Günther Jauch hatte gerade eine Stunde lang mit Überlebenden des Holocausts über die Gräueltaten der Nazi-Diktatur gesprochen, da wurde am Sonntagabend unmittelbar vor dem Abspann seiner Talkshow eine Gegendarstellung des früheren "Closer"-Chefredakteurs Tom Junkersdorf verlesen, der sich inzwischen bei Bauer um "Sonderaufgaben" kümmert und den Deutschland-Start von "People" voranbringen soll. Anlass war eine im vergangenen April ausgestrahlte "Günther Jauch"-Sendung, die sich mit Prominenten und den Grenzen der Berichterstattung auseinandersetzte. Damals hatte Jauch unter anderem mit Michael Schumachers Managerin Sabine Kehm über den medialen Wirbel diskutiert, der sich in den Wochen und Monaten nach Schumachers schwerem Ski-Unfall ereignete.

Neben Kehm saßen damals unter anderem "Sportbild"-Chefredakteur Alfred Draxler und der Promi-Fotograf Hans Paul in der Runde. Doch offensichtlich gestaltete es sich nicht einfach, People-Journalisten einzuladen. In einem Laufband wurden daher in diesem Zusammenhang die Namen zahlreicher Zeitschriften eingeblendet, die keinen Vertreter in die ARD-Talkshow schicken wollten. Zu den Genannten zählte auch die im Bauer-Verlag erscheinende Zeitschrift "Closer", deren damaliger Chefredakteur Tom Junkersdorf jedoch eigenen Angaben zufolge gar nicht abgesagt hatte. "Am Freitag vor der Sendung hat eine für 'Closer' tätige Medienagentur der Produktionsfirma meine Teilnahme an der Sendung angeboten. Dies wurde abgelehnt", ließ Junkersdorf in der am Sonntagabend verbreiteten Gegendarstellung ausrichten.

Jauchs Redaktion merkte daraufhin an, der Bauer-Verlag habe zuvor bereits die Teilnahme an der Sendung für alle bei Bauer tätigen Chefredakteurinnen und Chefredakteur abgesagt. Sowohl aus Verlagskreisen wie auch dem Produktionsumfeld von "Günther Jauch" wird übereinstimmend bestätigt, dass zunächst einzeln Vertreter aus dem klassischen Yellow-Press-Segment, zu dem umstrittene Titel wie "Das neue Blatt" oder "Schöne Woche" gehören, angefragt wurden.

Dann jedoch widersprechen sich die DWDL.de vorliegenden Informationen. Aus Verlagskreisen heißt es, die Redaktion von "Günther Jauch" habe darauf Absagen kassiert. Für Junkersdorf habe diese Absage jedoch nicht gegolten, weil man im Hause Bauer das Magazin "Closer" nicht dem Yellow-Press-Segment zuordnet, sondern dem People-Segment. Auf dieser Version basiert die Gegendarstellung. Aus dem Umfeld der Talkshow heißt es jedoch, man habe dem Bauer-Verlag nach zunächst einzelnen, gezielten Anfragen an die Zeitschriften direkt auch eine generelle Anfrage geschickt - und daraufhin eine Absage "für alle Titel des Hauses" erhalten.

Basierend auf dieser Absage ist dann wohl Tom Junkersdorf im Laufband gelandet, obwohl der Chefredakteur des Blatts nach eigenen Aussagen gerne gekommen wäre. Weder i&u, die Produktionsfirma von "Günther Jauch", noch die Bauer Media Group wollten zu den DWDL.de-Recherchen offiziell Stellung nehmen. Vom Tisch ist das Thema aber auch nach Ausstrahlung der Gegendarstellung nicht. In Hamburg ist man nämlich nicht zufrieden mit der am Ende der Sendung versteckten Gegendarstellung. Nach DWDL.de-Informationen prüft der Verlag, eine erneute Ausstrahlung durchzusetzen - analog zu Print-Gegendarstellungen soll diese dann idealerweise an jener Stelle der Sendung erfolgen, an der die strittige Szene im vorigen Jahr stattfand.

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Doch ganz gleich, wie der Streit, der hinter den Kulissen seit Monaten tobt, ausgehen wird: Für Bauer ist er ein gefundenes Fressen, war Moderator Günther Jauch doch in der Vergangenheit immer wieder gegen die Berichterstattung der Boulevardpresse vorgegangen, darunter auch gegen Bauers "Closer". "Bildblog" nannte das Heft im vorigen Jahr "eine schlimme Mischung aus Regenbogenblatt und Boulevardzeitung" und Medienanwalt Christian Schertz bezeichnete sie sogar als "das aggressivste Printobjekt, was Verletzungen von Persönlichkeitsrechten angeht". "Closer" zeige Paparazzi-Fotos, die selbst "Bild" oder "die aktuelle" nicht drucken würden, und verletze "nahezu wöchentlich Persönlichkeitsrechte meiner Mandanten", erklärte der Anwalt.

Erst Anfang vergangenen Jahres hatte Jauch gleich drei Gegendarstellungen erwirkt, weil das Heft den Moderator auf einem in den 80er Jahren entstandenen Foto beim Radio wähnte, Jauch darauf in Wirklichkeit aber bei der Moderation einer ZDF-Sendung zu sehen war. Neben der Gegendarstellung druckte die "Closer"-Redaktion damals ein Foto ab, das Jauch als Queen verkleidet zeigte - eine "unzulässige Glossierung", wie die Richter später feststellten. Erst beim dritten Mal hielt sich das Heft an die Vorgaben und ließ den verkleideten Jauch weg. Ein Aufeinandertreffen Jauchs mit Junkersdorf wäre so gesehen also durchaus spannend gewesen, weil der Moderator wie kaum ein anderer Prominenter gegen jede noch so kleine Falschmeldung vorgeht.

Gegenüber dem Blog "topfvollgold" fand Jauch Ende 2013 deutliche Worte für die Regenbogenpresse. "Diese Leute schränken meine Freiheit ein", schimpfte er damals. "Es kostet Lebenszeit, es kostet Geld, und ich kann nicht so frei auftreten, wie ich es sonst sicherlich machen würde." Zugleich stört sich der Journalist daran, dass in solchen Heften "ununterbrochen Menschen getäuscht werden", wie er sagt. "Denen wird in der Schlagzeile etwas versprochen, das, wenn man es dann im Inneren nachliest, überhaupt nicht gehalten wird. Zu dem Zeitpunkt hat die Oma dann aber schon 1,50 Euro oder noch mehr ausgegeben. Ich werde also benutzt, um Leute reinzulegen und gleichzeitig das Vermögen von denjenigen, die diesen Dreck produzieren, noch zu vermehren - und da habe ich mir irgendwann mal gesagt: Ne! Dazu trägst du nicht auch noch bei, indem du dich nicht wehrst."

Im Folgenden dokumentieren wir die Gegendarstellung im Wortlaut:

Gegendarstellung von Tom Junkersdorf (Ausstrahlung am 25. Januar 2015 bei "Günther Jauch")

"In der Sendung 'Günther Jauch' vom 13. April 2014 äußerte sich der Moderator Günther Jauch wie folgt: 'Wir haben natürlich auch flächendeckend versucht, Menschen aus der Regenbogenpresse, Verantwortliche einzuladen, oder auch von anderen Medien. Wenn ich jetzt vorlese, wer uns da alles abgesagt hat, würden wir die Sendung füllen. Wir lassen jetzt einfach mal einen Teil von denen jetzt unten durchlaufen, damit Sie sich selber ein Bild machen können.' Dazu wurde eine Laufschrift eingeblendet, in der unter anderem die Zeitschrift 'Closer' namentlich erwähnt wurde, deren Chefredakteur ich bin.

Hierzu stelle ich fest: Am Freitag vor der Sendung hat eine für 'Closer' tätige Medienagentur der Produktionsfirma meine Teilnahme an der Sendung angeboten. Dies wurde abgelehnt.

Hamburg, den 21.5.14 - Tom Junkersdorf"

Anmerkung der "Günther Jauch"-Redaktion:

"Zu dem Zeitpunkt, als uns über eine Agentur der Chefredakteur von 'Closer', Herr Tom Junkersdorf, als Teilnehmer der Sendung vorgeschlagen wurde, hatte bereits der Bauer-Verlag eine Teilnahme an der Sendung 'Günther Jauch' für alle Chefredakteurinnen und Chefredakteure aller Titel des Hauses Bauer abgesagt."