Vor etwas mehr als einer Woche wollte Volker Schwenck in die Türkei einreisen, um mit syrischen Flüchtlingen darüber zu sprechen, wie es im sogenannten Islamischen Staat derzeit aussieht. Doch dazu kam es nicht: Erst wurde der ARD-Korrespondent am Flughafen in Istanbul festgesetzt, dann musste er den Rückweg nach Kairo antreten. Warum genau er das Land wieder verlassen musste, weiß Schwenck bis heute nicht. "Im Moment versuchen wir herauszubekommen, was konkret mir vorgeworfen wird. Das erfordert gewisse juristische Schritte, die Zeit brauchen. Danach sieht man weiter", sagte Schwenck in einem Interview mit dem "journalist".
Von den Polizisten vor Ort sei ihm nicht eine einzige Frage gestellt worden. "Es war offenbar schon alles klar, lange bevor ich überhaupt frühmorgens an der Passkontrolle aufschlug", mutmaßt Schwenck. "Es sei ein Vermerk bei meinem Namen, hieß es - offenbar stand ich auf einer Liste. Ich durfte mein Telefon benutzen und musste dann stundenlang rumsitzen, bis ich am Abend nach Kairo abgeschoben wurde. Wir waren insgesamt zehn Männer, aus Ägypten, Georgien oder Burkina Faso zum Beispiel. Alle wurden wieder in die Herkunftsländer zurückgeschickt." Die Kollegen in Istanbul hätten ihm später mitgeteilt, die Festsetzung habe etwas mit Grenzverletzung zu tun. "So genau scheint man aber nicht zu wissen, warum ich nicht einreisen durfte, denn dann wurde die fehlende Akkreditierung aus dem Hut gezaubert."
Seit 2013 habe er mindestens ein halbes Dutzend Mal aus der Türkei über Syrien berichtet, betonte Volker Schwenck im "journalist"-Interview. "Und dann heißt es plötzlich: Ohne Akkreditierung dürfen Sie nicht einreisen. Warum darf ich die Türkei plötzlich gar nicht erst betreten, nur weil ich für die Berichterstattung über das Land nicht akkreditiert bin? Das ist Einreisesperre qua Beruf." Ob er dennoch in Zukunft noch einmal in die Türkei reisen wird, hänge vom Ausgang der Angelegenheit ab. Schwenck: "Auf jeden Fall werde ich mir dann vorher offiziell mitteilen lassen, welche Spielregeln die türkische Regierung gerade anzuwenden gewillt ist." Derzeit versuche er, "einigermaßen gelassen zu bleiben", betonte der Journalist. "Ich kann Ihnen nicht sagen, was mit mir geschehen würde, wenn ich jetzt in die Türkei führe. Aber so lange ich nicht mehr weiß, werde ich es sicher nicht ausprobieren."
Dass manch einer im Internet seine journalistische Ethik infrage stellte, kann Schwenck indes nicht nachvollziehen. "Mit der Zeit legt man sich ein etwas dickeres Fell zu – in den Kommentarspalten auf tagesschau.de standen ja auch vorher schon nicht immer nur Nettigkeiten. Wobei es mich mehr ärgert, wenn man mir schlichte Blödheit unterstellt. Nach Jahren der Berichterstattung bin ich nicht ganz unerfahren in Sachen Visa und Akkreditierung. Es gibt aber eben die Theorie und die Praxis. Und zu glauben, ich sympathisiere mit egal wem, nur weil ich darüber berichte, ist schon etwas einfältig."
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