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Wer an die Zeit vor dem großen Ausbruch des Serienhypes und Aufstieg von Binge-Watchings als neuem Freizeitsport denkt, dem wird vielleicht noch Winter 2007/2008 als besonderer Abschnitt in der US-amerikanischen TV-Geschichte in Erinnerung sein. Damals kam es zum großen Autorenstreik der Writers Guild of America (WGA). 100 Tage lang legten Autoren die Stifte nieder, was teilweise schwerwiegende Konsequenzen auf laufende Serien hatte. Bei manchen wurde die Produktion eingestellt, bei anderen wurde die Stückzahl gekürzt und auch die Late-Night-Branche musste ohne Gag-Autoren auskommen. Und heute, fast zehn Jahre nach dem letzten Streik droht sich die Geschichte zu wiederholen. Die Verhandlungen zwischen der WGA und der Allianz der Produktionsstudios, Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP), waren in der vergangenen Woche so sehr ins Stocken geraten, dass die Autorengilde beschloss, sich von ihren rund 12.000 Mitgliedern das Recht für eine erneute Arbeitsniederlegung  einzuholen. Momentan ist das vor allem als Drohgebärde zu verstehen, um die Produzenten zu Zugeständnissen zu bewegen. Zunächst mal haben nun beide Parteien vereinbart, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Bis Anfang Mai läuft der aktuelle Vertrag noch - sollte bis dahin keine Einigung erzielt werden, droht ein Streik mitten in der Produktionsphase der Serien für die kommende Season. Übrigens liefen alle Streiks der WGA, bislang sechs, immer zu Amtsperioden von republikanischen Präsidenten ab. 2007 an der Macht war George W. Bush.

The Mindy Project© FOX
Bei "The Office" bestand der Wortschatz von Mindy Kaling als Kelly Kapoor fast nur aus "awesome", so dass das Wort fast wie auf Knopfdruck ihren Mund verließ. Nicht so "awesome" dürfte nun die Botschaft von Hulu sein, dass die Serie "The Mindy Project" von und mit Mindy Kaling nach sechs Staffeln nicht fortgeführt wird. Darin versuchte diese als Mindy Lahiri alles unter einen Hut zu kriegen und zu perfektionieren: den beruflichen Teil als Gynäkologin und Geburtshelferin und die Suche nach Mister Right mit dem perfekt romantischen Ende. Die Comedy-Serie war nach drei Staffeln von Fox zu Hulu gewandert. Dort startete dann im September 2015 eine 26 Folgen umfassende vierte Staffel. Die letzte Staffel wurde jedoch von ursprünglich deutlich weniger Episoden, nämlich 16, sogar nochmals um zwei weitere reduziert, womit es die am Dienstag zum Abschluss gebrachte, fünfte Staffel nur auf 14 Folgen brachte. Die sechste Staffel soll wieder im Herbst starten. Erst kürzlich wurde "The Mindy Project" für eine weitere Verwertung an VH1 und Freeform verkauft.

Time after Time© Warner
Während es das in diesem Jahr endende "The Mindy Project" auf aktuell 107 Episoden bringt, kann eine Drama-Serie bei ABC davon nur träumen. Und genau genommen, steht ihr noch nicht mal mehr träumen zu, denn die Zeit von "Time After Time" ist abgelaufen. Nach nur fünf Folgen ist Schluss mit der Zeitreise-Serie über die Jagd von H.G. Wells nach dem berühmt berüchtigten Frauenmörder Jack the Ripper. Die Serie von Kevin Williamson war am 5. März mit 2,54 Millionen Zuschauern gestartet und konnte letzten Sonntag nur noch 1,87 Millionen Zuschauer begeistern. Zu wenig für ABC, so dass die Reißleine gezogen wurde und "Time After Time" neben dem offiziell beendeten "Doubt" von CBS zu den wenigen Network-Neustarts zählt, die vorzeitig abgesetzt wurden. Um 21 Uhr folgt auf "Once Upon a Time" ab diesem Sonntag "Match Game" als Alternativprogramm.

True Detective© HBO
Lange Zeit sah es so aus, als ob "True Detective" keine Fortführung bei HBO erfahren würde. Nun macht eine Schlagzeile die Runde, die auf Gegenteiliges hindeuten könnte. Der Branchendienst "Entertainment Weekly" brachte die Personalie David Milch in Verbindung mit der Anthologie-Serie. Angeblich befinden sich der Schöpfer von "Deadwood" und der Kreativkopf hinter "True Detective", Nic Pizzolatto, in einem frühen Gesprächsstadium über eine Partnerschaft für eine dritte Staffel. Nachdem die erste Staffel das Label "Prestige-Projekt" untermauerte, traf die Folgestaffel auf größtenteils schlechte Kritiken, so dass eine weitere Staffel unwahrscheinlich schien. Pizzolatto hatte dabei die ersten beiden Staffeln komplett alleine geschrieben und als Showrunner verantwortet, sich aber mit dem Regisseur Cary Fukunaga der Premierenstaffel überworfen, der dann keinen passenden Stuhl mehr für die zweite Staffel hingestellt bekam. Es bleibt also abzuwarten, welche Rolle Milch einnehme würde bei einem weiteren Kapitel. Auf einem anderen Blatt Papier steht zudem noch die Neuauflage von "Perry Mason", das von Pizzolatto bei HBO verantwortet wird und eigentlich Priorität zu haben schien.

HBO Logo© HBO
Ein Neuzugang für HBO steht unterdessen fest. Dabei macht der Pay-TV-Kanal gemeinsame Sache mit dem italienischen Sender RAI und dem Regisseur Saverio Costanzo. Realisiert wird eine Serien-Adaption zur neapolitanischen Saga von Elena Ferrante, "Meine geniale Freundin", in den USA als "My Brilliant Friend" erschienen. Dabei geht es um eine über mehrere Jahrzehnte andauernde Freundschaft zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Frauen Elena und Lila, die jäh endet, weil Lila auf mysteriöse und spurlose Weise verschwindet. Elena macht es sich zur Aufgabe, hinter das Rätsel ihres Verschwindens zu kommen und fängt an, darüber zu schreiben. Bestellt hat HBO acht Folgen der Drama-Serie, deren Produktion im Sommer in Neapel beginnen soll.

Foto: CBS Television© CBS Television
Neun Staffeln lang hass-liebten sich Kevin James und Leah Remini als Ehepaar Heffernan in der CBS-Sitcom "King of Queens". Kevin James legte seine grüne Shorts vor zehn Jahren ab und ist momentan an gleicher Stelle in der Sitcom "Kevin Can Wait" zu sehen, allerdings mit neuer TV-Ehefrau. Doch zumindest für das zweiteilige Staffelfinale gibt es diesbezüglich eine Änderung, die allen Freunden von "King of Queens" gefallen dürfte. Leah Remini wurde für eine Gastrolle verpflichtet, in der sie nochmals die Ehefrau von Kevin James, beziehungsweise Kevin Gable, spielen wird. Wie kommt das? Der Polizist im Ruhestand, Gable, lässt sich überreden, für einen Undercover-Einsatz kurzzeitig in den Dienst zurückzukehren. Für die investigative Mission kriegt er die Polizistin Vanessa Cellucci (Remini) zur Seite gestellt, die sich als seine Ehefrau ausgibt. Die Heffernans waren gestern, heute sind sie die Gables. Wenn auch nur für den Abschluss der Premierenstaffel.

USA© DWDL
Eine weitere Reunion gibt es bei NBC. Amy Pohler und Nick Offerman machen erneut gemeinsame Sache, nachdem sie bereits in der Mockumentary "Parks and Recreation" sieben Staffeln lang zusammen vor der Kamera standen. Beschritten wird nun aber ein anderes Terrain: die beiden übernehmen die Moderation einer Wettbewerbesshow, in der es um Handarbeiten geht. Bestellt hat NBC sechs Folgen der Show "The Handmade Project", die von Poehlers Produktionsfirma Paper Kite Productions stammt. Von einer Jury gekrönt wird der oder die mit den talentiertesten Fingerfertigkeiten, wobei diese natürlich auch mit einigen Werkzeugen unterstützt werden. Acht Kandidaten treten an, wobei in jeder Folge andere Disziplinen anstehen, deren Schwierigkeitsgrad zunimmt. Bei ABC will man wieder den Schritt in Richtung Gesangwettbewerb wagen. Geordert wurden zehn Folgen von "Boy Band" mit, wie der Name schon sagt, dem Ziel der Zusammenstellung einer fünfköpfigen Boy Band.

Comedy Central© Comedy Central
Comedy Central könnte eine neue Late-Night-Show planen, die auf den Namen "The President Show" hört und auf Kosten des aktuellen Präsidenten geht. Das suggerieren zumindest die Tweets, deren Accounts auf das Network zurückzuführen sind. @PresidentShow zwitschert: "Late night TV is broken. A TOTAL DESASTER. I alone can fix it!" - @LateNightDonald ergänzt "Official Twitter profile for the host of @PresidentShow. Make Night Late Again!" Angeblich arbeitet Comedy Central ohnehin an einer politisch orientierten Talk-Show und dies könnte der erste Schritt dazu sein, einen Ersatz für die im August 2016 eingestellte The Nightly Show" mit Larry Wilmore zu liefern. Comedy Central äußert sich bislang noch nicht offiziell dazu. Eine Social-Media-Reaktion von Donald Trump zu jedem Zeitpunkt wäre alles andere als überraschend.

Olympische Ringe© IOC
NBC wird live von den Olympischen Winterspielen 2018 berichten - eine solche Pressemitteilung wäre hierzulande kaum denkbar, ist das doch bei deutschen Sendern quasi eine Selbstverständlichkeit. In den USA ist das anders: NBC macht daraus stets ein Primetime-Event und zeigt die Wettkämpfe dann eben als Aufzeichnung und geschnitten. Bei den nächsten Olympischen Winterspielen wird das anders sein. NBC wird live übertragen - und zwar in allen Zeitzonen sowohl an der Ost- als auch an der Westküste. Möglich macht es die Tatsache, das sie in Südkorea stattfinden und die wichtigsten Wettkämpfe aufgrund der Zeitverschiebung damit ohnehin in die US-Primetime fallen. In der Regel beginnt NBC um 20 Uhr Ostküsten- und 17 Uhr Westküsten-Zeit mit der Live-Übertragung. "Das bedeutet, dass die sozialen Medien nicht schneller sind und keiner unserer Zuschauer auf irgendetwas warten muss. Das sind aufregende Neuigkeiten für unser Publikum, unsere Werbekunden und unsere Partnersender." Aufregend - oder wie man hierzulande sagen würde: Normal.

US-Quoten-Update

Late Show with Stephen Colbert© CBS
Dass Donald Trump die Verhältnisse in der US-Late-Night gehörig durcheinandergewirbelt hat, haben wir bereits mehrfach berichtet. Großer Gewinner ist - neben "Saturday Night Live" - dabei Stephen Colbert, der sich kurz nach dem Amtsantritt von Donald Trump am sonstigen Dauermarktführer Jimmy Fallon vorbeischieben konnte - und das war kein kurzers Strohfeuer, sondern eine bis heute anhaltende Entwicklung. Nun liegen die Zahlen für das komplette erste Quartal vor - und die zeigen: Colberts "Late Show" war mit im Schnitt 3,29 Millionen Zuschauern die meistgesehene Late Night, Jimmy Fallon landete mit seiner "Tonight Show" mit im Schnitt 3,03 Millionen Zuschauern deutlich dahinter. Jimmy Kimmel erreichte bei ABC im Schnitt 2,26 Millionen Zuschauer. Wie deutlich die Veränderungen sind, zeigt der Vergleich mit dem 1. Quartal 2016: Während Colbert nun 260.000 Zuschauer mehr hatte als Fallon, lag vor einem Jahr Fallon mit 840.000 Zuschauern in Front. Überhaupt gelang es CBS zuletzt 2010 im 1. Quartal vor NBC zu liegen. Allerdings bleibt Jimmy Fallon weiterhin der klare Marktführer in der jungen Zielgruppe: Hier steht ein Rating von 0,75 einem 0,58-Rating von Colbert gegenüber.

Bones© RTL
Nach insgesamt 246 Folgen endete am vergangenen Dienstag "Bones" mit dem Finale der verkürzten zwölften Staffel. Im Vergleich zum vergangenen Jahr waren insbesondere die Gesamt-Zuschauerzahlen in der Finalstaffel nochmal deutlich zurückgegangen: Im Schnitt sahen nur noch 3,2 Millionen Zuschauer zu, das war ein Drittel weniger als noch in der Vorsaison. In der Zielgruppe lag das Rating durchweg unter 1,0 Prozent. Erst zum Serienfinale wurde dieser Marke immerhin wieder zurückerobert: Mit 4,35 Millionen Zuschauern und 1,0/4 Prozent in der Zielgruppe (Rating/Share) verabschiedete sich "Bones" versöhnlich mit dem in der Zielgruppe besten Wert seit Ende 2015. Neuere Serien machten Fox hingegen wieder Probleme. "APB" etwa markierte mit nur noch 2,8 Millionen Zuschauern und 0,6/2 Prozent bei den 18- bis 49-Jährigen schon wieder einen neuen Tiefstwert. Auch "24: Legacy" kommt ohne Jack Bauer nicht so richtig an. 3,2 Millionen Zuschauer sahen an diesem Montag zu, 0,9/3 Prozent betrug der Marktanteil in der Zielgruppe. "Empire" bleibt für Fox zwar ein voller Erfolg - mit 6,9 Millionen Zuschauern und 2,4/8 Prozent in der Zielgruppe markierte die Serie aber ihr persönliches Allzeit-Tief - von den einstigen Quotenwunder-Sphären mit einem Zielgruppen-Rating von bis zu 6,7 ist sie inzwischen also weit entfernt.

Imaginary Mary© ABC
Auch ABC hat im Drama-Bereich mit seinen neuen Serien in diesem Jahr kein glückliches Händchen bewiesen - man denke nur an die bereits abgesetzten Serien "Conviction", "Notorious" und "Time after Time". Dafür läuft es für den Disney-Sender im Sitcom-Bereich ziemlich gut. Am Mittwoch feierte mit "Imaginary Mary" nun wieder eine neue Produktion ihren Einstand. Sie war zwar kein Überflieger, aber auf einem grundsoliden Niveau: 5,4 Millionen Zuschauer hatten eingeschaltet, 1,4/5 Prozent betrug der Marktanteil in der Zielgruppe. Zuvor hatten 6,1 Millionen Zuschauern den "Goldbergs" zugesehen, mit 1,7/7 Prozent bei den 18- bis 49-Jährigen bleibt die Sitcom für ABC ein voller Erfolg.