
Ob sich schnell Geld verdienen lässt, ist für Krönig nicht so sicher. Im digitalen Bereiche ziehe das neu boomende Web 2.0 entscheidende Aufmerksamkeit, Nutzung und Werbekraft ab von den mobilen Geräten. Und allein mit Erotik, was immer als Zugpferd neuer Technologien genutzt wurde, lasse sich mittelfristig kein Handy-TV etablieren. Krönig rät, vorerst gelassen abzuwarten: "Wenig spricht dafür, dass der Verbraucher viel verpasst, wenn er sich dem Handy-TV zunächst verweigert." Ihn stört bei dem Thema das ewig beschworene Prinzip Hoffnung - ohne solider Grundlage, mit der man realistisch beurteilen könnte, wie die Chance des Handy-TV wirklich aussehen.
Ähnlich skeptisch gab sich Dr. Werner Schwaderlapp von der Fresenius FH Köln. Es geisterten zu viele falsche Annahmen durch die Branche. Weder werde der Kunde das Handy zum Fernseher machen, noch will er dies überall tun. Es reicht deswegen nicht, nur gute Inhalte zu produzieren, wenn sie am Bedarf des Nutzers vorbei geht. Abends auf der Couch hätten die Fernsehsender stundenlang Zeit, den Zuschauer für sich zu gewinnen: "Ein Handy-TV-Tag hat nur 15 Minuten". Es gebe drei Szenarien, in denen Handy-TV genutzt werde: Auf der langen Autofahrt, zwischendurch in der Straßenbahn oder aufgrund der Strahlkraft einer Marke, die aus sich heraus das Interesse und die Anziehungskraft entwickelt, dass Nutzer extra dafür online gehen.
Letzteres sieht Prof. Dieter Gorny, Vice Executive Director, MTV Networks Europe, ähnlich. Gorny enttäuschte die Anwesenden dann aber kurz. "Die Killer-Applikation habe ich nicht mitgebracht", so seine Antwort auf die entsprechende Frage von Dr. Schwaderlapp. Gorny sieht Mobile TV wie schon Jürgen Krönig als ein Medieum für Jugendliche - nicht die ganze Gesellschaft.
Gorny eröffnete damit eine Reihe von Unternehmens-PR in Sachen Mobile Media. Nach ihm folgten noch Turner Broadcasting (CNN), RTL sowie ProSiebenSat.1 und MoritzMobile. Die interessantesten Erkenntnisse: CNN will Mobile TV auch intern nutzen, also zur Übertragung von Bildern aus Krisenregionen ins Fernsehen und so noch schneller berichten. Bei ProSiebenSat.1 sieht man die Probleme der Rechte an US-Film- und Serienware, die solche mobilen Angebote leider verhindere.
Einen gänzlich anderen Ansatz als die BigPlayer verfolgt MoritzMobile. Hier finden sich plötzlich Argumente der Eingangsstatements wieder. Grundsätzlich, so Firmengründer Steffen Moritz, sei Handy-TV in Zukunft ein spannendes Thema. Derzeit stehen aber klassische und eingeführte Dienste wie SMS und MMS noch im Mittelpunkt der Arbeit der Kölner Agentur. In Zusammenarbeit mit Streaming Factory bietet MoritzMobile (Foto) aber schon erste Nischenlösungen für Handy-TV: Sogenannte "Finisher-Clips" zeigen Marathon-Teilnehmer bei ihrem Zieleinlauf. Diese Videos können nach vorheriger Bestellung nach dem Marathon dann am Handy angeschaut werden. Moritz: "Es funktioniert in der Nische - und fühlt sich wohl dort."