Bei der gemeinsamen Pressekonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ist es am Freitag zu einem Eklat gekommen. Bilder zeigen, wie Journalist Adil Yigit während der Pressekonferenz aus dem Saal geführt wurde. Der Mann trug ein T-Shirt, auf dem er sich in türkischer und deutscher Sprache für "Pressefreiheit für Journalisten in der Türkei" stark macht.

In den sozialen Medien machten die Fotos schnell die Runde - im Hintergrund einiger Bilder sind die beiden Politiker zu sehen, vor deren Augen der Journalist abgeführt wurde. Das sei durch einen BKA-Beamten geschehen, schrieb "Spiegel Online"-Korrespondent Florian Gathmann auf Twitter. Während Yigit aus dem Saal gebracht wurde, rief der Fotograf Medienberichten zufolge mehrfach: "Ich habe nichts gemacht."

Yigit, der als Erdogan-Kritiker gilt, soll seit vielen Jahren in Deutschland leben und sich im Vorfeld des Eklats zunächst unauffällig verhalten haben. Regierungssprecher Steffen Seibert verteidigte indes das Vorgehen. "Wir halten es bei Pressekonferenzen im Kanzleramt wie der Deutsche Bundestag: keine Demonstrationen oder Kundgebungen politischer Anliegen", erklärte Seibert. "Das gilt völlig unabhängig davon, ob es sich um ein berechtigtes Anliegen handelt oder nicht."

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Bereits im Vorfeld der Pressekonferenz hatte es Wirbel gegeben, weil der in Deutschland lebendende Ex-Chefredakteur der Zeitung "Cumhuriyet", Can Dündar, eine Akkreditierung erhalten hatte. Die türkische Delegation um Erdogan drohte daraufhin damit, die Pressekonferenz platzen zu lassen. Später teilte Dündar mit, nicht erscheinen zu wollen: "Wichtig ist, dass die Fragen gestellt werden, nicht, wer sie stellt", teilte der Journalist mit.

In der Türkei ist der 57-Jährige zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und zehn Monaten verurteilt worden, die Türkei verlangt seine Auslieferung. Frank Überall, Bundesvorsitzender des DJV, erwartet diesbezüglich eine Absage der Bundesregierung. "Zum einen hat Can Dündar nichts anderes gemacht als kritisch zu berichten. Zum anderen zeigt das Auslieferungsersuchen, dass der türkische Präsident auch als deutscher Staatsgast an seiner rigiden Unterdrückungspolitik nicht rütteln lässt", so Überall.