Am 23. Februar startet das wohl spannendste Sat.1-Projekt des Jahres: Unter dem Titel "Newtopia - Vollkommenes Glück oder totales Chaos?" wird der Sender - zumindest im Idealfall - 15 sogenannte Pioniere eine andere, womöglich bessere Gesellschaft erschaffen lassen. Das klingt erstmal reichlich hochtrabend und hat in den USA kürzlich nicht funktioniert. Bei Sat.1 wird man daher hoffen, dass sich das Format aus John de Mols Show-Schmiede ähnlich gut entwickelt wie in den Niederlanden, wo sich "Utopia" - so der ursprünglich auch für Deutschland vorgesehene Titel - inzwischen als verlässlicher Quotenbringer etabliert hat.

Umso überraschender, dass Sat.1 die Sendung bei all dem betriebenen Aufwand ins kalte Wasser des Vorabends werfen und auf eine große Auftakt-Show zur besten Sendezeit verzichten wird. Dafür gibt man sich umso größere Mühe, "Newtopia" im Netz zu etablieren. Wer rund um die Uhr über das Treiben in "Newtopia" auf dem Laufenden gehalten werden möchte, kann sich auf der Website zur Show den kostenlosen "Newtopia Pass" besorgen, der einen Livestream, das Clip-Archiv und verschiedene Community-Funktionen umfasst. Darüber hinaus wird auch der "Premium Pass" angeboten, der Zugang zu allen vier Livestreams umfasst, zwischen denen die Nutzer switchen können.

Darüber hinaus gibt es eine 360-Grad-Kamera, die User über ihr Tablet und Smartphone steuern können sowie eine Mediathek mit ganzen Sendungen und Highlight-Clips. Sogenannte "VIP-Nutzer" können zudem das Voting-Ergebnis mitbestimmen. Zu haben ist ein Wochenpass für 1,49 Euro; wer sich für einen Monatspass entscheidet, muss 3,99 Euro bezahlen. ProSiebenSat.1 Digital erhofft sich auf diesem Weg zusätzliche Erlöse, wenngleich die Preise vergleichsweise überschaubar sind. Wer im vorigen Jahr die zweiwöchige "Promi Big Brother"-Staffel bei Maxdome sehen wollte, musste schließlich immerhin fast 16 Euro berappen.

Punkten will ProSiebenSat.1 Digital im Zusammenhang mit "Newtopia" indes auch mit der 7TV-App, in der die Sendung auch nach der TV-Ausstrahlung zur Verfügung steht. Auch dort stehen vier Livestreams sowie weitere Videos zur Verfügung. Und dann sind da auch noch die sozialen Netzwerke, die Sat.1 stark wie nie nutzen möchte. Es ist von der "größten Social-Media-Inszenierung in der Geschichte des Senders" die Rede. Die Online-Redaktion von Sat.1 arbeitet nach Angaben von ProSiebenSat.1 Digital rund um die Uhr an dem Format mit und begleitet "Newtopia" bei Facebook, Twitter, Instagram, Google+, Vine und Pinterest.

Der Aufwand ist für Sat.1 und die Produktionsfirma Talpa Germany aber auch sonst immens. "Newtopia" erstreckt sich auf zwei Hektar Land mit einer 450 Quadratmeter großen Scheune, einem 90 Quadratmeter messenden Stall, 300 Quadratmeter Teich, 3.000 Quadratmeter Weide und 1.200 Quadratmeter Ackerfläche. Für Acker und Weide wurden rund 1.250 m³ fruchtbarer Boden neu angelegt. Im Stall tummeln sich zwei Kühe und 25 Hühner, im Teich schwimmen Regenbogenforellen. 105 Kameras erfassen Tag und Nacht, was 15 Pioniere in "Newtopia" erleben. Hinzu kommen 30 Kilometer Kupfer- und 40 Kilometer Glasfaserkabel, die Kameras mit der Regie verbinden. Diese befindet sich wenige hundert Meter neben "Newtopia" in einer einer eigens errichteten Produktionsstadt. Insgesamt 138 Baucontainern wurden aufgebaut, in denen rund 100 Menschen in drei Schichten Tag und Nacht arbeiten werden.

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