Durch den nach dem gescheiterten Putschversuch verhängten Ausnahmezustand können in der Türkei Terrorverdächtige insgesamt bis zu 14 Tage ohne richterlichen Beschluss in Polizeigewahrsam festgehalten werden - und davon macht die Staatsanwaltschaft im Fall von Deniz Yücel, Türkei-Korrespondent der "Welt", auch Gebrauch. Wie die "Welt" berichtet wurde die nach sieben Tagen ablaufende erste Frist um weitere sieben Tage verlängert.

Spätestens nach 14 Tagen müsste Yücel dann aber vom Staatsanwalt vernommen werden, der ihn dann auf freien Fuß setzen oder einen Antrag auf Untersuchungshaft stellen kann, über den dann ein Haftrichter zu entscheiden hätte. Was genau die Staatsanwälte Yücel vorwerfen, ist noch nicht endgültig geklärt. Offenbar geht es um die Berichte über private Mails des türkischen Energieministers, die eine Hackergruppe zuvor verbreitet hatte. In diesen Mails ging es laut "Welt" unter anderem um die Kontrolle türkischer Medienkonzerne und die Beeinflussung der Öffentlichkeit durch Fake-Nutzer bei Twitter.

Nach Angaben der Polizei bestehe gegen Yücel der Verdacht auf Datenmissbrauch und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Einsicht in die Ermittlungsakten wurde unter Verweis auf Terrorverdacht bislang aber nicht gewährt. Yücels Anwalt sagte unterdessen, dass die Vorermittlungen der Polizei längst abgeschlossen seien und daher auch kein Grund bestehe, Yücel weiter in Polizeigewahrsam zu halten - zumal nach Rechtssprechung des Europäischen Gerichtshofs ein Polizeigewahrsam von mehr als vier Tagen und sechs Stunden ohnehin unzulässig sei, auch im Falle des Ausnahmezustands.

Auch zahlreiche deutsche Politiker haben bereits seine Freilassung gefordert. Bundesjustizminister Maas sagte im Namen der Bundesregierung Unterstützung zu. Auf Twitter schrieb er: "Jede Unterdrückung von kritischer Berichterstattung ist mit unserem Verständnis von Pressefreiheit nicht vereinbar. Pressefreiheit ist eine Grundlage für jede demokratische Kultur. Wenn sich die Türkei nicht an die europäischen Grundwerte hält, wird eine Annäherung an die EU immer schwieriger bis unmöglich."