In Österreich sind die Machtverhältnisse im Fernsehen eigentlich ziemlich klar geregelt: Der ORF ist Marktführer bei Jung und Alt, die eigenständigen Privatsender, die auch Österreich-Inhalte zeigen, können meist nur Duftmarken setzen. So ist es auch in diesem Wahlkampf, wo ATV und Puls 4 zuletzt immer wieder mit Quotenrekorden aufwarten konnten, der ORF aber mit den gleichen Formaten regelmäßig deutlich mehr Zuschauer anlocken konnte. Am Wahltag wird es dennoch zu einem einmaligen Ereignis kommen.

Die Spitzenkandidaten der Parteien diskutieren ab 20:15 Uhr nämlich nicht wie sonst im ORF, sondern bei den Privaten. Dafür haben sich Puls 4, ATV, Servus TV und das zuletzt von der Tageszeitung "Kurier" übernommene Schau TV zusammengetan. Sie produzieren die Sendung gemeinsam. Zugesagt haben alle Spitzenkandidaten bis auf die der Grünen, die bislang nur angefragt ist. Die gemeinsame Sendung läuft bis 21 Uhr, danach zeigen die Sender wieder eigenes Programm. Moderiert wird die Elefantenrunde von Puls4-Infochefin Corinna Milborn und ServusTV-Moderator Michael Fleischhacker. "Kurier"-Herausgeber Helmut Brandstätter spricht anlässlich der Kooperation von einem "Meilenstein in der heimischen Fernseh-Geschichte".

Der ORF geht aber trotzdem nicht leer aus: Wie der Sender nun noch einmal bestätigte, plane man bereits um 19:55 Uhr mit einer Elefantenrunde der Spitzenkandidaten. Ausführlich werden sie also zuerst beim öffentlich-rechtlichen Sender zu Wort kommen - zur besten Sendezeit dann bei den Privaten. Die genauen Startzeiten sind etwas unklar: Der ORF will die prominent besetzte Runde eigentlich bis 20:30 Uhr zeigen, da sollten die Politiker aber längst bei den Privaten reden. Wie genau das dann am Wahlabend aussieht, wird man wohl spätestens am Sonntag sehen können.

ProSiebenSat.1Puls4 dürfte mit der Zusammenarbeit auch die Vorgabe der Wettbewerbshüter umschiffen, die im Zuge der ATV-Übernahme eine Eigenständigkeit der ATV-Nachrichtenredaktion gefordert hatten. Zuletzt warnten die Wettbewerbshüter den Konzern vor einer einheitlichen Wahlberichterstattung von ATV und Puls 4. Da mit Servus TV und Schau TV nun zwei weitere Sender an Bord sind, dürfte sich die Situation ändern.

Schon tagsüber arbeiten die Sender am Wahl-Tag in der Berichterstattung zusammen, wobei die einzelnen Kanäle mit ihren Sendungen getrennt starten. So startet Puls 4 bereits um 12 Uhr mit einem "Café Puls am Wahltag", ATV und Schau TV gehen ab 16:30 Uhr mit einem eigenem Wahl-Programm on Air. Ab 16:45 Uhr schalten die drei Sender bis 19:15 ihr Programm zusammen. Zwischen 19:15 und 20:15 Uhr berichten alle Sender eigenständig. Servus TV überträgt gemeinsam mit den anderen Sendern nur die Elefantenrunde zur besten Sendezeit und setzt sonst auf ein eigenes Programm. Ab 15:30 Uhr beginnt man zunächst mit einer Reportage zum Wahlkampf und zeigt ab 16:30 Uhr eine Live-Sendung inklusive eigener Hochrechnungen.