Herr Pütz, Servus TV feiert zweiten Geburtstag. Wo steht der Sender?

Servus TV ist angekommen. Die Zuschauer in unserem Heimatmarkt haben in den vergangenen zwei Jahren mitbekommen, dass es neben dem ORF und ATV einen weiteren Mitbewerber auf dem Markt gibt. Weil wir anfangs nicht so stark getrommelt haben, ging das nicht ganz so schnell. Durch die hohe Programmqualität hat sich Servus TV dann jedoch herumgesprochen.

Bei unserem letzten Gespräch haben Sie Parallelen mit den Öffentlich-Rechtlichen gezogen und so manche Spitze gegen den ORF gesetzt. Wo hat Servus TV inzwischen seine Position in der TV-Landschaft gefunden?

Viel besser noch als Vergleiche mit den Öffentlich-Rechtlichen ist einfach die Tatsache, dass wir Qualitätsfernsehen machen – und das kann im Privatfernsehen genauso gut passieren wie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Diese strenge Aufteilung, wonach die Öffentlich-Rechtlichen nur das gute Fernsehen machen und die Privaten nur das Böse, gibt es in diesem Sinn nicht mehr. Wenn man sich etwa „RTL aktuell“ ansieht, stellt man fest, dass auch dort ein super Job gemacht wird. Die Öffentlich-Rechtlichen haben dagegen auch Programme, bei denen man sich überlegen sollte, ob man dafür Gebühren verlangen will.

Sie machen Ihr Programm privatfinanziert und wollen ja am Ende ganz sicher auch nicht in Schönheit sterben. Anspruch und Qualität muss man sich leisten können. Wie lange kann sich Servus TV das leisten?

Wir wollen allerdings natürlich nicht nach zwei oder drei Jahren in Schönheit sterben, sondern wollen schön sein und trotzdem überleben. Es geht darum, eine vernünftige Mischkalkulation zu haben. Dafür gibt es bei uns zwei Prinzipien: Einerseits müssen all unsere Formate eine bestimmte Qualität aufweisen. Andererseits geht es dann darum, dass diese Formate entweder gut für die Quote oder aber auch das Image des Senders sind – am besten ist natürlich beides.

Das ist in der Theorie schön, aber in der Praxis kommt das nicht allzu oft vor...

Es gibt natürlich Formate wie das Literaturmagazin, bei denen man weiß, dass es unter dem Senderschnitt liegen wird, es aber auf das Image einzahlt, weil es extrem hochwertig gemacht ist. Insofern muss es aber auch Formate geben, die über dem Senderschnitt liegen und das wieder kompensieren. In der letzten Zeit haben wir uns von recht wenigen Formaten verabschiedet: Wir haben unser tägliches Infotainment-Magazin nach zwei Jahren eingestellt, weil es eben nicht so einzigartig ist, dass man es unbedingt behalten müsste. Auch im Musikbereich haben wir das Publikum teilweise nicht ganz so erreicht, wie wir uns das anfangs vorgestellt haben. Das ist aber wirklich die Ausnahme, denn in der Regel haben wir den eingeschlagenen Weg sogar noch intensiviert.

Welche Formate sind denn die Zugpferde von Servus TV?

Zunehmend erfolgreich läuft das „Servus Journal“, unser Nachrichtenmagazin. Im vergangenen Jahr war das noch ein regionales Magazin – inzwischen wollen wir den Zuschauern einen Mehrwert bieten, indem wir über die Grenzen hinausschauen. Es ist klar, dass wir kein solch großes Korrespondentennetz haben wie ARD und ZDF. Bei Themen wie der Hochschulreform in Österreich blicken wir aber eben auch auf Deutschland und die Schweiz, um Vergleiche ziehen zu können. Gut funktionieren in unserem Programm auch der Sport-Talk am Montagabend und die fiktionalen Programme. Mit Eishockey fahren wir ebenfalls sehr gut – dort haben wir uns ja die Rechte für drei Jahre sichern können. Das hatte zusätzlich den Vorteil, dass wir dadurch auch in die analogen Kabelnetze kamen.

Weil Sie die Eishockey-Rechte gerade ansprechen: Soll das weitere Wachstum des Senders aus  Eigenproduktionen kommen oder doch eher durch Zukäufe? Mit Red Bull im Rücken...

Das Wachstum soll natürlich im Wesentlichen organisch sein, weil alles andere kaum Sinn ergeben würde. Bei den Sportrechten haben wir eine fast unüberwindbare Hürde, da wir die Rechte für den kompletten deutschsprachigen Raum bräuchten – im Bereich Formel 1 oder Fußball ist das für uns unbezahlbar, trotz Red Bull.