Zunächst klang es noch nach einem Hirngespinst, doch nun deutet alles darauf hin, dass von der mit Abstand erfolgreichsten Sitcom der vergangenen Season doch etwas überleben könnte: Schon kurz nachdem ABC aufgrund eines rassistischen Tweets von Roseanne Barr die Sitcom kurzerhand abgesetzt hatte, waren Überlegungen der Produzenten öffentlich geworden, ob man die Serie ohne ihre titelgebende Hauptfigur fortsetzen könnte. Aus anfänglichen Überlegungen wurde ein grobes Konzept und schließlich konkrete Verhandlungen.

Angesichts des enormen Erfolgs der Serie, die im Frühjahr kaum noch für möglich gehaltene Quoten eingefahren und Platz 1 der Serien im US-Networkfernsehen erobert hatte, zeigte man sich bei ABC offen für die Idee eines Spin-Offs, der Produktionsfirma Carsey-Werner war nicht zuletzt angesichts längst geschlossener Verträge mit dem Team ohnehin daran gelegen. Auch der restliche Hauptcast, angeführt von John Goodman, Laurie Metcalf und Sara Gilbert, zeigte sich Berichten von US-Branchendiensten zufolge offen.

Als Knackpunkt der Verhandlungen galt allerdings die Tatsache, dass die Sitcom "Roseanne" zwar von Matt Williams entwickelt wurde, Roseanne Barr aber als Co-Creator gilt. Bei einem Spin-Off werden die Schöpfer der ursprünglichen Serie weiterhin finanziell beteiligt - genau das will man bei ABC aber in jedem Fall verhindern, um den klaren Schritt, den man nach Roseannes Tiraden auf Twitter vollzogen hat, nicht zu verwässern. Wörtlich heißt es in den Credits "based upon a character created by Roseanne Barr" - zuletzt wurde also vor allem rechtlich geprüft, inwiefern Barr dadurch zur Mit-Schöpferin der Serie wird oder nur zur Schöpferin ihrer Figur.

Ohne Übereinkunft mit Roseanne Barr wäre das Risiko eines Rechtsstreits im Falle eines Spin-Offs ohne finanzielle Beteiligung und Nennung Barrs in jedem Fall sehr hoch gewesen. Nun berichtet aber unter anderem "The Hollywood Reporter", dass Barr prinzipiell ihre Bereitschaft erklärt habe, ihre Rechte als Co-Schöpferin der Serie abzutreten und auf mögliche Klagen zu verzichten. Allerdings dürfte sich Barr das durch eine nicht geringe einmalige Zahlung trotzdem vergolden lassen. Zumindest indirekt wird sie also trotzdem am Spin-Off verdienen, der Ausschluss einer direkten Beteiligung dürfte ABC aber voraussichtlich genügen.

Allzu viel Zeit, eine Entscheidung zu treffen, bleibt nun jedenfalls nicht mehr, weil die Produktionsfirma die Darsteller nicht ohne konkretes Projekt unendlich unter Vertrag halten kann. Schon in den kommenden Tagen sollte daher Klarheit herrschen - auch was die inhaltliche Ausrichtung angeht. Zuletzt wurde berichtet, dass ein mögliches Spin-Off die von Sara Gilbert Darlene Conner, eine Tochter von Roseanne und Dan Conner, in den Mittelpunkt stellen würde.