Eineinhalb Jahre ist es her, dass sich die Deutsche Telekom die Übertragungsrechte an der Fußball-Europameisterschaft 2024 sicherte - ein echtes Novum, schließlich waren die großen Fußball-Turmiere in der Vergangenheit stets bei ARD und ZDF zu sehen, mit Ausnahme einiger Spiele, an denen RTL oder Sat.1 die Rechte hielten (DWDL.de berichtete). Schon damals war jedoch klar, dass die sogenannte TV-Schutzliste dafür sorgen, dass die Europameisterschaft nicht komplett hinter der Bezahlschranke verschwinden wird. Sämtliche Spiele mit Beteiligung der deutschen Nationalmannschaft sowie das Eröffnungsspiel, die Halbfinals und das Finale müssen unverschlüsselt und ohne Zusatzkosten angeboten werden.

Doch dabei wird es nicht bleiben, denn jetzt steht fest: Die Heim-EM wird - zusätzlich zur Übertragung auf der Telekom-Plattform MagentaTV - sogar komplett im Free-TV zu sehen sein. Wie die Telekom am Dienstag bestätigte, haben sich ARD und ZDF die Übertragungsrechte an 34 von 51 Spielen der EM 2024 gesichert. Die weiteren 17 Spiele überträgt RTL.

EM 2024 © Deutsche Telekom So teilen Telekom, ARD, ZDF und RTL die Spiele der Heim-EM 2024 untereinander auf

Insbesondere der Deal mit den Öffentlich-Rechtlichen ist jedoch in einem größeren Zusammenhang zu sehen: Die Vereinbarung mit ARD und ZDF sieht nämlich vor, dass die Deutsche Telekom im Gegenzug die Rechte an sämtlichen Spielen der diesjährigen Europameisterschaft sowie der für 2022 geplanten Weltmeisterschaft erhält, die meisten davon aber nicht exklusiv. Immerhin zehn Spiele der nächsten EM sowie 16 Spiele der WM 2022 sollen jedoch ausschließlich im TV-Angebot der Telekom zu sehen sein. Es handelt sich also gewissermaßen um ein Tauschgeschäft, zu dessen finanziellen Hintergründen sich die Verantwortlichen nicht äußerten. 

Michael Hagspihl und Michael Schuld © DWDL.de / Alexander Krei Privatkunden-Geschäftsführer Michael Hagspihl und TV-Chef Michael Schuld
"Alle Spiele der nächsten beiden EMs und der kommenden WM gibt es nur bei MagentaTV", sagte Michael Hagspihl, Geschäftsführer Privatkunden der Telekom, zu den Deals, die in den vergangenen Monaten hinter den Kulissen geschnürt worden waren. "Wir haben mit den Öffentlich- Rechtlichen, RTL, der UEFA und der FIFA langfristige Partnerschaften geschlossen. Gemeinsam werden wir allen Zuschauern ein einmaliges und innovatives Fußballerlebnis bieten, so dass wirklich jeder in Deutschland ein Sommermärchen 2.0 erleben kann." Ziel sei es gewesen, die Heim-EM "nicht für einen exklusiven Kreis" zu übertragen, betonte Hagspihl in einer Telefonkonferenz. 

Konkret kann die Deutsche Telekom auf diese Weise, ihren Kundinnen und Kunden sämtliche Spiele der nächsten drei internationalen Fußball-Turniere zeigen, alle in Ultra-HD. Mit Blick auf die kommende Europameisterschaft ist eine Übertragung auf vier MagentaTV-Kanälen geplant, zwei in Full-HD und zwei in UHD. Der Empfang in UHD wird jedoch zunächst nur mit dem Media-Receiver der Telekom möglich sein, wie TV-Chef Michael Schuld auf Nachfrage erklärte. Ab der WM 2021 sollen jedoch auch mobile Endgeräte beim UHD-Empfang berücksichtigt werden. Geplant sind im kommenden Sommer bis zu zehn Stunden Live-Programm, die in eigener Produktion entstehen sollen. Weitere Details zur Umsetzung sollen zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben werden. Schuld sprach jedoch von "sehr bekannten Gesichter", auf die die Telekom setzen will. 

Reaktionen auf den Telekom-Deal

Bernd Reichart © MG RTL D Bernd Reichart
Mit der Mediengruppe RTL Deutschland hatte die Telekom erst im November eine Partnerschaft in den Bereichen Technologie und Vermarktung geschlossen, in deren Rahmen TVNow in Tarifwelt der Telekom integriert wurde. Und so zeigen sich an diesem Dienstag alle Beteiligten zufrieden, so auch Bernd Reichart, CEO der Mediengruppe RTL Deutschland: "Ich freue mich sehr, dass wir unsere Zusammenarbeit nach nur wenigen Monaten auch im Bereich Content gemeinsam vorantreiben", erklärte er. "Mit unserer langjährigen Expertise bei der Live-Übertragung und journalistischen Aufbereitung großer Sport-Ereignisse haben wir als einziger privater Anbieter den Zuschlag bekommen und präsentieren insgesamt 17 Spiele der UEFA Euro 2024 im Free-TV auf RTL und im Livestream auf TVNow." Abseits der EM hatte RTL im Fußball-Bereich bereits in Länderspiele der Nationalmannschaft, die Europa League sowie die neu geschaffene Europa Conference League investiert.

Katja Wildermuth © BR/Markus Konvalin Katja Wildermuth
BR-Intendantin Katja Wildermuth, die zugleich als ARD-Sportintendantin fungiert: "Die Euro 24 im eigenen Land hat eine außerordentliche gesellschaftliche Relevanz. Ich freue mich daher sehr, dass ARD und ZDF durch die Vereinbarung mit der Deutschen Telekom sämtliche wichtigen Spiele im Fernsehen, im Hörfunk und Online anbieten können - unter Beachtung unserer wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und natürlich in der gewohnt hohen öffentlich-rechtlichen Qualität." Und der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow ergänzte: "Eine Fußball-EM im eigenen Land ohne ARD und ZDF - das ist kaum vorstellbar. Es ist uns wichtig, den Menschen im Land die EM frei empfangbarin die Wohnzimmer zu bringen. Als öffentlich-rechtliche Sender wollen wir so unseren Teil zu einem hoffentlich unvergesslichen Fußball-Sommer beitragen."

ZDF-Intendant Thomas Bellut: "Die Vereinbarung mit der Deutschen Telekom verspricht auch bei der Heim-EM 2024 ein attraktives Fußballerlebnis im Free-TV. Durch die Sublizenzierung unserer Rechte an der Euro 2020 und der FIFA WM 2022 konnte dieser Vertrag auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten abgeschlossen werden."