Der "Spiegel" hat wahrlich turbulente Monate hinter sich. Doch nachdem Wolfgang Büchner das Nachrichtenmagazin verlassen hat, kehrte erstmals so etwas wie Ruhe ein in Hamburg. Sein Nachfolger Klaus Brinkbäumer war eine interne Lösung - er kennt sich also bestens aus. Auch der Übergang in der Geschäftsführung von Ove Saffe auf Thomas Hass ging weitestgehend geräuschlos über die Bühne. Nun tut sich allerdings wieder etwas an der Ericusspitze, diesmal allerdings bei den Gesellschaftern.
Wie der Branchendienst "Horizont" berichtet, wollen drei der vier Erben von Rudolf Augstein ihre "Spiegel"-Anteile verkaufen. Einzig und allein Franziska Augstein will davon nichts wissen und sagt: "Was immer passiert: Ich verkaufe nicht." Jakob, Maria Sabine und Julian sind da offenbar anderer Meinung und wollen laut "Horizont" nun Kasse machen. Gemeinsam halten die Geschwister 24 Prozent am "Spiegel" - 18 Prozent stehen nun wohl zum Verkauf.
Nach dem gerade erst erfolgten Wechsel in der Geschäftsführung und der Chefredaktion können die Verkaufsabsichten durchaus auch als Misstrauensvotum gegen die neue Führungsmannschaft gewertet werden. Gegenüber "Meedia" sagt Jakob Augstein, dass er keinen Grund habe, der Geschäftsführung das Vertrauen zu entziehen - von der redaktionellen Leitung spricht er nicht. Auf die Verkaufsabsichten angesprochen sagt Augstein, es handele sich dabei um "Spekulationen" - kein sehr hartes Dementi.
Sollten die drei Erben nun tatsächlich ihre Anteile verkaufen wollen, gäbe es mehrere Möglichkeiten. Alle Gesellschafter verfügen über ein Vorkaufsrecht. Dass Franziska Augstein die Anteile übernimmt, gilt allerdings als unwahrscheinlich. Sie müsste dafür viele Millionen Euro aufbringen. Auch die Mitarbeiter KG müsste den Kauf wohl über Kredite finanzieren, spekuliert "Horizont". Bliebe also noch Gruner + Jahr, das sich den Deal wohl locker leisten könnte. Allerdings hätte Gruner + Jahr bei einem Kauf auch nicht viel mehr zu sagen als jetzt schon, der Verlag hält derzeit 25,5 Prozent am "Spiegel". Hauptgesellschafter ist und bleibt die Mitarbeiter KG mit 50,5 Prozent.