Jungen Berufseinsteigern empfiehlt Josef Ballerstaller ein "überzeugtes Interesse, eine erkennbare Motivation und ein bewusstes Auftreten, das die Wahl zu diesem Beruf widerspiegelt. Man sollte an möglichst vielen unterschiedlichen Produktionen teilnehmen, um deren spezifisch inhaltliche und strukturelle Bauweisen kennenzulernen."

Für Katja Rieger, Leiterin der Programmentwicklung bei Vox, besteht die größte Herausforderung im Redakteursberuf heute darin, dass "man nie genau weiß, wie der Zuschauer tickt und dass man – angesichts der Fülle der Angebote – immer härter um seine Aufmerksamkeit kämpfen muss".



Jana Brandt, Leiterin der Hauptredaktion Fernsehfilm/Serie/Kinder im MDR, sieht vor allem die Herausforderung, "sich Gestaltungsfreiheit für die Realisierung bewegender Geschichten zu erarbeiten". Dabei gehe es auch um die Frage: "Wie bekommen wir das finanziert, wo finden wir Partner, damit die Filme dann auch den Markt erreichen?" Und was macht der von "Nackt unter Wölfen" bis "In aller Freundschaft" erfolgreichen Fiction-Frau die meiste Freude am Job? "Neuland zu entdecken", so Brandt, "aus unterschiedlichsten Themenwelten Ideen zu schöpfen und daraus Filmprojekte zu entwickeln, die dann viele Menschen begeistern – das motiviert mich immer wieder aufs Neue."

Ihrer Kollegin Caroline von Senden, Redaktionsleiterin in der ZDF-Fiction, gefallen besonders die "lebendigen, turbulenten, anregenden und bereichernden Begegnungen, Gespräche, Debatten und Diskussionen mit den großartigen, verrückten, anstrengenden, außergewöhnlichen und herausragenden Kreativen unserer Branche". Herausfordernd sei es, "alle Bälle in der Luft zu behalten, das heißt, die aktuellen Produktionen auf höchstes Qualitätsniveau zu bringen und gleichzeitig die zukunftsweisenden Entwicklungen nicht aus den Augen zu verlieren".

Tipp #2 für Nachwuchs-Redakteure
"Mutig sein, über die Stränge schlagen, alles lesen von der Bäckerblume bis zu Spinoza, sein inneres Kind nicht vergessen, eigene Werte formulieren, profundes Wissen anhäufen!"

Liane Jessen, Leiterin Fernsehspiel & Spielfilm, Hessischer Rundfunk


Liane Jessen, Fiction-Chefin des Hessischen Rundfunks, betont die gesellschaftliche Verantwortung und fordert Redakteure auf, "standzuhalten, in Zeiten von Gegenaufklärung nicht im eigenen System zurückzuweichen und es sich leicht zu machen". Man dürfe nicht der Eitelkeit erliegen, müsse als Redakteur den eigenen Erfolg immer als gelungene Arbeit eines Teams begreifen, der Sache dienen und nicht sich selbst. Keine Frage, dass Redaktionen mit einem solchen Mindset eher Höhenflüge als Reibungsverluste verursachen. Selbstverständlich scheint das jedoch nicht zu sein. Wo könnte also der Ausweg liegen?

Einer, der beide Seiten kennt, ist Marc Conrad, früher Programmdirektor und Geschäftsführer von RTL, heute erfolgreicher und immer wieder wagemutiger Produzent. Seine Filme und Serien fertigt er sowohl für große Sender mit langen Entscheidungswegen als auch, wie bei "Gottlos" für RTL II, in einer Struktur ohne klassische Senderredaktion. Conrads Rezept aus Erfahrung: "Zusammen reden, reden, reden. Sich zeitnah treffen, sprechen, zuhören, Vertrauen fassen. Und dann zielgenau auf einen Sendeplatz hin gemeinsam mit den kreativen Autoren und Regisseuren entwickeln."

Tipp #3 für Nachwuchs-Redakteure
"Vor allem braucht man ein Gespür für Geschichten, die das Publikum bewegen. Genreübergreifend Erfahrungen zu sammeln,
von der Stoffentwicklung bis zur Umsetzung,
ist hilfreich."

Jana Brandt, Leiterin Hauptredaktion Fernsehfilm/Serie/Kinder, MDR


"Wichtig ist bei der Zusammenarbeit vor allem partnerschaftliches Arbeiten und gegenseitiges Vertrauen", sagt Astrid Quentell, Geschäftsführerin der Produktionsfirma Sony Pictures mit früherer Erfahrung als Senderredakteurin. "Beide wollen doch dasselbe: ein erfolgreiches Programm. Und wenn dann jeder in seinem Bereich das Bestmögliche gibt, von seiner Seite aus die optimale Unterstützung liefert und vertrauen kann, dass der andere seinen Job versteht, dann läuft das toll und führt auch öfter als nicht zu einem erfolgreichen Ergebnis." 

Echter Austausch – nicht nur in verbaler Hinsicht, sondern auch bei der praktischen Berufserfahrung – könnte ein Schlüssel sein. So verweist Tresor-TV-Chef Axel Kühn darauf, dass bei einigen Sendern inzwischen immer mehr Redakteure arbeiten, die vorher bei Produzenten waren, und umgekehrt. "Diese Durchlässigkeit ist zum Beispiel in England ja noch viel größer", so Kühn. "Ich bin der festen Überzeugung, dass es beiden Seiten hilft, Verständnis für das Geschäft des anderen zu haben." Und Oliver Fuchs, heute Geschäftsführer von Bavaria Entertainment, zuvor Unterhaltungschef des ZDF, bestätigt: "Es ist immer gut, mit konstruktiven Redakteuren zu arbeiten, die selbst schon wirklich produziert haben und die dem Produzenten das ihm bei Beauftragung eingeräumte Vertrauen auch während der Produktion schenken. Diese Redakteure gibt es."