Quelle der Daten für diesen Artikel: all eyes on screens

Erstmals sichtbar für alle: Die Quotenkurven der acht großen deutschen Vollprogramme in der Primetime, basierend auf der Messung von rund einer Million Vodafone-Haushalten. Mehr Hintergrund zu den neuen Daten gibt es hier. Die wichtigsten Erkenntnis aus den Kurven ist nicht, wer vorne liegt. Diese Erkenntnis ist aussagekräftig für die gemessenen Vodafone-Haushalte, aber nicht gewichtet, auch wenn sich die Ergebnisse nach Erfahrungen von AdScanner und Vodafone jenen der Zielgruppe 14 bis 59 annähern.

Wertvoller und in sich aussagekräftig sind die Erkenntnisse zu Umschaltzeitpunkten, deren Profiteuren und der Entwicklung von Reichweiten innerhalb einer Sendung. Das erlaubt Deutungen, die bislang ohne zugängliche Minuten- bzw. Sekundenverläufe nicht möglich waren. Etwa ob eine Sendung von Beginn an wenige Zuschauende hatte oder aber während der Ausstrahlung massiv verlor.

AdScanner 4. März Verlauf © AdScanner

Schön zu sehen ist etwa, dass der im ZDF ab 20:15 Uhr sehr konstant sein Publikum gehalten hat – und zudem gegen 20.30 Uhr nochmals einen kleinen Sprung nach oben machte. Zu diesem Zeitpunkt beendeten sowohl Das Erste als auch RTL, Sat.1 und ProSieben ihre Ukraine-Sondersendungen, was insbesondere bei RTL und dem Ersten zu Reichweitenverlusten führte. Während dort die Reichweiten sanken, gingen sie bei der ZDF-Wohlfühlreihe und auch bei ProSieben, wo "GNTM" auf die Informationssendung folgte, nach oben. In eine andere Richtung ging es bei RTL. Ganz anders als die Castingshow entwickelte sich das "stern TV Spezial" bei RTL in seinen ersten Sendeminuten. Hier zeigte die Kurve deutlich nach unten. 

Bei "Germanys Next Topmodel" machte es sich offenbar bezahlt, dass ProSieben nach dem Start um 20.35 Uhr über 40 Minuten lang auf eine Werbeunterbrechung verzichtete. Die Kurve stieg nahezu kontinuierlich an und erreichte gegen 21:15 Uhr den höchsten Wert des Abends.

Stabil über die 90 Minuten blieb derweil der im ZDF gesendete "Bergdoktor" - ein Unterschied zum ARD-90-Minüter "Bozen-Krimi", der fast kontinulierlich leicht verlor. Kleinere Ausscherungen nach oben zeigen sich gegen 21:20 Uhr, hier gingen RTL und ProSieben in eine Werbepause, was offenbar zu kurzem Umschalten führte. Ebenfalls gut zu erkennen: Mit dem Ende des "Bergdoktor" gegen 21:45 Uhr fiel die Reichweite des Zweiten rasant – wovon gleich mehrere Sender profitierten. Insbesondere war das beim "Bozen-Krimi" der Fall, dessen finale Viertelstunde wieder auf ein höheres Zuschauerinteresse stieß.

220303 Zap © AdScanner


Dazu passt, dass Das Erste am Donnerstag mit großem Abstand die meisten Zuschauenden vom ZDF einsammelte, aber eben auch dorthin verlor. An jeweils zweiter Stelle steht dabei RTL. Einen größeren Austausch der Zuschauenden gab es auch erneut zwischen den großen öffentlich-rechtlichen Sendern und dem privaten News-Kanal ntv. Das ist auch deshalb spannend, weil genau dieser Effekt bei weiteren Sendern der RTL-Gruppe, etwa RTL selbst oder auch Vox, nicht auftritt.

ZapIn und ZapOut ist die tägliche Betrachtung des Nutzungsverhalten mit der Frage: Wohin verlieren die größten acht größten deutschen Vollprogramme ihre Zuschauenden im Verlaufe eines Tages eigentlich und von welchen Sendern wiederum zappt das Publikum zu ihnen? Unsere ZapMap liefert Erkenntnisse zu Wettbewerbssituationen: Zwischen welchen Sendern herrscht der intensivste Publikumsaustausch?