Nominiert für den 42. Grimme-Preis sind auch Heinrich Breloers Doku-Drama "Speer und Er", Dieter Wedels Zweiteiler "Papa und Mama", fünf Filme aus der Reportage-Reihe "die story" sowie "Tagesthemen"-Moderatorin Anne Will.
Rund 600 für den Preis vorgeschlagene Fernsehproduktionen und spezielle TV-Leistungen haben die drei unabhängigen Nominierungskommissionen "Fiktion", "Information & Kultur" und "Unterhaltung" seit September in insgesamt sieben Wochen auf Qualitäten im Sinne des Adolf-Grimme-Preises geprüft. 56 dieser Produktionen wurden schließlich nach sorgfältigen Sichtungen und intensiven Diskussionen für die Jury-Endrunde im Februar nominiert.
Für den Direktor des Grimme-Instituts, Uwe Kammann, war neben der thematischen Vielfalt bei den Dokumentationen und Reportagen besonders die herausragende Qualität der Fernsehspiele und Schauspielleistungen bemerkenswert. Die Nominierungskommission "Fiktion" habe tatsächlich aus dem Vollen schöpfen können. "Das Fernsehjahr 2005 glänzt durch eindrucksvolle Fernsehfilme, von berührenden Dramen über spannende Krimis auf hohem Niveau bis zu höchst vergnüglichen Produktionen", so der Grimme-Direktor.
Im Wettbewerbskontingent "Information & Kultur" seien die zahlreichen investigativen, journalistisch ausgezeichnet aufbereiteten Reportagen und Dokumentationen zu würdigen: "Es gab und gibt ihn, den mutigen und gründlich recherchierenden Fernsehjournalismus".
Das Spektrum reiche von einfühlsamen Porträts einzelner Schicksale bis zu brisanten Darstellungen und neuen Perspektiven bei politischen und gesellschaftlichen Skandalen. Zu kritisieren sei aber die in der Regel schlechte Platzierung solcher Sendungen zu nachtschlafender Zeit. Hier vergäben die Sender mutlos und leichtfertig die Chance, eindeutig Profil zu zeigen.
Die öffentlich-rechtlichen Sender haben bei den Nominierungen die Nase vorn und dominieren insbesondere im Bereich "Information & Kultur" ohne private Konkurrenz. SAT.1 ist mit der ersten Folge der Comedyreihe "Pastewka" und dem Fernsehfilm "Ich liebe das Leben" (mit Anneke Kim Sarnau und Jan Josef Liefers) zweimal unter den Nominierungen im Bereich "Fiktion & Unterhaltung" zu finden, ProSieben einmal mit der Serie "Stromberg", in der Christoph Maria Herbst die Hauptrolle spielt.
Im Wettbewerbskontingent "Spezial" wurden u.a. Christian Busemann, Arno Heinisch und Oliver Kleinfeld für die Idee, Konzeption und Produktion der schrägen Parodie "pimp my Fahrrad" (MTV) nominiert. Auch das Kinderfernsehen kam in die Endauswahl. Hier sind - ebenfalls in "Spezial" - Frank Beckmann und Sebastian Debertin nominiert: für Idee, Konzeption und Produktion von "KI.KA-Krimi.de".
"Spezial"-Preise gibt es für ganz persönliche und spezifische Programmleistungen, vom handwerklichen Bereich über neue ästhetische Formen bis zu couragierter Fernsehpublizistik. Anne Will beispielsweise wurde wegen ihrer Interviews in den ARD-"Tagesthemen" - so mit Bundeskanzler Gerhard Schröder - nominiert.
Das Spektrum der Dokumentationen und journalistischen Beiträge reicht vom Porträt "Mister Tony Blair" (ARD/NDR) bis zu fünf Folgen der Reportage-Reihe "die story" (WDR). Dazu zählen der Film "Sie hat sich benommen wie eine Deutsche" über die Hintergründe der Ermordung einer jungen türkischen Frau auf offener Straße und auch "Der Griff nach dem Öl": Hier wird die Rohstoff-Strategie der USA dargestellt, die mit dem Kampf um wirtschaftliche und politische Vormachtstellung verbunden ist.
Im Bereich "Fiktion & Unterhaltung" honorierten die Kommissionen mit u.a. mit "Pastewka" (SAT.1) und "Bei Krömers - Harte Kerle" (RBB) exzellente Comedy-Formate. Auch glänzende Schauspielleistungen wurden über "Spezial"-Nominierungen herausgehoben. Dies gilt sowohl für Nina Kunzendorf (u. a. "Marias letzte Reise", "Der scharlachrote Engel", "Die Nachrichten") als auch für das BR-"Polizeiruf 110"-Ermittlerduo Michaela May und Edgar Selge.
Ingesamt lobte die Kommission die hochrangigen Leistungen der Darsteller in den nominierten Fernsehfilmen. So seien beispielsweise Marie Bäumer, Matthias Brandt, Katharina Thalbach, Monica Bleibtreu, Axel Milberg, Nadja Uhl, Heino Ferch, Senta Berger, Axel Prahl, Nina Petri, Sophie von Kessel und Wotan Wilke Möhring hervorzuheben.
Die unabhängigen Jurys, in denen Fernsehkritiker und Publizisten, Medienwissen-schaftler und Bildungsfachleute zusammenwirken, können bis zu 14 Auszeichnungen vergeben. Die Preisgerichte tagen im Februar in Marl. Die wie bereits im Jahr 2005 von Bettina Böttinger moderierte Feier zur Verleihung der Preise findet am 31. März 2006 im Theater der Stadt Marl statt. Übertragen wird die Veranstaltung am 1. April ab 21.45 Uhr auf 3sat.
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