du jemandem das Leben genommen hast, dann sei bitte so gut, und gib auch deins dafür." Die Folge waren zahlreiche Leserbriefe, mit denen sich die Redaktion auseinandersetzen musste. Nun hat "taz"-Chefredakteurin Ines Pohl gegenüber "Spiegel Online" Fehler eingeräumt. "Die ganze Inszenierung war nicht glücklich." Die "taz" habe sich von dem Beitrag nicht angemessen distanziert. Zudem sei die Aufmachung "reißerisch" gewesen, betonte Pohl. Das Wort "Zensur" hätte sie jedoch nicht verwendet, um die Veröffentlichung zu verteidigen.

Zuvor hatte sich bereits Barbara Oertel im "taz"-Blog zu Wort gemeldet, die als Auslandschefin der "taz" für die Veröffentlichung des Gastbeitrags verantwortlich zeichnete. Zwar gab Oertel zu, dass es sich bei der Veröffentlichung durchaus um einen Skandal handle, doch "es wäre unglaubwürdig, über Pressefreiheit zu dozieren, aber gleichzeitig Meinungen zu deckeln. Zudem geben derartige Ansichten, die bedauerlicherweise immer noch eine Mehrheit der Weißrussen teilen, Aufschluss darüber, warum es heute in dem Land immer noch so aussieht, wie es aussieht".

Mehr zum Thema