Ende Oktober preschte ProSiebenSat.1 deutlich vor der eigentlich geplanten Veröffentlichung der Quartalszahlen mit einer Gewinnwarnung vor: Die Prognose fürs Gesamtjahr wurde angesichts des schwachen Werbemarktes in Deutschland gesenkt, fürs dritte Quartal meldete man einen deultichen Umsatz- und Ergebnisrückgang. Der insbesondere in Deutschland schwache Werbemarkt traf natürlich auch den Konkurrenten RTL - doch die RTL Group kommt alles in allem bislang trotzdem deutlich besser durchs Jahr.

Fürs dritte Quartal meldet die RTL Group einen Anstieg des Gesamtumsatzes um 18,9 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro. Das erklärt sich teils auch durch Portfolio-Effekte wie die Übernahme von Gruner + Jahr und Super RTL, doch auch organisch betrug das Umsatzwachstum zehn Prozent. Die rückläufigen TV-Werbeeinnahmen wurden dabei zum einen durch wachsende Umsätze aus dem Streaming-Geschäft, zum anderen durch das starke Wachstum der Produktionstochter Fremantle mehr als ausgeglichen. Auf die gesamten ersten neun Monate des Jahres betrachtet lag das Umsatzplus bei 12 Prozent auf 5,006 Milliarden Euro. Rechnet man die Zukäufe und Wechselkurs-Änderungen heraus, dann bleibt immer noch ein organisches Wachstum um 3,2 Prozent.

Fremantle konnte den Umsatz im Vergleich zum Vorjahr dabei in den ersten neun Monaten 2022 sehr deutlich um 27,8 Prozent steigern - auch hier teils getrieben durch Zukäufe und positive Wechselkurseffekte. Doch auch organisch blieb ein Umsatzwachstum von 9,8 Prozent. Zugleich machte auch die wachsende Zahl der Abonnentinnen und Abonnenten für RTL+ und Videoland den Konzern ein bisschen unabhängiger vom Werbegeschäft. RTL+ zählt nun 3,675 Millionen Abos, 53,8 Prozent mehr als noch genau ein Jahr zuvor, wobei weiterhin vor allem der Deal mit der Telekom, die RTL+ Premium mit ihrem Angebot Magenta TV bündelt, dazu beitrug. Auch in den Niederlanden wuchs die Abo-Zahl weiter um immerhin 9,5 Prozent auf 1,109 Millionen. Das sorgte dafür, dass der Streaming-Umsatz sich in den ersten neun Monaten um 20,4 Prozent auf 195 Millionen Euro erhöhte. Bis 2026 will die RTL Group übrigens zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten erreicht haben - und bis dahin erwartet man auch, dass dieser Bereich weiter Verluste schreibt, in diesem Jahr spricht man von Anlaufverlusten in der Höhe von etwa einer viertel Milliarde Euro nach 166 Millionen im Vorjahr.

Trotz des Wachstums bleibt das Streaming-Geschäft im Vergleich zu den Werbeumsätzen vorerst weiterhin nur ein kleineres Zubrot. Der gesamte Werbeumsatz der RTL Group betrug im Zeitraum Januar bis September 2,517 Milliarden Euro, wovon 1,972 Milliarden auf den TV-Bereich entfielen. Und wie schon erwähnt: Das TV-Werbegeschäft entwickelte sich auch bei RTL im 3. Quartal nicht gut und ging hier von 686 auf 614 Millionen Euro zurück. Interessant ist, dass es vor allem in Deutschland Probleme gibt: Der Netto-TV-Werbemarkt sank in den ersten neun Monaten des Jahres nach RTL-Schätzungen in Deutschland um 7,0 bis 7,5 Prozent, in Frankreich nur um 2,0 Prozent - und in den Niederlanden gab es sogar ein Wachstum des Werbemarktes um über 10 Prozent.

Anders als ProSiebenSat.1 passt die RTL Group ihre Prognose fürs Gesamtjahr hinsichtlich des erwarteten Gewinns auf Adjusted EBITA-Basis nicht erneut an. Im August prognostizierte man hier eine Spanne zwischen 1,05 und 1,15 Milliarden Euro und ist guter Dinge, nun trotz der Schwäche des Werbemarktes das untere Ende dieser Spanne erreichen zu können. Beim Umsatz prognostiziert man nun 7,2 Milliarden Euro fürs Gesamtjahr - etwas weniger als die bislang vorausgesagten 7,3 bis 7,5 Milliarden Euro. 2021 hatte die RTL Group rund 6,64 Milliarden Euro umgesetzt. Das Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr erklärt sich dabei zum Großteil aus Portfolio-Effekten (0,5 Milliarden), man geht aber auch von einem leichten organischen Wachstum um 0,1 Milliarden Euro aus.

Unterdessen hat auch die RTL-Mutter Bertelsmann ihre Geschäftszahlen vorgelegt. Nach neun Monaten liegt der Umsatz mit 14,4 Milliarden Euro so hoch wie noch nie. Das Umsatzwachstum liegt bei 10 Prozent, rechnet man Portfolio- und Wechselkurs-Effekte heraus bleibt ein Wachstum von 5 Prozent. Neben der RTL Group liefen die Geschäfte auch bei BMG und Arvato gut. Konzernboss Thomas Rabe zeigte sich dementsprechend zufrieden: "Der bisher höchste Konzernumsatz nach neun Monaten eines Jahres stimmt uns zuversichtlich, dass wir für das Gesamtjahr umsatzseitig die Marke von 20 Milliarden Euro erstmals überschreiten werden."