Bild: ZDF/Rico RossivalHerr Amlung, vor 100 Tagen ist die neue ZDF-Mediathek gestartet. Was ist heute die größte Baustelle für Sie? Die Technik wohl kaum mehr, oder?

Da fragen Sie mal hier im Haus diejenigen, die es umsetzen müssen! (lacht) Sehr beschäftigt sind wir mit der Kommunikation nach außen, denn es gibt zur Zeit noch zu viele Missverständnisse: Wir müssen begreiflich machen, was wir als ZDF im Internet machen und warum wir das tun.

Vor allem die Privaten sind mit Ihren Plänen nicht einverstanden. Verzerrt das ZDF den Wettbewerb?


Das sehen wir nicht so. Unsere Position ist klar: Wir sind keine Teilnehmer im kommerziellen Wettbewerb, weil wir nirgendwo beteiligt sind, wo es um ökonomisch relevante Aktionen geht. Wir sind sicherlich ein Teilnehmer im publizistischen Wettbewerb. Aber das waren wir schon immer.

Mal ganz einfach gefragt: Warum muss das ZDF überhaupt so umfassend ins Netz vordringen? Sie machen doch Fernsehen...

Eigenständiges Fernsehen wird es auf Dauer nicht mehr geben. Wenn wir auch weiterhin unseren Auftrag erfüllen wollen, müssen wir uns dem technischen Wandel stellen und unsere eigene Position im Netz beziehen. Wir machen das unter anderem mit unserer Mediathek, die wir deshalb am PC, aber auch auf dem Fernseher und dem Handy verfügbar machen.
 
 
Und wo lässt sich die Grenze ziehen?

Das Internet wird ein Metamedium, das alle bisherigen Formen in sich vereint: Man kann bewegtes Bild verbreiten, Audio-Dateien, Fotos und Texte. Alles ist miteinander verknüpfbar. In sofern wissen wir auch, welche Abgrenzungs-Schwierigkeiten das verursacht. Wir sehen aber keine andere Alternative, als uns diesen Schwierigkeiten zu stellen, weil wir glauben, dass das Fernsehen ein Teil dieser Netzwelt sein wird. Viele Formen, die künftig möglich werden, kann man heute schon testen. Das ist auch nicht sehr teuer. Manche davon sind erfolgreich und publizistisch interessant, andere werden wir nicht weiter verfolgen.

Können Sie Beispiele nennen für die neuen Darstellungsformen, die sie entwickeln?


Interaktive Erklär-Grafiken im Informationsbereich funktionieren gut. Dort, wo man komplexe Themen, die man auch im Fernsehen grafisch darstellt, noch ein Stück weiter treibt. Es gibt zum Beispiel ein grafisches Klimamodul, bei dem man sich die verschiedenen Berechnungsvarianten der Klimaerwärmung anschauen kann. Das ist ein erfolgreiches Beispiel, an dem man zeigen kann, dass es durch das Internet auch viele neue didaktische Möglichkeiten gibt.

Und abseits der Didaktik – was passiert in der Unterhaltung?

Wir wollen jetzt mal schauen, wie weit man die zusätzlichen Gestaltungsmöglichkeiten im Netz nutzen kann, um zum Beispiel auch fiktionale Stoffe anders zugänglich zu machen. Dafür werden wir zum Beispiel bei der Serie „KDD – Kriminaldauerdienst“ einzelne Erzählstränge ins Internet verlagern. Wir probieren jetzt aus, was vom Zuschauer angenommen wird.

Den Ausbau der Mediathek hat sich das ZDF schon vier Millionen Euro kosten lassen. Davon entfällt rund die Hälfte auf Rechtekosten. Ist das gerechtfertigt?


Die vier Millionen sind ein Maximalbetrag, ein Deckel – mit dem klaren Signal, dass wir nicht jede beliebige Summe ausgeben werden, sondern sehr genau überlegen, welcher Betrag angemessen ist.
 
Lesen Sie auf der nächsten Seite, ab wann ein Betrag für das ZDF nicht mehr angemessen ist und wie künftig die Reichweitenmessung aussehen kann.