Jahrelang förderten die Verlage im Internet die Gratis-Kultur - nun denken viele von ihnen über eine Umkehr nach. So bietet die "Welt" schon jetzt nur noch eine bestimmte Anzahl an Artikeln kostenlos an und auch "Bild.de" soll im Laufe des Jahres nachziehen. Zudem soll auch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" im Internet bald hinter einer Paywall verschwinden. In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" kündigte Tobias Trevisan, Geschäftsführer der "FAZ", entsprechende Pläne an. Auf die Frage, wann dies der Fall sein werde, sagte er: "Sobald wir können."

Einen Termin wollte er aber nicht nennen, weil man im Umgang mit der Technik "immer wieder Überraschungen" erlebe. "Wir bemühen uns, das so schnell wie möglich zu machen. Vielleicht in diesem Jahr. Wenn es halt nicht möglich ist, dann nächstes Jahr." Welches Modell Trevisan anwenden will, ließ es offen. Stattdessen kritisierte er die aktuelle Debatte über diese Modelle. "Das Relevante ist doch das Geschäftsmodell", so der "FAZ"-Geschäftsführer. "Derzeit versuchen alle Nachrichtenseiten denselben Kurs: Sie versuchen, die Reichweite hochzupeitschen - um Werbung zu verkaufen. Wenn Sie Boulevard und schnelle Nachrichten machen wie die Bild-Zeitung im Internet, bekommen Sie mehr Traffic. Das passt aber nicht zur FAZ."

Im Wettbewerb um Reichweite könne die "FAZ" nicht gewinnen. "Es muss um Qualität gehen. Da müssen wir so gut wie möglich sein. Am besten im Digitalen noch besser, als es auf Papier möglich ist, weil wir andere technologische Gegebenheiten, wie zum Beispiel die Integration von Bewegbildinhalten, nutzen können", betonte Tobias Trevisan im "Süddeutsche"-Interview. "Wenn sich die Zeitung und das digitale Angebot inhaltlich angleichen, müssen Sie auch das Geschäftsmodell konvergent gestalten. Im Idealfall verdienen wir dann mit Werbung und Bezahlinhalten. Wir müssen lernen, die Kannibalisierung zu lieben. Dies erreichen wir dann, wenn wir pro Einzelkunde im Digitalen eine höhere Marge erzielen als mit Print. Da müssen wir hin."