Es gibt da diesen englischen Begriff guilty pleasure, für den ich im Deutschen keine treffende, knackige Übersetzung kenne. Wörterbücher schlagen "heimliches Vergnügen" oder "Laster" vor. Oder, was vermutlich am ehsten passt: "Vergnügen mit Gewissensbissen". Diese Übersetzung ist mir aber zu sperrig, weswegen ich die Formulierung guilty pleasure in meinen Sprachgebrauch übernommen habe. Ich verwende sie hauptsächlich in der Popkultur - bei Büchern, Musik, Filmen oder Serien. Wenn es um Bücher geht, habe ich seit Jahren nur ein guilty pleasure: die Janet-Evanovich-Reihe. Diese Bücher zeichnen nichts aus - sie sind weder gut geschrieben, noch ist die Handlung besonders spannend, außerdem sind alle Charaktere wandelnde Klischees. Selbst für eine Parodie von Ermittler-Geschichten sind die Bücher nicht gut genug gemacht. Trotz allem: Ich kaufe jeden Band, sobald er erscheint. Verschlinge ihn. Und fühle mich sehr gut unterhalten. Ich habe natürlich nicht wirklich Gewissensbisse beim Lesen - aber ich weiß, dass ich stattdessen auch etwas lesen könnte, das anspruchsvoller ist.

Wenn es um Serien geht, habe ich seit Jahren immer mal wieder guilty pleasures: Viele Jahre war das zum Beispiel "Verbotene Liebe" (darüber habe ich vor knapp zwei Jahren in dieser Kolumne geschrieben). Dann habe ich mit großem Vergnügen "Für alle Fälle Amy" geguckt, was nicht an sich ein guilty pleasure war. Dass das Gucken der Anwaltsserie mit Amy Brenneman in der Hauptrolle für mich dennoch in diese Kategorie fiel, lag an der Sendezeit. Die Serie wurde fünf Mal in der Woche nachmittags auf Vox gezeigt. Also eigentlich in der Arbeitszeit. Als freie Journalistin dann doch mal schnell den Fernseher anschalten und eine Stunde Pause machen, war sehr verlockend. Und tatsächlich habe ich nur, wenn ich außer Haus war - also berufliche Termine hatte - nicht geguckt.

Ebenfalls ein früheres, mehrere Jahre andauerndes guilty pleasure: "Everwood". Das Guck-Vergnügen startete ebenfalls im Vox-Nachmittagsprogramm. Doch ging schnell weiter: Als der Sender nach der ersten Staffel oder so eine "Everwood"-Pause einlegte, habe ich mir die restlichen Staffeln anderweitig besorgt. Und ja, beim "Besorgen" hatte ich natürlich Gewissensbisse. 

Seit ein paar Wochen bin ich nun "Riverdale" erlegen. Die Serie richtet sich ganz klar an Menschen, die um einiges jünger sind als ich. Die Hauptfiguren gehen zur Schule, haben Teenager-Probleme - mit sich, den Eltern, den Lehrern, dem Erwachsenwerden. Klar, kenne ich. Ist aber schon sehr sehr lange her. Trotzdem fiebere ich jeder Folge entgegen - die Serie wird blöderweise nur wöchentlich veröffenlicht. Immer freitags auf Netflix. Leider auch nicht zu einer bestimmten Uhrzeit - zumindest keine, die ich nachvollziehen könnte. Und Netflix hat auf meine Nachfrage via Twitter bisher nicht reagiert. Daher checke ich freitagsvormittags mehrfach meinen Netflix-Account, ob die neue Folge nun da ist. (Dieser Text entstand zwar am Freitag, doch ich brauchte nicht nachzuschauen: Die Serie macht gerade eine kurze Pause, die nächste neue Folge gibt es in den USA leider erst am 30. März, einen Tag später dann in Deutschland.)

Zurück zur Serie: "Riverdale" übt eine seltsame Faszination auf mich aus. Es ist, als hätten "Twin Peaks", "Gossip Girl" und "Everwood" ein gemeinsames Kind gezeugt, das so langsam in die Pubertät kommt. Ein mysteriöser Mordfall, viele dunkle Geheimnisse und überraschende Wendungen. Im Mittelpunkt stehen gut aussehende Highschool-Schüler mit ihren Nöten und Dramen. Es spielt in einem kleinen Ort in den USA, abgeschieden von der Welt. Und, was mich überrascht, trotz der dramatischen Dinge, die in "Riverdale" passieren, strahlt es eine gewisse Wärme aus, die mir in "Gossip Girl" und in vielen anderen Teen Soaps bisher gefehlt hat. Die allerdings sehr charakteristisch ist für "Everwood". Da ist es wohl kein Zufall, dass einer der Executive Producer von "Riverdale" Greg Berlanti heißt, der der Erfinder von - nun ja - "Everwood" ist. 

"Riverdale" basiert übrigens auf der Comic-Reihe "Archie", die mir bisher zwar nichts sagte, in den USA aber seit Jahrzehnten etabliert und erfolgreich ist. Und ich überlege jetzt tatsächlich, doch mal in ein "Archie"-Heft reinzuschauen. Aus Neugier. 

Noch ein Übrigens: Luke Perry spielt den Vater der Hauptfigur Archie. Ja, DER Luke Perry, der den Herzensbrecher Dylan in "Beverly Hills, 90210" gespielt hat. Mensch, ist das lange her.

Wer eine ausführlichere Kritik zu "Riverdale" lesen möchte - ich finde die von "The Verge" lesenswert (auch wenn die Überschrift etwas sperrig ist): "The CW's 'Riverdale' is the most sense the Archie series has made in more than a decade" 

Und zum Schluss noch vier Gucktipps: 

Die sympathischen Alten kommen zurück - und wollen Sexspielzeug verkaufen: Die dritte Staffel von "Grace and Frankie" ist ab 24. März bei Netflix verfügbar. Ich mochte Staffel 1 und Staffel 2 sehr. 

Nachschub aus Springfield: Ab 21. März zeigt ProSieben die zweite Hälfte der 27. Staffel der "Simpsons". Dienstags ab 20.15 Uhr gibt's die neuen Folgen.

Jetzt zum wirklich Wichtigen: Wo kann man das gucken, über das ich schreibe?

"Verbotene Liebe": Der Pay-Sender RTL Passion zeigt alte Folgen. Gibt's auf DVD (aber bei keinem Streamingangebot).

"Für alle Fälle Amy": Ist leider bei keinem deutschen Streamingdienst verfügbar, aber auf DVD.

"Everwood": Die erste der vier Staffeln gibt's bei iTunes. Alle Staffeln gibt's auf DVD.

"Riverdale": Nur bei Netflix.

Wer mir auf Twitter folgen möchte, kann das hier tun: @FrauClodette.