Das Druckerei-Geschäft, das Bertelsmann in der Bertelsmann Printing Group gebündelt hat, befindet sich in schwierigen Gewässern. Während der Offset-Druck gut läuft, sind es insbesondere die Tiefdruck-Aktivitäten, die dem Konzern Sorgen bereiten. Vor allem die Tatsache, dass der Versandhandel nicht mehr in Millionenausführung dicke gedruckte Kataloge durchs Land schickt, macht den Druckerein zu schaffen. Im vergangenen Jahr ging der operative Gewinn der Bertelsmann Printing Group daher deutlich von 118 auf 85 Millionen Euro zurück.

Um gegenzusteuern hat Bertelsmann nun angekündigt, den Prinovis-Standort Nürnberg zum 30. April 2021 komplett zu schließen. Man wolle die "massiven Überkapazitäten im Tiefdruck" reduzieren, um den zunehmenden Preisverfall aufzuhalten. Betroffen sind von dieser Entscheidung etwa 670 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Druckerei und Klebebindung, sowie darüberhinaus noch 250 weitere Menschen, die über Leih- und Zeit- bzw. Werksverträge dort beschäftigt sind.

Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Rabe: "Die Entscheidung, den Standort in Nürnberg in knapp zwei Jahren zu schließen, ist uns sehr schwer gefallen. Sie ist aufgrund der deutlichen Mengen- und Preisrückgänge im Jahr 2018 jedoch unumgänglich, um unser Druckgeschäft insgesamt zukunftsweisend aufzustellen." Man sei sich der Verantwortung für die Belegschaft bewusst und werde nun einen Sozialplan aus Konzernmitteln finanzieren. Die ebenfalls in Nürnberg ansässisgen Tochterunternehmen RTV Media Group und die Agentur MBS sind von der Maßnahme nicht betroffen.

Beim restlichen Druckgeschäft setzt man auf eine intensivere Zusammenarbeit der enzelnen Standorte. Dazu werden unter anderem die Organisationsstrukturen vereinheitlicht und weitere Funktionen, beispielsweise IT oder Controlling, gebündelt. Dies geschieht künftig nicht mehr unter der Leitung von Axel Hentrei, dem bisherigen CEO der Druckereigruppe. Nach fast 30 Jahren Betriebszugehörigkeit verabschiedet der sich im Alter von 60 Jahren in den Ruhestand. Neuer CEO ist mit sofortiger Wirkung Dirk Kemmerer, seit Februar 2017 schon Mitglied im Board der Bertelsmann Printing Group. Dem Board gehören daneben noch Ulrich Cordes und Niklas Darijtschuk, der künftig als COO fungiert.

Thomas Rabe: "Die Neuausrichtung unserer Druckaktivitäten ist die Antwort auf die weitreichenden Veränderungen in der Druckbranche. Die Bertelsmann Printing Group ist als führender Anbieter in Europa gut aufgestellt. Megatrends wie die Digitalisierung und die Individualisierung, aber auch die zunehmende Konvergenz von Tief- und Offsetdruck stellen die Druckbranche jedoch vor große Herausforderungen. Im vergangenen Jahr haben zudem Papierpreissteigerungen zu Zurückhaltung bei vielen Kunden geführt. Auf diese Entwicklungen haben wir in den vergangenen Jahren bereits mit unterschiedlichen Maßnahmen reagiert und antworten jetzt mit einer noch stärkeren Integration unserer Druck- und Direktmarketinggeschäfte. Davon versprechen wir uns weitere Effizienz- und Effektivitätsverbesserungen."