Kehrtwende beim SWR: Der Sender hat die "Spätschicht"-Ausgabe vom 10. Dezember nun doch aus der Mediathek genommen. Grund dafür seien die "falschen Tatsachenbehauptungen von Lisa Fitz", heißt es vom Sender, der damit sein vorheriges Statement revidiert. Zuvor erklärte der SWR noch, man habe den Auftritt von Fitz bewusst in der Sendung gelassen, "um die Pluralität der vorkommenden Meinungen in der ‘Spätschicht’ zu beweisen". Man wollte sich nicht dem Vorwurf aussetzen, eine vermeintlich unbequeme Meinung zu zensieren. 

Lisa Fitz hatte in ihrem Auftritt unter anderem von 5.000 Menschen gesprochen, die angeblich durch eine Impfung zu Tode gekommen sein sollen. Dabei stützt sie sich auf eine EU-Parlamentsinitiative der rechten französischen EU-Abgeordneten Virginie Joron vom Rassemblement National, die zugleich als Coronaleugnerin bekannt ist. "Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die in diesem Antrag benannten Zahlen der Impftoten aller Wahrscheinlichkeit nach nicht belastbar sind", heißt es vom SWR. 3sat wollte die entsprechende Ausgabe der Comedy-Sendung "Spätschicht" übrigens nicht zeigen - anders als der SWR - und verzichtete auch auf ein Hochladen in der Mediathek.

Vom SWR heißt es nun, die Äußerungen von Lisa Fitz seien zwar von der Meinungsfreiheit gedeckt, ihre Aussage zu den Impftoten sei aber eine falsche Tatsachenbehauptung. "Die Kritik an dieser Ausgabe der ‚Spätschicht‘ trifft uns zu Recht", so Clemens Bratzler, SWR Programmdirektor Information, Sport, Fiktion, Service und Unterhaltung. "Bei der Konzeption der fraglichen Ausgabe war es das Anliegen der Redaktion, unterschiedlichen und kritischen Meinungen auch zum sensiblen Thema Impfen Raum zu geben, was u.a. durch die sehr klare Moderation von Florian Schroeder eingeordnet wurde. Die Meinungsäußerungsfreiheit gilt jedoch nicht unbegrenzt, sondern endet auch in einer Comedy- oder Satiresendung bei falschen Tatsachenbehauptungen. Die Aussage von Lisa Fitz zur Anzahl der Impftoten ist nachweislich falsch. Daher werden wir diese Ausgabe der ‚Spätschicht‘ in der ARD Mediathek und auf allen SWR-Plattformen und -Kanälen depublizieren."

Die Meinungsfreiheit sei für den SWR ein hohes Gut, sagt Bratzler weiter. Dennoch sei die erste Reaktion des Sender falsch gewesen, weil es bei Fitz’ Aussagen eben nicht um eine Meinungsäußerung gehe. "Die dadurch ausgelöste Diskussion trifft uns im SWR, aber wir möchten allen Kritikerinnen und Kritikern ausdrücklich danken. Die Debatte schärft unseren Blick auf die journalistischen Standards und die Wirkung unserer Angebote."

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