Einmal mehr sorgte die NS-Vergangenheit des "Stern"-Gründungsherausgebers Henri Nannen durch neue Recherchen in den vergangenen Wochen für Diskussionen - verbunden mit der Frage, ob der Nannen Preis nicht seinen Namen ändern sollte. Nach der Fusion mit Gruner + Jahr ist das Nannen-Problem inzwischen aber auch zum RTL-Problem geworden, für das man in Hamburg und Köln nun zumindest eine vorläufige Lösung gefunden hat.
Am Freitag teilte Gruner + Jahr mit, den Nannen Preis in diesem Jahr einmalig als Stern Preis zu verleihen - "um die Debatte um Henri Nannens Vergangenheit zu entschärfen", wie es heißt. Die Preisverleihung findet am kommenden Mittwoch statt. Unter welchem Namen die Auszeichnung darüber hinaus verliehen wird, steht aber noch nicht fest.
Der Verlag und der "Stern" wollen nun ein Gremium berufen, das über die künftige Verwendung des Namens für den Preis und auch für die Henri-Nannen-Schule beratend tätig sein wird. Dem Gremium sollen sowohl namhafte Journalistinnen und Journalisten als auch Schülerinnen und Schüler der Henri-Nannen-Schule und der RTL-Journalistenschule angehören, heißt es.
Diese Entscheidung verschafft RTL und Gruner + Jahr nun erst mal Zeit, denn auf Basis der Beratung soll erst zum Jahresende feststehen, wie in Zukunft verfahren werden soll. "In der kommenden Woche sollen die herausragenden publizistischen Leistungen des vergangenen Jahres im Mittelpunkt stehen, nicht die aktuelle Debatte um Henri Nannen, weshalb wir einmalig den Stern Preis vergeben", sagt Gregor Peter Schmitz, Vorsitzender der "Stern"-Chefredaktion.
Zugleich kündigte der Verlag noch einmal an, sich mit den aktuellen Vorwürfen zu Henri Nannen "ausführlich beschäftigen" zu wollen. "Das ist keine Demontage und erst recht keine Kampagne - es ist eine der Grundtugenden des Journalismus: den Dingen auf den Grund gehen und abgewogen urteilen", so Schmitz.