Mit einer Flottenstrategie will WDR-Hörfunkdirektorin Valerie Weber die Radiosender ihres Hauses fit machen für die Zukunft. Nun hat auch der Rundfunkrat grünes Licht für die organisatorischen Veränderungen gegeben. Die Pläne sehen vor, dem derzeitigen 1Live-Chef Jochen Rausch die Leitung des so genannten Bereichs "Breitenprogramme" zu übergeben, in dem zunächst 1Live und WDR 2 zusammengefasst werden. Zum 1. August soll auch WDR 4 dazu stoßen. Rausch, der die Jugendwelle des WDR in den vergangenen 20 Jahren zu großen Erfolgen führte, galt als Webers Wunschkandidat für diesen Posten.

Die bisherige WDR-2-Leiterin Angelica Netz wird künftig die neue, wellenunabhängige Chefredaktion verantworten. Diese wird neben der Nachrichtenredaktion, dem Auslandskorrespondentennetz und dem Hauptstadtstudio Berlin künftig mit der zentralen Informationseinheit des Aktuellen Desk, und den crossmedialen Wirtschafts- und Sport-Bereichen erweitert. WDR 3 und WDR 5 sowie künftig auch Funkhaus Europa sind in der Direktion direkt angebunden. "Wir brauchen eine horizontale Informationsstruktur, damit wir unsere einzigartigen Ressourcen auch ausnutzen", erklärte Hörfunkchefin Weber bereits im Februar gegenüber DWDL.de. "Wenn Journalistinnen und Journalisten in einer Welle drei Monate an einem Thema recherchieren, dann sollte das Ergebnis nicht nur einmal verwendet werden. Es muss klar sein: Es gibt ein Rechercheergebnis und dann gilt es zu klären, für welche Programme wir es in welcher Form benutzen."

Mit der Zustimmung des Rundfunkrats zeigte sich Weber nun entsprechend zufrieden. "Die Mediennutzung im digitalen Zeitalter ist im Wandel und der WDR ist es auch. Beweglichere Strukturen sind ein erster, wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu einem modernen Medienunternehmen", sagte sie am Freitag. "Die Vielfalt unserer Hörfunkmarken und Angebote besser abzustimmen sowie die Verbreitung der eigenen Inhalte über neue Plattformen im Netz schneller zu koordinieren, das ist das Ziel dieses wellenübergreifenden Prozesses."

Unumstritten ist die Reorganisation des WDR-Hörfunks nicht. Das weiß auch Weber. "Die Sorge ist menschlich nachvollziehbar, weil jeder tief in sich eine Angst vor Veränderung trägt. Aber ich habe beim WDR bislang nur Menschen kennengelernt, die Neuem gegenüber aufgeschlossen sind", sagte sie vor wenigen Wochen im Gespräch mit DWDL.de. In den kommenden Wochen wollen die Verantwortlichen nun Details der Neuaufstellung gemeinsam mit den Mitarbeitern der jeweiligen Bereiche erarbeiten. Weber: "Eine Strukturreform ist nur so gut, wie sie die Mitarbeiter auch mit Leben füllen. Deswegen bin ich gespannt, wenn in den kommenden Wochen gemeinsam mit den Mitarbeitern die konkrete Umsetzung erarbeitet wird."

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