Noch bevor am Aschermittwoch die Pappnasen eingepackt werden, haben ARD und ZDF ihre Karnevals-Saison auf dem Bildschirm bereits für beendet erklärt. Mit dem "Karneval in Köln" war am Rosenmontag die letzte Prunksitzung des Jahres zu sehen. Doch wie haben sich die Sitzungen diesmal aus Sicht der Quoten geschlagen? Nachdem die Tendenz schon in den vergangenen Jahren nach unten ging, musste ein Großteil der Übertragungen auch diesmal wieder Verluste hinnehmen. Besonders hart traf es dabei die Fastnachter aus dem Südwesten: Für die "Bütt an Bord" konnten sich im Ersten nur noch 2,85 Millionen Jecken erwärmen und damit über 600.000 weniger als noch im Jahr zuvor.

Aber auch für "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht", die seit Jahrzehnten als "Mutter als Sitzungen" gilt, gab es Verluste: 5,70 Millionen Zuschauer bedeuteten am Freitagabend im ZDF ein neues Allzeit-Tief. Über 700.000 Zuschauer gingen innerhalb eines Jahres verloren, allerdings verzeichneten die Mainzer Fassenachter 2013 auch einen kräftigen Aufschwung, sodass die Sitzung diesmal nur leicht unter dem Quoten-Niveau lag, das man bereits vor zwei Jahren gesehen hatte. Vor sieben Jahren lachten allerdings noch mehr als sieben Millionen Zuschauer über die Witze in der Bütt. An mehr als 20 Millionen Zuschauer, wie sie noch Mitte der 80er Jahre drin waren, ist zudem heute ohnehin nicht mehr zu denken.

Doch das Jammern findet im Falle der Mainzer Fastnacht natürlich trotz des Tiefs auf hohem Niveau statt: Nach wie vor ist "Mainz bleibt Mainz" nämlich die mit Abstand meistgesehene Sitzung - und auch der Marktanteil liegt mit mehr als 20 Prozent noch weit im grünen Bereich. Das ZDF kann sich in diesem Jahr allerdings nicht nur über "Mainz bleibt Mainz" freuen, sondern auch über "Mer losse d'r Dom in Kölle". Die Sitzung aus der Domstadt musste zwar rund 500.000 Zuschauer abgeben, war mit 4,58 Millionen Zuschauern aber dennoch erfolgreich. Der "Karneval in Köln", der am Rosenmontag im Ersten zu sehen war, versammelte 4,38 Millionen Jecken vor dem Fernseher und konnte sich vom Tiefpunkt des Vorjahres somit wieder ein gutes Stück erholen.

Damals waren erstmals sogar weniger als vier Millionen Zuschauer dabei - eine Marke, die Immer mehr Karnevals-Übertragungen mittlerweile nicht mehr knacken können. Abgesehen von den genannten Sitzungen aus Mainz und Köln schaffte das diesmal nur noch die ZDF-Show "Karnevalissimo", die jedoch mit 4,05 Millionen Zuschauern einen neuen Tiefstwert hinnehmen musste. Die ARD-Sitzung "Düsseldorf Helau" verpasste nur einen Tag später die 4-Millionen-Marke und kam auf 3,94 Millionen Zuschauer. Innerhalb von zwei Jahren haben die Düsseldorfer damit ziemlich genau eine Million Zuschauer eingebüßt. Noch härter traf es aber die ZDF-Sitzung "Typisch Kölsch", die seit 2012 sogar etwa 1,2 Millionen Zuschauer verlor.

Mit 3,70 Millionen Zuschauern reihte sie sich sogar hinter der "Fastnacht in Franken" ein, die sich auch diesmal wieder erstaunlich robust präsentierte und bundesweit 3,77 Millionen Zuschauer zum Bayerischen Fernsehen lockte - ein toller Erfolg für das Dritte Programm, das mal eben das Achtfache des Senderschnitts verzeichnete. Auch "Frankfurt Helau" lag mit 3,21 Millionen Zuschauern deutlich dahinter. Während die roten Vorzeichen dominierten, konnte nebem dem "Karneval in Köln" einzig "Wider den tierischen Ernst" zulegen - und das, obwohl die Übertragung sogar erst um 21:15 Uhr begann. Die Olympischen Spielen halfen allerdings kräftig mit, dass die Reichweite mit 3,88 Millionen Zuschauern um rund eine Viertelmillion höher ausfiel als noch im Vorjahr.

Ein großes Problem eint jedoch alle Karnevals-Sitzungen im deutschen Fernsehen: Es fehlt ihnen an jungen Zuschauern. Am mit Abstand schlechtesten lief es übrigens auch hier für die "Bütt an Bord", die mit gerade mal 1,6 Prozent Marktanteil im Ersten kläglich versagte. Und auch "Mainz bleibt Mainz" erwies sich in diesem Jahr mit 4,8 Prozent Marktanteil nicht gerade als Jungbrunnen für das ZDF. Der erfolgreichste Karvelist des Vorjahres fehlte diesmal allerdings: Damals war es die "TV total Prunksitzung" von Stefan Raab, die beim jungen Publikum ganz vorne lag. Ein Marktanteil von 9,5 Prozent war zwar mehr als man das von sämtlichen Sitzungen der Öffentlich-Rechtlichen kennt, aber eben dann doch zu wenig, um ProSieben für eine Fortsetzung begeistern zu können.

Die meisten jungen Zuschauer versammelte in diesem Jahr übrigens weder "Mainz bleibt Mainz" noch der "Karneval in Köln": Es war die BR-Sitzung "Fastnacht in Franken", die sich mit 570.000 Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren an die Spitze setzte. Es muss also keineswegs nur der rheinische Humor sein. Davon abgesehen gilt für den Karneval das, was auch sonst nicht verkehrt ist: Manchmal ist weniger mehr. Vielleicht würde das ja auch den Quoten helfen.