Seit Anfang des Jahres veröffentlicht die AGF nun schon regelmäßig Hitlisten der meistabgerufenen Videos in den Mediatheken der Sender. Bislang handelt es sich allerdings um ein sehr unvollständiges Bild: Zum Einen fehlt mit der ARD sogar noch immer einer der AGF-Träger, zum Anderen werden manche Plattformen und ganz allgemein die immer wichtiger werdenden Apps derzeit nicht erfasst. Trotzdem geht die AGF nun einen Schritt weiter und wird ab sofort im monatlichen Rhythmus für ausgewählte Angebote Strukturdaten veröffentlichen - sprich: Es gibt nun Daten über Alter, Geschlecht und Haushaltsgröße der Nutzer. 

Die am Donnerstag erstmals vorgestellten Daten für den Monat Juni zeigen dabei extrem starke Ausschläge. Nehmen wir zum Beispiel das Vox-Format "Shopping Queen". Dass hier natürlich vorwiegend weibliche Zuschauer angesprochen werden, dürfte jedem klar sein - wie hoch der Anteil der weiblichen User tatsächlich ist, erstaunt dann aber doch: Gerade mal drei Prozent der VoD-Nutzer waren männlich, 97 Prozent hingegen weiblich. Ähnlich sieht es ganz allgemein bei Sixx aus: Hier sind 96 Prozent der Video-Abrufe von Frauen generiert worden. Und auch eine Serie wie "Doctor's Diary" kommt auf einen Frauen-Anteil von 93 Prozent, die RTL-Soap "Alles was zählt" von 89 Prozent - deutlich mehr als bei "Unter Uns" übrigens, das einen Frauenanteil von 72 Prozent ausweist.

"Berlin - Tag & Nacht" und "Köln 50667" haben online hingegen sogar geringfügig mehr männliche Zuschauer, weisen insgesamt aber eine ausgewogene Verteilung auf. Einen hohen Männeranteil gibt es hingegen bei den Show- und Comedyformate von ProSieben (81 bzw. 76 Prozent). Auch "Terra X" oder das ZDF"Morgenmagazin" haben über 80 Prozent männliche Nutzer, ebenso wie übrigens der ZDF-Livestream. Bei der "heute-show" sind immerhin 68 Prozent der Online-Zuschauer männlich.

Diese Tendenzen lassen sich auch im klassischen Fernsehen erkennen, nur sind sie in der Regel bei Weitem nicht so stark ausgeprägt. Dr. Bernhard Engel, Sprecher der Technischen Kommission der AGF, erklärt diesen Effekt so: "Auch wenn die Aussage nicht für alle Angebote gilt, so ist die Videostreaming-Nutzung doch tendenziell spitzer in ihrer Zielgruppenpositionierung als klassisches TV, da die Nutzung ganz überwiegend individuell stattfindet und der nivellierende Effekt der gemeinsamen Nutzung mehrerer Personen vor einem TV-Gerät nicht vorhanden ist."

Während die tatsächliche Zahl der Abrufe als Vollerhebung technisch erfasst wird, greift die AGF bei den Strukturdaten auf ein Panel von Nielsen zurück, das aus 28.000 Personen besteht. Als nächstes müssen beide bislang unabhängig voneinander existierenden Quellen verschmolzen werden, damit dann Metriken wie Nettoreichweite und Sehbeteiligung analog zur normalen TV-Quote erhoben werden können.

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