Das zweite Spiel war noch nicht angepfiffen, da hatte die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar bereits ihren nächsten Skandal. Aus Sorge vor einer möglichen Bestrafung mit gelben Karten haben die Fußball-Teams aus Deutschland, England, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Wales, Frankreich und Dänemark angekündigt, dass ihre Mannschaftskapitäne nun doch nicht mit der "One Love"-Binde auflaufen werden, mit der ein Zeichen für Diversität und Toleranz gesetzt werden sollte.

Dass es am Montag nun doch eine solche Binde ins katarische Stadion schaffte, ist der früheren Nationalspielerin und heutigen BBC-Expertin Alex Scott zu verdanken, die im Vorfeld des Spiels zwischen England und Iran mit besagter "One Love"-Binde am Spielfeldrand stand und live für die BBC berichtete.

Angesprochen auf einen möglichen Boykott des Turniers, sagte Scott, dies wäre "die einfache Option" gewesen. Sie selbst habe darüber viele Gespräche geführt. Aber: "Ich liebe meinen Job und wenn ich daran denke, hier zu sitzen und die härteren Gespräche zu führen, ist es größer, nicht wahr? Wir sprechen über Wanderarbeiter, wir sprechen über die LGBT+-Community, wir sprechen über Frauenrechte." Gleichzeitig äußerte sie die Hoffnung, bei der nächsten Weltmeisterschaft in vier Jahren nicht mehr über solche Themen sprechen zu müssen.

Die BBC hatte bereits am Sonntag darauf verzichtet, die Eröffnungsfeier der Fußball-WM im Fernsehen live zu übertragen. Zu sehen war sie ausschließlich im Online-Livestream. In ihrem Fernsehprogramm zeigte der Sender stattdessen einen kritischen Bericht, der sich mit dem Umgang des WM-Gastgeberlandes mit Gastarbeitern und Homosexuellen auseinandersetzte.

Iranisches Fernsehen unterbricht Übertragung

Im Vorfeld des Spiels zwischen England und Iran sorgte indes am Montag nicht nur Alex Scotts Auftritt in der BBC für Aufsehen, sondern auch der spätere Auftritt der iranischen Nationalmannschaft, weil sich deren Spieler vor dem Anpfiff weigerten, die Nationalhyme zu singen. Ziel war es offensichtlich, sich mit den Regime-Kritikern in ihrer Heimat solidarisch zu zeigen. Das iranische Fernsehen soll Medienberichten zufolge daraufhin die Live-Übertragung unterbrochen haben. Ein weiteres Beispiel dafür, dass diese Weltmeisterschaft alles ist - nur nicht unpolitisch.

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