Mehr als drei Jahre nach der Einstellung von 9Live sind Call-in-Shows nahezu vollständig aus dem deutschen Fernsehen verschwunden. Eine Ausnahme bildet allerdings Sport1, wo etwa Jürgen Milski die Zuschauer nach wie vor am Vormittag oft stundenlang nach Städtenamen suchen lässt - zum Preis von 50 Cent pro Anruf, versteht sich. "Sport-Quiz" nennt sich das Format, das mit Sport eigentlich herzlich wenig gemeinsam hat. Und auch wenn die Anrufshows inzwischen längst nicht mehr so häufig zu sehen sind wie früher, so rechnen sie sich offenbar nach wie vor für den Sender.

Das geht sogar so weit, dass Sport1 sogar am Samstagabend zur besten Sendezeit auf die wenig anspruchsvollen Anrufspielchen setzt. So wie am vergangenen Wochenende, als es jedoch ausnahmsweise nicht das "Sport-Quiz" zu sehen gab, sondern eine Show namens "Das große Auto-Quiz". Die unterschied sich vom Aufwand her deutlich von dem, was Sport1 sonst für gewöhnlich im Call-in-Bereich auf die Beine stellt. Gesendet wurde die von Plazamedia produzierte Show aus einer Halle, in der zahlreiche Autos standen, die es zu gewinnen galt. Und wie es der Zufall so will, hat gleich nach einer halben Stunde ein Anrufer eines der Fahrzeuge gewonnen.

"Es geht uns um Modernisierung und Professionalisierung der klassischen Call-in-Shows", sagt Sport1-Geschäftsführer Olaf Schröder im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de mit Blick auf diese Form der Samstagabendunterhaltung. "Unsere Erfahrungen vom vergangenen Wochenende werden wir jetzt im Detail analysieren." Grundsätzlich sei man aber zufrieden mit dem "Auto-Quiz", so Schröder, der allerdings noch Potenzial sieht. Anders als andere Sender ist ein kompletter Abschied von Call-in für Sport momentan daher auch kein Thema. "Für uns ist Call-in nach wie vor ein wichtiges Geschäftsmodell, das wir gezielt einsetzen." Ein Ausbau des Call-in-Anteils sei allerdings nicht geplant, beschwichtigt der Senderchef.

Angesprochen auf Aussagen aus dem vergangenen Jahr, wonach sich Sport1 künftig noch stärker auf die "Kernpositionierung", also den Sport, konzentrieren möchte, geht Olaf Schröder in die Verteidigungshaltung über. "Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun", versichert er und fügt hinzu: "Wir gehen unseren Weg weiter und werden in diesem Jahr 1400 Stunden Live-Sport zeigen. Diesen Anteil möchten wir im kommenden Jahr weiter ausbauen." Als Belege dafür führt er unter anderem die Übertragungen der Regionalliga, die Einführung eines US-Sportmagazins sowie die für den kommenden Sommer geplanten European Games an, über die Sport1 mindestens 45 Stunden live berichten möchte.

Doch am Samstagabend, wo der Sender in der Vergangenheit mit seinen Sport-Übertragungen aus Quotensicht oft chancenlos war, wird auch in absehbarer Zeit Call-in immer wieder eine Rolle spielen - zumal das "Auto-Quiz" mit 40.000 Zuschauern und einem Marktanteil von 0,3 Prozent sogar aus Quotensicht halbwegs ordentlich abschnitt. Präsentiert wurde die stundenlange Raterei übrigens vom einstigen 9Live-Moderator Max Schradin, der dieses Kapitel eigentlich schon vor über zwei Jahren abschließen wollte. Damals zeigte er sich im DWDL.de-Interview noch davon überzeugt, diesen Schritt schaffen zu können: "Ich glaube", sagte er im Februar 2012, "wenn du Talent hast und mehr kannst als nur den Hot Button und so dusselige Spiele über Stunden anzumoderieren, kann man nach einer gewissen Zeit den Stempel loswerden und beweisen, dass man mehr kann als Tiere mit A, E, I oder U zu suchen." Für Sport1 suchte er nun "Berufe ohne E".