Der Westen Deutschlands wurde am Abend des Pfingstmontags von heftigen Unwettern getroffen, die nicht nur den Verkehr teilweise zum Erliegen gebracht haben, sondern auch sechs Todesopfer forderten. Hätte es zu Letzterem nicht kommen müssen, wenn die Menschen rechtzeitig und eindringlich vor den Unwettern, die über ein übliches Sommergewitter deutlich hinausgingen, gewarnt worden wären? Genau das glaubt zumindest Jörg Kachelmann und wirft dem WDR in einem Offenen Brief vor, genau dies unterlassen zu haben.

Laut Kachelmann war den Wetterdiensten bereits früh klar, dass heftige Unwetter zu erwarten seien. So habe er bereits um 8:47 Uhr morgens auf Twitter geschrieben, dass "die Gefahr von wirklich groben Unwettern" bestehe und in eher flapsigem, aber gleichwohl deutlichem Ton gewarnt "Nicht in Gewitter reinfahren ohne zu wissen, was das für ein Gewitter ist. Die Gewitter von heute Abend verstehen keinen Spass und es ist nicht notwendig, einen Blödtod zu sterben, nur weil man im falschen Moment einen Ast auf Auto oder Kopf bekommt."

Aus Sicht Kachelmanns hätten der WDR und auch Buhrow persönlich angesichts solcher Warnungen tätig werden müssen - wobei Buhrow am Montag nicht wie von Kachelmann vermutet nichts tat, sondern auf der Birlikte-Kundgebung sprach. Kachelmann wirft in jedem Fall dem gesamten WDR Nichtstun vor. Der über den WDR-Twitteraccount bereits mittags verbreitete Tweet "Heute auch wieder: Unwetterwarnung für NRW" könne dabei kaum gelten, enthalte er doch schon durch das "auch wieder" gleichsam eine Entwarnung. Kachelmann: "Es hilft nichts, falls Sie mal kurz abends eine Unwetterwarnung nach den Nachrichten gehabt haben sollten. Von denen gibt es inzwischen so viele, dass das kaum noch jemand ernst nimmt. Die Wetterlage hätte frühzeitig in Hörfunk und Fernsehen journalistisch aufbereitet werden müssen."

Auch als sich über Belgien und den Niederlanden eine zusammenhängende Unwetterlinie gebildet hatte und als der Raum Aachen und das Hohe Venn bereits von Orkanböen getroffen worden sei, habe jedoch WDR 2 über seinen Twitteraccount lieber auf den 80. Geburtstag von Donald Duck hingewiesen. Via Twitter habe WDR 2 erstmals um 20:24 Uhr im Zusammenhang mit dem Abbruch der Birlikte-Kundgebung in Köln über das Unwetter geschrieben, um 20:29 Uhr lautete einTweet "#Unwetter mit #Hagel und #Sturm erwartet". Kachelmann: "Sie 'erwarten' etwas, was schon seit über einer halben Stunde da war."

Kachelmann sieht daher eine Mitverantwortung des WDR. "Durch Ihr Nichtstun sind Sie mitverantwortlich, dass Menschen verletzt und getötet wurden. Wäre der WDR in den USA tätig, würden jährlich Tausende Menschen in Hurricanes und Tornados sterben." Und weiter: "Diese Menschen hätten nicht sterben müssen, hätten alle mitgeholfen, die Zuschauer in NRW live erreichen zu können und rechtzeitig zu warnen. Sie sind gemeint. Sie und Ihr Sender waren gestern entweder faul, inkompetent, ignorant oder alles zusammen." Letztlich fordert er Buhrow auf, Verantwortung zu übernehmen und zurückzutreten.

Der WDR hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen und Kachelmanns Offenem Brief geäußert.

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