Mehr als 65.000 Fans zählt Nachttalker Jürgen Domian inzwischen bei Facebook, wo er sich regelmäßig zu aktuellen Themen äußert. Nun hat sich der Moderator jedoch mit deutlichen Worten über Zensur bei dem sozialen Netzwerk beschwert. "Ich bin äußerst verärgert und fassungslos: Facebook hat meine Beiträge und ebenso eure Kommentare gelöscht", schrieb Domian am Montagabend auf seiner Seite. Als Stein des Anstoßes sieht er seinen kritischen Beitrag zu einem Auftritt des KTV-Chefs Martin Lohmann in der Talkshow von Günther Jauch, der seinen Angaben zufolge von mehr als einer Million Menschen gelesen worden sei.


Zuletzt hatte sich Domian auf Facebook über den neuen Papst Franziskus geäußert - und neben Kritik auch Hoffnung geäußert. "Manche Menschen wachsen mit und in ihrem Amt. Und so werden wir uns vielleicht noch über Franziskus wundern. Hoffen wir es! Geben wir ihm eine Chance! In einem halben, spätestens einem Jahr wissen wir mehr", so Domian. Die nun erfolgte Löschung des Kommentars durch Facebook sei "ungeheuerlich" und habe mit Meinungsfreiheit nichts zu tun. "Die Texte hätten als Kommentar in jeder öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt über den Sender gehen können, hätten in jeder Zeitung stehen können."

Auch seine Posts zur Homo-Ehe seien verschwunden. Jürgen Domian macht hierfür "fanatische Kirchenanhänger" verantwortlich, die so viel Wind gemacht hätten, dass Facebook eingeknickt sei. "Das finde ich ausgesprochen erschreckend." Domian weiter: "Mir wird angst und bange bei der Vorstellung, in unserem Land würden politische Kräfte erstarken, die die Demokratie bedrohen. Eine vermeintlich demokratische Plattform wie Facebook würde wohl sofort des neuen Herrn Diener sein." Mehr als 22.000 Mal wurde sein jüngstes Posting innerhalb von zwölf Stunden bereits geteilt. Als Reaktion auf die Löschung will Domian in der nächsten Zeit erst mal nichts posten, um die Lage zu klären.

Inzwischen hat sich Facebook allerdings bereits für das Vorgehen öffentlich bei Jürgen Domian entschuldigt. "In dem Bemühen, die vielen Reports von Nutzern, die wir jeden Tag erhalten, schnell und effizient zu bearbeiten, schaut sich unser User Operations-Team Hunderte von Tausenden von Reports zu Inhalten jede Woche an. Unsere Reporting-Systeme sind dafür entwickelt, Menschen vor Missbrauch, Hass-Rede und Mobbing zu schützen und es ist bedauernswert, dass gelegentlich Fehler gemacht werden, wenn solche Reports bearbeitet werden", erklärte die Tina Kulow, Pressesprecherin von Facebook. "Und wir wissen, dass dies frustrierend sein kann, wenn wie in diesem Fall, solch ein Fehler passiert."

Kulow: "Wir möchten, dass Facebook ein Ort ist, wo Menschen offen diskutieren können, ihre Fragen und ihre Meinung äußern können, während die Rechte und Gefühle anderer respektiert werden. Einige Kommentare und Inhalte können für jemanden störend sein - Kritik an einer bestimmten Kultur, Land, Religion, Lebensstil oder politische Ideologie, zum Beispiel. Das allein ist kein Grund, um die Diskussion zu entfernen. Wir glauben fest daran, dass Facebook-Nutzer die Möglichkeit haben, ihre Meinung zu äußern, und dass wir in der Regel diese Inhalte, Gruppen oder Seiten, die sich gegen Länder, Religionen, politischen Organisationen oder Ideen richten, nicht entfernen." 

 

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