Auch fast zweieinhalb Jahre nach seinem Tod beschäftigt sich die Justiz noch immer mit Leo Kirch. Die Deutsche Bank erhofft sich nun eine neue Wende im Milliarden-Prozess der Kirch-Erben. Grund dafür ist ein jetzt aufgetauchtes Dokument, das der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zugespielt wurde. Demnach war die Pleite von Kirchs Imperium bereits Mitte Januar 2002 abzusehen und damit noch vor dem Fernsehinterview des damaligen Deutsche-Bank-Chefs Rolf Breuer, das - so sehen es jedenfalls die Erben - den Kirch-Konzern in die Pleite getrieben haben soll.
Das Dokument stammt aus einem von 140 beschlagnahmten Aktenordnern. Darin geht es um eine Sitzung vom 14. Januar 2002, in der Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Springer, den Aufsichtsrat im Beisein von Friede Springer, Leo Kirch und dessen Vertrauten Dieter Hahn darüber informiert, dass Kirch von den Banken voraussichtlich kein weiteres Geld mehr bekommen werde. Würde Springer nun auch noch seine Verkaufsoption an einem Paket von ProSiebenSat.1-Aktien ausüben, könne dies "eine Kettenreaktion auslösen" und Kirch in die Insolvenz treiben.
Ungeachtet dessen beschloss der Aufsichtsrat, dass Kirch das Aktienpaket für 767 Millionen Euro zurückkaufen muss - ohne die Zustimmung von Kirch und Hahn. Drei Monate später musste Kirch schließlich tatsächlich Insolvenz anmelden. Breuer hatte besagtes Fernsehinterview im Februar 2002 gegeben. Zuletzt ist auch der jetzige Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, ins Visier der Ermittler geraten. Einem "Spiegel Online"-Bericht zufolge wird gegen ihn und mehrere ehemalige Vorstände wegen des Verdachts der uneindlichen Falschaussage beziehungsweise des Prozessbetrugs ermittelt. Die Deutsche Bank hat die Vorwürfe zurückgewiesen (DWDL.de berichtete).