Zwei Afroamerikaner verklagen Sender und Produktionsfirmen der Kuppelshow "The Bachelor", weil sie sich diskriminiert fühlen. Auch HBO eckt mit "Girls", das anders als häufig beschrieben nicht als "Sex And The City"-Nachfolger daherkommt, an.
Nach mittlerweile 23 Staffeln "The Bachelor/-ette" mit unzähligen Dramen, Tränen und hunderten vergebenen Rosen musste sich die ABC-Show am vergangenen Mittwoch einer unerwarteten Klage stellen, die Aufruhr in der ganzen TV-Branche verursachte und ein scheinbar in den USA immer noch sensibles Thema wieder einmal aufs Tapet brachte. Zwei Afroamerikaner aus Nashville, die sich im August 2011 bei einem offenen Casting für die neuen "The Bachelor"- bzw. "The Bachelorette"-Staffeln bewarben, beschuldigten ABC und die Produzenten der Show einer vorsätzlichen Diskriminierung gegenüber Afroamerikanern. Nathaniel Claybrooks und Christopher Johnson gaben gemeinsam mit ihren Anwälten in einer offiziellen Pressekonferenz sämtliche Details der geplanten Klage bekannt und schilderten die genauen Hintergründe des damaligen Castingprozesses, bei welchem sich beide ungerecht behandelt fühlten. Unter Anderem werfen die beiden dem Sender und den Produktionsfirmen Warner Horizon Television, Next Entertainment und NZK Productions vor, dass sie im Vergleich zu den weißen Kandidaten beim Casting benachteiligt wurden und nicht die gleichen Chancen bekamen, wie Claybrooks damals feststellen musste: "Mein Casting-Interview dauerte nicht einmal halb so lang wie das der weißen Kandidaten, die vor mir dran waren. Ich hatte also nie eine Chance."
Johnson fügte der Anklage noch hinzu, dass er bereits vor dem Betreten des Castingraums rüde von einem der Produktionsleute behandelt und diskriminiert wurde: "Ich wurde von einem jungen Herrn an der Tür gestoppt… Er fragte mich allen Ernstes, was ich hier machen würde." Der die beiden vertretende Anwalt Cyrus Mehri machte den Journalisten während der Pressekonferenz klar, dass die Erlebnisse seiner Klienten eindeutig zeigen, dass der Sender und die Produktionsfirmen mit Absicht keine farbigen Teilnehmer in die Show integrieren wollen und stellte folgende Frage in den Raum: "Wie erklären Sie sich sonst, dass es in bisher 23 Staffeln keinen einzigen farbigen Bachelor bzw. keine einzige farbige Bachelorette gab?" Vom ausstrahlenden Sender ABC gab es bisher noch keine Stellungnahme, lediglich Warner Horizon Television - eine der Produktionsfirmen - äußerte sich öffentlich zu den Anschuldigungen. Per Pressemitteilung ließ die Produktionsfirma verkünden, dass die Anschuldigungen haltlos und unbegründet seien: "In der "The Bachelor/-ette"-Geschichte haben wir diverse farbige Teilnehmer vorzuweisen und die Produzenten versuchen ständig, für neue Staffeln Kandidaten unterschiedlicher Rassen zu finden." Sehen Sie hier einen kleinen Ausschnitt der Pressekonferenz und die Schilderungen der beiden Afroamerikaner Claybrooks und Johnson:
Apropos schlechte Publicity. Nicht nur "The Bachelor/-ette" steht momentan in der Kritik in den USA, sondern auch die neue HBO-Serie "Girls", die von vielen als Nachfolger für "Sex And The City" gehandelt wurde. Die Comedy-Show von Multitalent Lena Dunham, die sowohl als Hauptdarstellerin, Autorin, Regisseurin und Executive Producerin bei "Girls" agiert, zeigt das turbulente und aufregende New York-Leben von vier Frauen im Alter von Mitte 20. Im Mittelpunkt steht die sich planlos durchs Leben schlagende Hannah Horvath, die in der Pilotfolge von ihren Eltern eröffnet bekommt, dass sie ab sofort keine finanzielle Unterstützung mehr bekommen wird. Zu allem Übel verliert sie auch noch ihren Praktikumsplatz und muss sich nun auf Jobsuche begeben. Ihre drei Freundinnen Jessa, Marnie und Shoshanna könnten nicht unterschiedlicher sein und doch finden alle immer wieder auf einen gemeinsamen Nenner: Sex spielt nämlich in "Girls" eine dominante Rolle und wie von einer HBO-Serie zu erwarten war, wird dabei auch kein Blatt vor den Mund genommen. Sämtliche Sexpraktiken und -fetische werden in "Girls" thematisiert und nackte Haut wird in Hülle und Fülle gezeigt. Besonders die zweite Folge ist so sexlastig, dass beim Zuschauer bei der einen oder anderen Szene der Fremdschämfaktor auftaucht.
Wie die Presse im Vorfeld allerdings von einem Nachfolger des Franchise-Erfolgs "Sex And The City" sprechen konnte, wird vielen sicherlich beim Anschauen der Pilotfolge ein Rätsel gewesen sein. Die einzige Gemeinsamkeit der beiden Serien liegt in dem Fakt, dass beide Formate von vier Freundinnen in New York handeln, doch von Glamour, Fashion und Luxus ist bei "Girls" keine Spur. Trotzdem äußerte Hauptdarstellerin und Schöpferin der Serie Lena Dunham in einem Interview, dass sie sich sehr gut vorstellen könnte, eines Tages die vier Damen aus "Sex And The City" in "Girls" zu sehen: "Uns ist bewusst, dass unsere Show ohne "Sex And the City" nie existieren würde. Die vier Charaktere aus "Girls" sind mit "Sex And the City" aufgewachsen und sind deshalb auch nach New York gezogen… Aber vielleicht heben wir uns einen solchen Auftritt für das Serienfinale auf." "Girls" ist nur schwer in eine Schublade zu stecken, da man der Serie bei all der negativen Kritik im Vorfeld zu Gute halten muss, dass sie den Zuschauer auf eine neuartige, aber teilweise eben auch beklemmende Reise von vier Freundinnen nimmt, die alles andere als Mainstream sind. Themen wie Abtreibung, Geschlechtskrankheiten und Aids-Ansteckungsgefahr werden in skurrilen Dialogen aufgearbeitet und auch wenn die Autoren offensichtlich versuchen, den Zuschauer dazu zu bewegen, Sympathien für die vier Freundinnen in ihren schwierigen Lebenssituationen zu entwickeln, liegt gerade darin das Problem von "Girls". Die Charaktere sind so eigenwillig und stellenweise seltsam in ihrem Verhalten, dass beim Zuschauer kaum Verständnis aufkommt. Einem weiteren Kritikpunkt musste sich die Serie in der letzten Woche nach der Ausstrahlung der Pilotfolge stellen, da der Serienschöpferin Dunham von vielen Kritikern vorgeworfen wurde, dass in "Girls" nur weiße Frauen im Mittelpunkt stehen, obwohl die Serie den Anspruch habe, den liberalen, offenen und mit sämtlichen Nationalitäten gemischten Melting Pot New York abzubilden. Dunham äußerte sich zu den Anschuldigungen und nannte diesen Umstand einen ‚Unfall‘, den sie hoffe, in einer möglichen zweiten Staffel ausmerzen zu können. All die Presse half "Girls" aus Quotensicht allerdings nicht wirklich, da der Start für HBO sehr verhalten ausfiel. Nur magere 0,87 Mio. Zuschauer im 10:30 Uhr Slot schalteten zur Pilotfolge ein (0,4 Zielgruppenrating). Die Kampagne zu "Girls" ist übrigens seit Anfang April in New York zu finden - sehen Sie hier einige der in ganz Manhattan verteilten Plakate: