Nach mehr als sieben Monaten kann in Hollywood wohl wieder so etwas wie Normalität eintreten: Wie in der Nacht bekannt wurde, haben sich die Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA und die Filmstudios vorläufig auf einen neuen Vertrag geeinigt. Demnach soll der seit 118 Tagen andauernde Streik um Mitternacht Ortszeit beendet werden. Wie die SAG-AFTRA mitteilte, wurde die Vereinbarung einstimmig angenommen. Die Rede ist von einer vorläufigen Einigung, denn am Freitag soll diese zunächst dem nationalen Vorstand der Gewerkschaft zur Genehmigung vorgelegt werden.

Spätestens dann ist mit Details zu dem lang ersehnten Deal zu rechnen. In einer ersten Stellungnahme erklärte die Gewerkschaft allerdings schon mal, dass Vereinbarung einen Wert von mehr als einer Milliarde US-Dollar habe und umfassende Lohnerhöhungen sowie einen "Streaming-Beteiligungsbonus" und Regelungen zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz vorsehe. Zugleich ist die Rede von höheren Obergrenzen für die Kranken- und Rentenversicherung.

In einer ersten Erklärung teilte die Produzentenvereinigung AMPTP mit, dass die vorläufige Vereinbarung "ein neues Paradigma" darstelle. "Es verschafft der SAG-AFTRA die größten vertraglichen Zuwächse in der Geschichte der Gewerkschaft, einschließlich der größten Erhöhung der Mindestlöhne in den letzten 40 Jahren, einer brandneuen Restgröße für Streaming-Programme, weitreichenden Schutz für Zustimmung und Entschädigung bei der Nutzung künstlicher Intelligenz und beträchtlichen vertraglichen Erhöhungen bei allen Punkten. Die AMPTP ist erfreut, eine vorläufige Einigung erzielt zu haben, und freut sich darauf, dass die Branche ihre Arbeit wieder aufnehmen kann, um große Geschichten zu erzählen."

Verhandlungen waren Chefsache

Groß waren die Hoffnungen bereits Anfang Oktober, als die größte Gewerkschaft Hollywoods die Gespräche mit den Studios erstmals wieder aufnahm. Nach wenigen Tagen wurden die Verhandlungen damals allerdings wieder abgebrochen. Auch in den vergangenen Tagen kam nur langsam Bewegung in die wieder aufgenommenen Verhandlungen. Vor allem die Leitplanken zur Künstlichen Intelligenz erwiesen sich als Knackpunkt, weil die Schauspieler-Gewerkschaft darin ein existenzielles Problem für ihre Mitglieder sieht. Wie ernst die Studios den Streik nahmen, zeigte sich daran, dass auch die Bosse von Netflix, Disney, NBCUniversal und Warner Bros. Discovery häufig direkt in die Gespräche eingebunden waren. 

"Wir sind nicht nur auf euch zugegangen, wir sind den ganzen Weg zu euch gekommen", hatte Netflix-Boss Sarandos am vergangenen Wochenende erklärt, nachdem ein neuerlicher Vorschlag auf den Tisch kam. Nun also die vorläufige Einigung, die wohl auch unter dem wachsenden Druck zustande kam, dass im Falle einer weiteren Streik-Verlängerung der Produktions-Nachschub für die bereits seit Wochen laufende TV-Saison sowie der Spielfilm-Nachschub für den kommenden Sommer auf dem Spiel gestanden hätte.

Schon Ende September hatten sich die Produktionsstudios mit den Drehbuchautorinnen und -autoren geeinigt. Es war das erste Mal seit mehr als 60 Jahren, dass Autoren und Schauspieler in Hollywood gleichzeitig streikten.