Foto: Photocase"Im Internet dürfen Sie sich nicht daran orientieren, was Sie in der Vergangenheit gemacht haben. Sie müssen sich daran orientieren, was in Zukunft machbar ist", sagt Jochen Gutbrod, Finanzgeschäftsführer der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck im Interview mit der "Welt am Sonntag", in dem er die Internetstrategie seines Hauses umreißt. Demnach bestehe Holtzbrincks Strategie im Aufbau von Unternehmen, die am Markt funktionierten, erklärt Gutbrod. Bei Serviceplattformen, deren Ausbau Holtzbrinck maßgeblich mit vorantreibt, spiele Qualität eine große Rolle. Publizistische Inhalte seien hier nicht gefragt, so dass sich die inhaltliche Ausrichtung des Verlages im Online-Segment verlagere.

Besondere Schwierigkeiten im Online-Geschäft bereite den Unternehmen derzeit die Unwägbarkeit dieses neuen Mediensegments erklärt Gutbrod. "Bei den klassischen Medien kann man strategisch planen, nicht bei den neuen. Wir haben Fehler gemacht, gerade dann, wenn wir versuchten, bewährte Geschäftsmodelle auf das Internet zu übertragen", so Gutbrod. Bis 2011 will das Unternehmen, dessen Umsatz bei rund 2 Milliarden Euro liegt, rund 500 Millionen Euro im Online-Segment investieren.

Allerdings will sich das Unternehmen, das unter anderem kürzlich das Studentennetzwerk "StudiVZ" für die geschätzte Summe von 85 Millionen Euro kaufte, sich nicht vollends ins Online-Geschäft stürzen. "Gleichzeitig ist unser Ziel, mit Investitionen in innovative Zusatzprodukte auch mit den klassischen Medien jährlich um zwei bis vier Prozent zu wachsen, wobei das Ausland und die Wissenschaftsmedien sicher überdurchschnittlich beitragen werden", so Gutbrod im Gespräch mit der "Welt am Sonntag".
 

 
Rund ein Viertel des Umsatzes will Holtzbrinck künftig im Online-Segment erwirtschaften, da sich vor allem der Anzeigenmarkt in diese Richtung bewegt. Noch allerdings seien die Markteinbrüche bei den klassischen Medien hier zu Lande nicht so dramatisch wie in den USA. "Wir werden hier weiter an Auflage verlieren, aber nicht mehr als bisher, also ungefähr zwei Prozent pro Jahr", so Gutbrod in der "Welt am Sonntag".