Ihr Konzept heißt Polarisierung, auch wenn Links-Rechts nicht immer das passende Kontrastpaar bildet? Bei Schwarz-Grün, beispielsweise?

Tiedje: Sie sind ein intelligenter Mensch.

Danke.

Schumacher: Lassen Sie sich nicht hinters Licht führen, Herr Boss!

Tiedje: Sie haben nach unseren Highlights gefragt. Markus Söder war eins. Wir haben ihm Stoibers Transrapid-Erklärung eingespielt und sein Gesicht gezeigt. Seitdem gab's keine Überfallaktionen mehr.

Schade eigentlich.

Tiedje: Eigentlich schade, ja. Aber: Ich erinnere an die 90'er, nachdem ich die Gottschalk Late Night verantwortet hatte - eine schlechte Sendung übrigens, wenig journalistisch - da kam Harald Schmidt, der in seinen ersten Sendungen so heftig draufgehauen hat, dass er keine Gäste mehr bekam.

Sind Sie auch zahmer geworden?

Tiedje: Nein, wir haben nur gelernt, alles offenzulegen vor dem Gast, dann kann es auch kontrovers werden. Wir bringen unterschiedliche Meinungen mit, manchmal geht es auch quer über den Tisch. Also: Wir sind bei einem kleinen Sender, unsere Quoten sind derzeit etwas unter Vorjahresschnitt, aber man traut uns immer mehr zu. Wir haben mit unserem Konzept durchaus etwas für den Newsjournalismus getan.

Schumacher: Walter Riester hat gestanden, dass er mal schwarz gearbeitet hat...

Tiedje: Thilo Sarrazin hat seine Bonmots über Hartz-IV-Empfänger losgelassen, Günther Oettinger hat geraucht, irgendwer raucht sowieso immer... Hajo, als Achim Achilles, der Berufsjugendliche des deutschen Sports, pflegt sein gutes Image, aber hinter der Kamera raucht er eine nach der anderen...
 
Foto: N24

 
Ist der Qualm eine Reminiszenz an die Zeiten heißer TV-Debatten, bei denen die Rauchkegel der Politiker an die Decke stiegen?

Schumacher: Tiedje hat den entscheidenen Vorteil, dass der Qualm eine Art Weichzeichner für sein Gesicht bildet. Man sieht ihn schlechter, das kommt ihm deutlich entgegen.

Tiedje: Ich bin bekennender Fan von Winston Churchill. Der hat geraucht, Whiskey gesoffen, Frauen gehabt, und ist 89 geworden. Hajo versucht übrigens seit langer Zeit, mich im vorvorigen Jahrhundert anzusiedeln. Kürzlich hat er mich mit der Ming-Dynastie in Verbindung gebracht...

Schumacher: Kann ich mir gut vorstellen, Tietje mit Klöppel und Tontafel.

(Schumacher sieht zur Tür.)

Tiedje: Er sieht nach seinem langen Schatten!

Wiederholt sich Tiedje eigentlich bei seinen Gags?

Schumacher: Die gute alte Jukebox! Tiedje ist so ein Gerät. Mit insgesamt 3 Platten.

Tiedje: Es gibt das Sprichwort: „Im Schatten einer Eiche wachsen nur Zwerge.“ Hajo hat sich gut entwickelt.

Schumacher: Die Sendung heißt im Untertitel auch „betreutes Moderieren.“ Meine Job wird aus der Pflegeversicherung bezahlt.

Tiedje: Keine Sorge. Der Sender kümmert sich ausreichend um uns.

Ich habe im Foyer N24 gesehen... Gerade lief eine von hundert Reportagen über ein „gigantisches Bauprojekt“, im Stil von „gigantische Kampfjets“ und „noch gigantischere U-Boot-Flotten.“ Was würden Sie an N24 verändern, wenn Sie die Chance dazu hätten?

Tiedje: Ich würde Milena Preradovic mehr Möglichkeiten geben. Eine erstklassige Moderatorin. Aber was soll's: N24 hat uns bestens behandelt, von Anfang an. Nachdem unsere Sendung gut angelaufen war, hatten wir ein Angebot eines großen Senders. Wir haben abgelehnt.

Schumacher: Wenn ich mir was wünschen dürfte, wäre es eine Quiz-Sendung mit politischen und historischen Fragen. „Wer wird Bundeskanzler“. Da säßen dann Bundestags- und Landtagsabgeordnete in den Boxen und müssten Fragen zum Grundgesetz beantworten.

Herr Tiedje, Herr Schumacher: Schließen wir mit zwei Zitaten. Detlef Kuhlbrodt schreibt...


Tiedje: Was ist Detlef Kuhlbrodt?

Ein Kollege, der für „taz“, „Zeit“ und den Suhrkamp-Verlag schreibt...


Schumacher: Ich kenn' nur Patrick Weissbrot.

Detlef Kuhlbrodt schreibt: „Hajo Schumacher ist Anfang 40, erinnert von Weitem an Klaus Kinski, war mal beim SPIEGEL, dann Chef bei "Max" und hat mal ein Buch mit dem Titel “Kopf hoch, Deutschland” geschrieben, scheint also völlig durchgeknallt zu sein.“

Tiedje: Wie heißt noch dieser Typ, dieser...

Detlef Kuhlbrodt!

Tiedje: Nein, nicht der, erwähnen Sie den nie wieder. Nein, ich meine diesen Medienzwerg Lutz Hachmeister. Lutz Hachmeister, Deutschlands bekanntester Medienzwerg, hat Hajo mal als hervorragenden Event-Moderator bezeichnet. Die Äußerung von Herrn Gutt, nein...

Schumacher: Kuhlbrodt! Ist doch schmeichelhaft, von Weitem wie Klaus Kinski...

Tietje: Pillepalle! Er, Dings, weiß ja nicht, wovon er redet.

Jetzt noch Sie, Herr Schumacher: Die taz schreibt: „Hans-Hermann Tiedje ist ein Rambo.“

Schumacher: Das würde ihn völlig unberechtigt aufwerten.