Am Donnerstag kündigte Kai Diekmann an, zum Jahresende des Posten des Chefredakteurs der "Bild"-Zeitung nach 15 Jahren an die bisherige Unterhaltungschefin Tanit Koch abzugeben. Diekmann soll sich stattdessen als Herausgeber künftig um die publizistische Linie der gesamten "Bild"-Gruppe kümmern. Die einzelnen Chefredakteure werden dafür künftig an ihn berichten. Im Interview mit dem "Handelsblatt" erklärt Diekmann das als "organisatorische Antwort" auf die Tatsache, dass sich "Bild" durch die "digitale Revolution" stark verändert habe.
Das habe für ihn so viele zusätzliche Aufgaben gebracht, dass er sich schon lange nicht mehr ausreichend um die gedruckte Zeitung habe kümmern können. Allerdings werde er trotzdem ein Auge auf die Redaktion haben - und wie er seine Rolle beschreibt, klingt wie eine Drohung: "Der Redaktion habe ich gesagt, dass ich künftig als Satellit über ihr kreisen werde. Wenn es nötig sein sollte, werde ich auch mal etwas zur Sprengung bringen."
Künftig kann er sich also befreit vom Tagesgeschäft der Entwicklung neuer, auch internationaler Projekte widmen. Als Beispiel für ein solches Projekt nennt er "Upday", den Nachrichtenaggregator, den Springer gemeinsam mit Samsung entwickelt. "Natürlich schaue ich mir an, welche Möglichkeiten es gibt, 'Bild' an dieser Stelle weiterzuentwickeln. Womöglich gibt es ja auch noch Print-Verlängerungen von 'Bild', die erfolgreich sein könnten." Auch mit Projekten wie "Instant Articles" bei Facebook oder "Discover" bei Snapchat will er sich beschäftigen.
Die unter seiner Führung massiv gesunkene Print-Auflage sieht er als "Marktentwicklung, der wir uns nur sehr begrenzt entgegenstemmen können" und verweist lieber darauf, dass "Bild" dank der digitalen Kanäle mehr Menschen erreiche denn je. Das führt er auch darauf zurück, dass man häufig neue Dinge ausprobiert habe, von denen andere gesagt hätten, dass sie falsch seien. Diekmann: "Wir sind publizistische Avantgarde, wenn es darum geht, Neues auszuprobieren."