Die RTL Group hat ihre Quartalszahlen vorgelegt. Demnach stieg der Umsatz im dritten Quartal 2015 um 7,5 Prozent. Ein Umsatzplus, das in erster Linie getragen wird von der Mediengruppe RTL Deutschland (+6,8Prozent), Fremantle Media (+5,0 Prozent) und RTL Nederland (+15,4 Prozent) sowie ein durch die digitale Shoppingtour eingekauftes Wachstum der Digitalgeschäfte um 86,6 Prozent. Das EBITA des TV-Konzerns legte um 13,8 Prozent auf 182 Millionen Euro zu. Hier sind wieder die Mediengruppe RTL Deutschland und RTL Nederland maßgebliche Treiber. Der Nettogewinn der RTL Group-Aktionäre lag im dritten Quartal bei 113 Millionen Euro, was einer Steigerung von 9,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal entspricht.

Blickt man auf die ersten neun Monate des Jahres, so wird noch deutlicher, wie wichtig die Mediengruppe RTL Deutschland für den TV-Konzern ist. Hier stieg das EBITA des deutschen Geschäfts um 9,3 Prozent auf 457 Millionen Euro und damit zwei Drittel des gesamten Gewinns des europäischen TV-Konzerns (Gesamt-EBITA: 716 Millionen Euro). Beim Blick auf den Umsatz fällt erneut der durch Akquisitionen schnell steigende Digitalumsatz auf. Hier investiert die RTL Group in den letzten zwei Jahren mit erstaunlichem Tempo. Erstaunlich, weil hinter diesen Investitionen ein Strategie-Wechsel steht.

Zuvor hatten die RTL Group bzw. Mediengruppe RTL Deutschland im Digitalen stets eher konservativ agiert und der Euphorie angesichts neuer Möglichkeiten die kaufmännische Frage des tragfähigen Geschäftsmodells gegenüber gestellt. Diese Vorsicht wurde ein Stück weit von der Faszination der enormen Wachstumsraten abgelöst. Enormes Wachstum auf allerdings noch überschaubarem Niveau. An diesem Donnerstag vermeldet man: Acht Prozent der Umsätze des TV-Konzerns kommen aus den mehrheitlich zugekauften Digitalgeschäften. Doch bemerkenswerter als die Entwicklung der Zahlen und der Frage, ob dies organisch oder durch Zukäufe erzielt wurde, ist die Haltung dahinter.

Die dokumentieren die beiden Co-CEOs der RTL Group, Anke Schäferkordt und Guillaume de Posch, in ihrer gemeinsamen Stellungnahme: „TV steht in unseren Augen nicht mehr allein für Fernsehen, sondern für ‚Total Video‘ – also Bewegtbild als Ganzes. Wir haben in allen Teilen der Wertschöpfungskette dieses Gesamtvideomarktes führende Positionen aufgebaut. Investitionen ins Sender-, Inhalte- und Digitalgeschäft machen aus dem führenden europäischen Unterhaltungskonzern einen global führenden Akteur in der Produktion, Bündelung und Monetarisierung von Videoinhalten.“

Total Video statt Television? Eine interessante Neudefinition eines Begriffs, der in der non-linearen Fernsehwelt oftmals altmodisch wirkt. Eine ganze Branche tut sich - auch international - noch schwer damit, einen geeigneten Begriff für das neue, diversifizierte Angebot von Bewegtbild zu finden, wie vergangene Woche auch Amazon Studios-Chef Roy Price im DWDL.de-Interview einräumte. Doch vom Strategiewechsel und diesen Impulsen abgesehen, geht es Schäferkordt und de Posch an diesem Donnerstag auch um den Ausblick aufs Gesamtjahr. Sie sehen in den vorgelegten Zaheln eine „sehr vielversprechende Ausgangslage für ein weiteres erfolgreiches Jahr – trotz der schwierigen Vergleichswerte aus dem vierten Quartal 2014.“

Die RTL Group hebt basierend auf den jetzt vorliegenden Zahlen ihre im August bei Vorlage der Halbjahreszahlen kommunizierte Umsatzprognose für das laufende Jahr wenig überraschend an: Vorausgesetzt, es ergeben sich keine größeren Veränderungen in der Konjunkturlage der relevanten Märkte, erwarte die RTL Group nun - durch die getätigten Zukäufe - eine moderate Steigerung ihres Gesamtumsatzes im Vergleich zum Gesamtjahr 2014. Zuvor war man von einer „leichten Steigerung“ ausgegangen. Beim EBITA wiederum bleibt die Prognose unverändert: Man erwarte eine stabiles Ergebnis - aus Sicht der RTL Group ein Erfolg, weil es  in diesem Jahr weniger positive Einmaleffekte als in 2014 gegeben habe.