Foto: DWDL"Ich habe Pro Sieben immer als den 'dritten Weg' in der ersten Fernsehliga gesehen", so ProSieben-Chef Andreas Bartl in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Soll heißen, dass nicht das breite Publikum, sondern in erster Linie die 14- bis 29-Jährigen erreicht werden sollen. Dazu will Bartl wieder mehr, aber nicht ausschließlich auf Hollywood-Filme setzen und zusätzlich mit Comedy, Wissensformaten und Dokumentationen punkten. Mit Innovationen wolle man künftig wieder eine eigene Handschrift entwickeln.

Dazu gehört die Rückkehr klassischer Abenteuerserien. Als Vorbild nennt Bartl "Seewolf", das einst bei den Öffentlich-Rechtlichen zu sehen war. Als erstes werde demnächst der Zweiteiler "Die Schatzinsel" nach dem Roman von Robert Louis Stevenson für ProSieben verfilmt. Trotz mehr US-Filmen solle auch der Anteil eigenproduzierter Filme nicht abnehmen.

Im Bereich Politik sehe sich der Sender derzeit "nicht so sehr gefordert", was sich aber eines Tages ändern könne. Dazu bräuchte man aber einen neuen Ansatz, um Politik auch den 14- bis 29-jährigen näher zu bringen. Als Beispiel nannte Bartl die amerikanische "Jon Stewart Daily Show". Stewart bringe aus dem Blickwinkel der Satire Politik den jungen Leuten nahe. Allerdings habe er noch keinen deutschen Jon Stewart gefunden

Zufrieden ist Bartl mit der Castingshow "Germany's Next Topmodel - by Heidi Klum", von der er eine zweite Staffel produzieren will. Auch mit Stefan Raab sei er zufrieden. Die Schwäche der täglichen "TV Total"-Sendungen hänge mit der Gesamtsituation des Senders zusammen. Vor allem durch seine Events wie der "Wok WM" sei Raab extrem wichtig für den Sender. "Mit ihm kann Pro Sieben am Samstagabend mit den Großen mithalten, mit Thomas Gottschalk und Günther Jauch", so Bartl.

Eher bescheiden hören sich die Erwartungen an die neue US-Serie "Grey's Anatomy" an, die am Dienstag startet. Der erfolgreichste US-Serienstart des vergangenen Jahres solle "den Senderschnitt mittelfristig klar übertreffen". Einen großen neuen Quotenhit wie "Desperate Housewives" oder "Sex and the City" erwartet Bartl in der kommenden Saison jedoch nicht. Der neuen Telenovela "Lotta in Love" will Bartl durch eine besondere Cross-Promotion auf die Sprünge helfen: Eine Woche vor dem Start wird Janin Reinhardt alias Lotta in der SAT.1-Erfolgstelenovela "Verliebt in Berlin" zu Gast sein.

Die Gründe für den mangelnden Erfolg von "Las Vegas" und "Nip/Tuck", die mittlerweile abgesetzt wurden, sieht er in der fehlerhaften Programmierung der beiden US-Serie. Während "Germany's Next Topmodel" vor allem junge Frauen anspreche, seien diese Serien auf ein männliches Publikum ausgerichtet. "Unsere Zielgruppe hat sich fast komplett ausgetauscht - so was kann sich kein Sender erlauben." Bartl wiederholte jedoch die Absicht, beide Serien auf einem anderen Sendeplatz zurück auf den Bildschirm zu bringen.