Ihre Kollegin Katja Hofem-Best hat noch zu DMAX-Zeiten mal gesagt, ein Frauensender würde es schwer haben in Deutschland, weil das gesamte deutsche TV-Programm tendenziell eher weiblich sei. Wie attraktiv ist denn nun die Lücke in die Sixx drängt?

Die Attraktivität eines Frauensenders in Sachen Umsatz und Wachstum war nach diversen Analysen schnell klar. Es war eine Mischung aus Analyse und Feedback seitens Kunden und Agenturen, die diese Attraktivität deutlich machte. Dementsprechend stand die Frage, ob es eine Nische für Sixx gibt, nie zur Debatte. Nach einem Jahr wissen wir, dass die Sixx-Zuschauerin eine für den Werbemarkt hochattraktive Zielgruppe ist. Sie ist im Durchschnitt 36 Jahre alt und verfügt über ein gehobenes Nettoeinkommen.

Interessant ist ja, dass der Markt der Frauen-Zeitschriften in Deutschland riesig ist, aber das Fernsehen da bislang nicht von profitieren konnte...

Ich bin davon überzeugt, dass wir beweisen können, dass es auch im Fernsehen geht. Mit der wachsenden Reichweite und der Kombination von TV- und Online-Maßnahmen erreichen wir die Zielgruppe auf einem attraktiven Niveau zu günstigen Preisen viel schneller, als die Print-Titel. Die Print-Budgets wandern nach und nach langsam zu uns herüber.

Jetzt sind viele Themen im Markt der Frauen-Zeitschriften service-orientiert. Hat das Fernsehen hier nicht den Nachteil als flüchtiges Medium keinen so hohen Nutzwert zu haben?

Das würde ich so nicht unterschreiben. Sendungen wie das Sat.1-Frühstücksfernsehen oder auch Galileo haben neben einem Unterhaltungs- auch einen Serviceanteil. Das unterstreichen Zuschriften und Online-Klickzahlen bei solchen Themen. Sixx ist ganz bewusst als Unterhaltungssender ausgelegt. Wir werden aber sicherlich punktuell serviceorientierte Inhalte ins Programm nehmen. Außerdem sind gerade Lifestyle-Kunden in solchen Themenumfeldern nicht unbedingt glücklich.

Wie meinen Sie das?

Wenn man sich die großen Frauentitel anguckt, dann blättert man erstmal 14 Seiten bis man zum Intro kommt und danach kommen noch mal 15 Seiten. Da weiß ich als Leser doch nicht mehr, ob das nun die Modestrecke oder der Anzeigenblock ist. Kunden, die auf den Image-Aspekt wert legen und exklusivere Präsenz wünschen, müssen früher oder später ins TV wechseln. In den USA wird es doch vorgemacht. Das wird bei uns auch kommen. Wir merken das in Gesprächen, die wir mit unseren Partnern führen.

Wechseln wir mal die Perspektive: In der Sixx-Werbung spielen auch nach einem Jahr die Hühner weiter eine große Rolle. Frauen-Sender in den USA arbeiten meist mit Köpfen, etwa Oprah Winfrey oder Martha Stewart. Keine Option für Sixx?

Wir wollen uns grundsätzlich anders positionieren. Dennoch diskutieren wir immer wieder. Was wäre, wenn wir die Hühner der Imagekampagne durch einen Prominenten ersetzen? Aber es muss einem immer die Schnelllebigkeit bewusst sein. Was passiert, wenn dieses prominente Zugpferd morgen ein Thema irgendwelcher Art am Hals hat? Skandal oder was auch immer - dann hängt man am Image dieser Person. Das ist gefährlich. In Amerika herrscht ein starker Promi-Hype, der bei uns glücklicherweise nicht ganz so extrem ausgeprägt ist. Und wenn, dann eher bei amerikanischen oder englischen Stars, weniger bei unseren eigenen. Aber wir können uns ja schlecht einen US-Star einkaufen. Bisher fanden wir es nach umfassender Analyse besser, auf diesen Zug nicht aufzuspringen, wir lehnen es aber für die Zukunft nicht komplett ab.

Stichwort Zukunft: Wenn wir uns in einem Jahr wieder sehen, freuen Sie sich dann, weiterhin bei überschaubarer Reichweite innovative Ideen umsetzen zu können oder hat sich die Sixx-Reichweite bis dahin dramatisch verbessert und der Sender wird klassisch vermarktet?

Momentan stecken wir noch in den Kinderschuhen und sind auf dem Weg in die Pubertät. Kindheit ist ja was schönes, die Pubertät wird dann in der Regel nicht mehr so nett. Aber irgendwann müssen wir alle mal erwachsen werden. Ich freue mich über eine große Verbreitung und auch die klassischen Werbeblöcke, weil ich sicher bin, dass wir unsere Kunden davon überzeugen können, dass es sich lohnt, auf einen frauenaffinen Sender zu setzen, der ein bisschen anders ist als die anderen Kinder. Wenn wir dieses Grundrauschen des Umsatzes haben, dann können wir uns die experimentellen Felder auch weiterhin leisten. Sozusagen als Erwachsener mal auszureißen.

Frau Eckhardt, herzlichen Dank für das Gespräch