Nach dem Bekanntwerden der schweren Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe durch Regisseur Dieter Wedel, die sich auf eine Produktion für den SR bezogen, stellen derzeit auch alle anderen Sender und Produktionsfirmen, die in der Vergangenheit mit Wedel zusammengearbeitet haben, Nachforschungen an. Nach dem ZDF legte nun auch der NDR einen Zwischenbericht vor. Demnach konnten in der Untersuchung keine sexuellen Übergriffe bei diesen zwischen 1969 und 1991 realisierten Produktionen belegt werden.

Im Rahmen der Untersuchung sind in den Archiven noch vorhandene Unterlagen zu NDR Eigen- und Auftragsproduktionen geprüft worden, an deren Entstehung Dieter Wedel mitwirkte. Als Auftragsproduktion entstanden 47 Filme, 22 waren Eigenproduktionen des NDR. Neben der Sichtung der Akten gab es auch Gespräche mit an den Produktionen Beteiligten. Eine wichtige Quelle der Überprüfung war das Redaktionsarchiv. Es enthält Unterlagen zu insgesamt 16 Produktionen. Alle anderen Akten bei den Produktionsleitungen und den externen Produktionsfirmen, bei denen ebenfalls angefragt wurde, sind allerdings im Einklang mit den gesetzlichen Vorschriften zu Aufbewahrungsfristen für Schriftgut inzwischen nicht mehr vorhanden, was eine Überprüfung im Nachhinein ohnehin schwierig macht. Weder im Redaktionsarchiv noch in den Personalakten haben sich laut NDR Hinweise gefunden, die auf sexuelle Übergriffe oder strafbares Handeln hindeuten.

Abgeschlossen ist die Untersuchung noch nicht. So werden noch Honorarabrechnungen freier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesichtet, die bei Produktionen mit Wedel beschäftigt waren. Die Unterlagen sind in einem externen Aktenlager gelagert und wurden angefordert. Bislang ist offen, ob sich daraus gegebenenfalls weitere Erkenntnisse ableiten lassen, so der NDR. Sollte es doch Betroffene geben, ruft NDR-Intendant Lutz Marmor diese noch einmal dazu auf, sich beim Sender zu melden: "Der NDR steht für eine Kultur der Fairness, der offenen Kritik und der gegenseitigen Wertschätzung. Sexismus und sexuelle Gewalt dulden wir weder im NDR noch bei den von uns beauftragten Produktionsfirmen. Auch wenn es um Vorgänge geht, die viele Jahrzehnte zurückliegen, haben wir ein hohes Interesse an einer Aufklärung möglicher Vorwürfe. Eventuell Betroffene können sich vertrauensvoll und, wenn gewünscht, unter Wahrung ihrer Anonymität an den NDR wenden."