Klaus Bölling ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Bölling, der als Sohn einer jüdischen Mutter die Repressionen des Nazi-Regimes in der eigenen Familie miterlebt hatte, ist einer der beiden "Väter" des "Weltspiegels", den er in den 60er Jahren gemeinsam mit Gerd Ruge entwickelte und zeitweise auch selbst moderierte. Damit schuf er einen festen Platz für die Auslandsberichterstattung in der ARD.
Begonnen hatte Bölling seine journalistische Laufbahn beim "Tagesspiegel", ehe er in den 50er Jahren in West-Berlin für RIAS und später den Sender Freies Berlin arbeitet. Er war für die ARD als Korrespondent in Südeuropa und Washington tätig, ehe er im Dezember 1972 zum neuen Intendanten von Radio Bremen gewählt wurde. Während seiner Amtszeit wurden erste Versuche unternommen, ein Kabelfernsehen mit lokalem Programm einzurichten. Radio Bremen startete für das ARD-Gemeinschaftsprogramm zudem "Am laufenden Band" mit Rudi Carrell.
Nach nur einem Jahr an der Spitze von Radio Bremen wurde Bölling dann aber von Helmut Schmidt ins Bundespresseamt berufen, wo er nicht nur Regierungssprecher, sondern auch enger Berater des Kanzlers wurde. In Bonn erlebte er im innersten politischen Zirkel den Deutschen Herbst und agierte während der Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ als Kontaktmann zu den Terroristen. Als Vertrauter Schmidts wurde er 1981 Leiter der Ständigen Vertretung in der DDR und erhielt im selben Jahr das Bundesverdienstkreuz.
Der heutige Radio-Bremen-Intendant Jan Metzger würdigte Bölling als eine wichtige Stimme der deutschen Nachkriegsgeschichte: "Klaus Bölling war Journalist aus Leidenschaft und ein engagierter Kommentator. Nicht zuletzt wegen seiner Erfahrungen in der Zeit des Nationalsozialismus war er aber eben auch ein politisch denkender Mensch und ein kritischer Kopf. Für Radio Bremen wird Klaus Bölling immer als ein intellektueller und liberaler Denker in Erinnerung bleiben, der die Geschicke Radio Bremens – wenn auch nur für kurze Zeit – mitbestimmt hat. Dass er schließlich als Regierungssprecher nach Bonn berufen wurde, zeigt, welche Bedeutung seine Stimme in der Zeit des Kalten Krieges in Deutschland hatte."