DWDL @ "Deutschland sucht den Superstar"
Es ist wieder Samstag, es ist 21.15 und es ist Zeit, wieder einmal einen neuen Quotenrekord aufzustellen: Bis zu 12,07 Millionen Zuschauer verfolgten am vergangenen Samstag die 5. Mottoshow von "Deutschland sucht den Superstar". Man darf sich fragen, ob zurecht, denn „Glamour“ wie Kandidatin Julliette zu sagen pflegt, wurde zunächst nicht versprüht. Eher erinnerte die Show anfangs an eine Sonderausgabe des RTL Shops: Rein zufällig hat Moderator Spengemann in der Kantine gehört, wie ein Kameramann mit dem Klingelton zu „We have a dream“ angegeben hat. Sicherlich bekommt er auch Ärger, wenn dieser per Anlage im Studio eingespielt wird. Das einzige, was aber klingelt ist der Geldbeutel, denn ein nicht geringer Anteil der € 1,29 pro Bestellung wird direkt in die Kassen von RTL fließen.Und wenn wir schon gerade den Geldbeutel offen haben: Gefeiert wird der Platin-Status der „We have a dream“-Maxi und Onkel Bohlen legt ein zufriedenes Lächeln auf. Ja, natürlich wollen wir noch mal einen Ausschnitt aus dem Lied hören. Daniel zeigt, dass er von drei runterzählen kann und gibt somit der Technik und seinen Kollegen, dass Zeichen, wann der Finger zum CD-Player wandern soll, damit das Playback beginnt. Noch kurz auf die heutige Bild-am-Sonntag-Zeitung hingewiesen und schon kann die eigentliche Show losgehen. Mit jeder Sendung wird das eigentliche Singen in den Hintergrund gedrängt. Ironie des Ganzen ist, dass trotz weniger Kandidaten, die Sendezeit dennoch garantiert jedes Mal überzogen wird. Aber zum Glück hatten wir zu jedem Kandidaten mehr oder weniger sinnvolle Einspieler, die uns getreu Dieter Bohlens „Nichts als die Wahrheit“ die volle Harmonie im Hause Superstar deutlich machen sollten. Schön, dass es noch die heile Welt gibt.
So bleibt es auch bei versucht-tiefergehenden Fragen der beiden Superstar-Moderatoren Spengemann und Hunziker. Letztere zeigte in der vergangenen Show, dass ein Schnellkurs "Deutsch" nicht ausreicht um durch eine Fernsehshow zu führen. Da gelingt es auch nicht, Versprecher mit einem „Das ist Livefernsehen !“ wettzumachen. Jedenfalls müsste sie durch das permanent zustimmende Nicken während der Moderationen ihres Kollegen schon eine gestärkte Nackenmuskulatur haben. Schade eigentlich, dass sie dadurch schlechter erscheint als sie wirklich ist. Selbst das Publikum hat sich gegen Ende schon darüber amüsiert. Dabei wurden alle Texte schon im Voraus per Teleprompter geprobt. Leider kann Schönheit eben doch nicht alles ersetzen.
Dagegen machte Spengemann einen äußerst souveränen Eindruck. Er führte locker und lustig durch die Show; versuchte das Beste rauszuholen. Die "80er" waren das Thema und einmal mehr wurde deutlich wie entscheidend die Titelauswahl für das Abschneiden einer Person war. So hatte Vanessa diesmal mehr Erfolg bei der Titelwahl und das Aus kam für Nicole Süßmilch: Der fehlende Bekanntheitsgrad wurde ihr vermutlich zum Verhängnis. So musste ihr Freund kaugummikauend das Ausscheiden hinnehmen. Insgesamt enttäuschten die Kandidaten gegenüber letzter Woche, was aber auch an den weniger stimmintensiven Liedern lag, die diese Woche gesungen wurden.
Trotzdem überschlug sich die Jury vor Lob, selbst Thomas Stein
hatte kaum etwas Negatives zu sagen. Bezeichnend war erneut der Auftritt des Entertainers Daniel K., der an seiner Popularität nichts eingebüßt hat. Von der Jury als Comedy-Artist ohne besondere gesangliche Leistungen abgestempelt, schafft er es immer wieder eine gute Stimmung zu erzeugen. Bleibt nur die Frage, ob Show allein für einen Superstar reicht. Spätestens wenn man nur die Stimme im Radio hört, wird man sich fragen, ob defekte Boxen oder doch einfach nur die, Bohlen-Zitat, „Kermit“-Stimme von Daniel K. die Schuld am Mißklang haben. Dennoch: Er ist wichtig für die Sendung, weil die Zuschauer entweder mit ihm fiebern oder aber auf sein Ausscheiden warten. Eine solche Dramaturgie steigert die Quote.
"Deutschland sucht den Superstar": RTL hat wieder einmal einen Volltreffer gelandet. Entertainment pur, ein Sieg der Vermarktung in allen Medien. So entsteht ein Hype, so verkauft man Fernsehen. Sehr gute Quoten in der Zielgruppe bringen potentielle Käufer für alle Merchandising Produkte: Vom Fan-Magazin bis zur Bettwäsche. Daher bleibt es auch nur bei dem Ansatz von Kritik, denn die Dramaturgie stimmt. Und RTL hat gezeigt, dass die Samstagabendshow noch salonfähig ist und wie man Marketing auch in wirtschaftlich düsteren Zeiten erfolgreich betreiben kann.
Erfolge auch beim Audience Flow: Selbst die mehr oder weniger guten Sendungen „Krüger sieht alles“ und „Olm“ profitieren stark von den Zuschauern, die sich für die Wartezeit zwischen Show und Entscheidung kein Alternativprogramm aussuchen. Andersrum profitiert „Deutschland sucht den Superstar“ auch von den Zuschauern der Quizshow „Wer wird Millionär“. Selbst die, z.T. vom Konkurrenten SAT.1 gepushte, negative Presse um Daniel Lopez bringt wieder neue Zuschauer und bewirkt genau das Gegenteil: Die Aufmerksamkeit für das Projekt steigt immer weiter.
Die „Superstars“ singen „We have a dream“; für RTL ist dieser Traum schon wahrgeworden. „Deutschland sucht den Superstar“ ist das Gesprächsthema so wie einst "Big Brother". Und ehrlich gesagt: Wir freuen uns doch alle auf die nächste Mottoshow.