Frank Plasberg spricht im "Spiegel"-Interview nicht nur darüber, dass ihm erneut der Sprung auf den Sonntagabend verwehrt blieb, sondern ungewöhnlich offen auch über seinen scheidenden Polittalk-Kollegen Günther Jauch: "Günther Jauch, der erfolgreichste Moderator Deutschlands, wollte sich mit dem Sonntagabend als Journalist krönen. Hat nicht ganz geklappt. Ich finde das irgendwie beruhigend. (...) Jeder ist auf seine Art jemand, der etwas nicht erreicht hat: Wir sind alle Verlierer."

Jauch habe geglaubt, Talk sei einfach. Wenn Plasberg Jauchs Sendung angeschaltet habe, dann habe er jedoch "einen Kollegen gesehen, der nicht genau gewusst hat, warum es nicht so funktioniert." Plasbergs Erklärungsversuch: "Ich beneide Günther Jauch. Er ist so alt wie ich und hat einen Jungencharme, mit dem kann er machen, was er will. Diese Reflexe, dieser Dackelblick, dem kann keiner böse sein. Aber das alles lässt sich eben nicht vereinen mit der Aufgabe eines konsequenten Fragers, der nicht die Sympathien auf sich zieht, der eher wie ein Oberlehrer oder arrogant daherkommt. Du kannst nicht der gefühlte Bundespräsident sein und ein kantiger erster Journalist."

Zur Entscheidung, den Sonntagabend-Platz an Anne Will zu vergeben, sagt Plasberg: "Weder Quote noch Qualität spielten bei der Entscheidung eine Rolle. (...) Es ging nicht um die Sendung, es ging um Territorien. Und das ist keine Kritik an Anne Will, das ist eine Beschreibung der Realität in der ARD." Plasberg spielt damit auf die Tatsache an, dass der Sonntagabendplatz vom NDR verantwortet wird, "Hart aber fair" aber vom WDR kommt. Trotzdem ärgere ihn die Entscheidung nicht weiter: "Ich kann gut damit leben, wenn den Job am Sonntagabend jemand bekommt, der ihn kann. Und Anne Will kann ihn."

Allgemein sei er in den vergangenen beiden Jahren gelassener geworden und habe gelernt, das zu schätzen, was er hat: "Ich wusste im Kopf, dass ich einen tollen Laden habe, aber im Bauch war nie angekommen, dass das ein Riesenglück ist, dass das einen Riesenspaß machen kann. Es ging bei mir immer nur um höher, schneller, weiter. (...) Ich habe gemerkt, was ich durch Loslassen gewinnen kann - bis heute. Ich habe dadurch einen Spaß an dieser Sendung, den ich noch vor zwei Jahren in dieser Form wirklich nicht hatte."

Ans Aufhören denkt er einstweilen daher noch nicht - doch wenn es dann soweit ist, dann soll "Hart aber fair" nach seiner Vorstellung trotzdem weiter gehen. Plasberg: "Wenn es Ihnen noch nicht aufgefallen ist: 'Hart aber fair' ist die einzige politische Talkshow, die nicht nach ihrem Moderator benannt ist, und das ist auch Programm. Ich glaube, dass die Sendung und die Marke stärker sind als das Gesicht - mein Gesicht -, und ich finde, dass das deutsche Fernsehen eine pointierte und engagierte Sendung braucht, und ob ich die moderiere oder nicht, ist die zweite Frage."