Einsatz in 4 Sendern: Schäferkordt ist Deutschlands neue Fernsehmutter

Foto: DWDLKeine große Show, keine "coole Location" sondern klassisches Ambiente: Die Programm-Pressekonferenz der deutschen RTL Group-Sender wirkte gediegener als noch im Vorjahr. Da lud Gerhard Zeiler in eine Speicherhalle in den Hafen der Hansestadt und präsentierte lautstark, effektvoll und nicht ohne Showacts wie der Blue Man Group, die neuen Programme.

Auf dem Süllberg hingegen dominierte in diesem Jahr die Sachlichkeit. Was generell positiv ist, wurde für Anke Schäferkordt zum Problem, weil es in der Sache wenig Neues gab. Oder aber muss man es anders verstehen? Sparte man sich gleich den großen Auftritt, wenn man ohnehin nichts Überraschendes zu präsentieren hat? Schon lange bevor die Pressekonferenz begann, stand Schäferkordt an einem Tisch direkt neben der Bühne und beobachtete den sich füllenden Ballsaal. Völlig untypisch für das, was man von RTL aus den vergangenen Jahren gewohnt war, war dann der Auftritt Schäferkordts: Sie ging tatsächlich einfach so und ohne Tusch und Trara auf die kleine Bühne. Zeiler wäre das zu naheliegend gewesen.

Da war sie also: Anke Schäferkordt, die neue Fernsehmutter der Nation. Sozusagen die Super-Nanny der quengelnden Werbekunden, die künftig im Einsatz in 4 Sendern den Big Boss spielen soll. Wirklich angepackt wurde zur neuen Saison allerdings nicht: Bekannte Kost und wenig Neues machten das Familientreffen auf dem Süllberg beschaulich. Ein Topthema für den gepflegten Smalltalk im Anschluss lieferten weder RTL noch die drei weiteren Sender.

Foto: RTL"Zweifelsohne haben wir an Marktanteilen verloren", so Schäferkordt und: "Nicht jedes neue Format kam so gut an, wie wir es dachten". Sie versprach: "Wir haben aus diesen Erfahrungen gelernt". Offenbar bedeutet dies für die Saison 05/06 vor allem eins: Lieber wenig Gutes als viel Schlechtes. Von dem ausgegebenen Schlagwort "Innovation" ist nichts zu sehen im neuen Programm. Mit bewährter Hausmannskost und weniger Experimenten soll RTL laut der neuen Chefin auf die "bewährte Flughöhe von 17 Prozent" zurückkehren. Bei den Zuschauer soll der Appetit auf den Sender neu entfacht werden. "Mein RTL", so der Slogan für die kommende Saison, verdeutliche auch die breite Zielgruppenansprache des Senders: Bei Schäferkordt schmeckts allen.

"Ein Sender hat die Aufgabe, die Themen zu bringen, die die Zuschauer interessieren und das sind derzeit traditonellere Themen." So lernt man bei Fernsehmutter Schäferkordt in der künftigen TV-Saison nicht nur, wie man Kinder erzieht, Wohnungen renoviert und Gärten umgestaltet. Künftig gibt es auch Tipps gegen Diebstahl und Einbruch im eigenen Haus und für die Herausforderung der ersten gemeinsamen Wohnung.

Humor ist, wenn man trotzdem lacht - obwohl kein einziges Format zu sehen war. "Wir bleiben bei der Farbe Comedy", sagte Schäferkordt gegenüber DWDL und sprach von der Entwicklung dreier Comedyformate, die aber erst für Anfang 2006 geplant sein sollen. "Ich kann nicht ausschließen, dass davon auch etwas am späten Samstagabend läuft", antwortete die RTL-Chefin auf die Nachfrage, ob sie eine Neuauflage der "RTL Samstag Nacht" bestätigen kann. Dann kam es wieder, dieses Lächeln. Verbindlich, sympathisch und näher am Menschen als es Vorgänger Zeiler war.

Was man auf dem Süllberg spüren konnte, lässt sich im Programm von RTL allerdings nicht wiederfinden. Noch trägt das Programm nicht Schäferkordts Handschrift. Beginnend mit "Deutschland sucht den Superstar" und endend mit einigen Serien, muss sie noch verantworten, was ihr Vorgänger plante. Ihr vorheriges Baby VOX hat sie erfolgreich groß gezogen. Ob das Sorgenkind RTL auch so schnell wieder für Freude sorgt, bleibt abzuwarten. Die Super-Nanny wird Deutschlands Fernsehmutter Schäferkordt in diesem Fall kaum helfen können - egal ob bei RTL oder ihrer Verantwortung für die ganze Senderfamilie. Unterschätzen sollte man sie aber nicht, Deutschlands neue Fernsehmutter.