Herr von Wilmsdorff, seit wann reizt Sie eigentlich das Extreme?

Das Außergewöhnliche hat mich schon als Kind interessiert. Bei RTL kann ich das nun schon seit zwölf Jahren ausleben. Anfangs waren es Reportagen über extreme Menschen, dann über extreme Jobs, die ich selbst am eigenen Leibe erfahren habe, und schließlich die Experimente, bei denen wir gesellschaftlich relevante Themen so aufarbeiten, dass wir den Zuschauer durch eine Innenansicht erreichen wollen.

Wie kamen Sie denn überhaupt zu dieser Rolle?

Die Idee ist mit den Jahren gereift. Ich bin zu RTL gekommen, weil ich als Schauspieler am Theater pausieren wollte. Mir gefiel die Taktung am Theater nicht mehr - alle vier Wochen eine Premiere. Ich persönlich fühlte mich wie am Fließband. Ursprünglich wollte ich nur ein Jahr Auszeit nehmen. Doch in diese Zeit fiel dann ein Angebot, als Lockvogel für "Verstehen Sie Spaß?" zu arbeiten. Das habe ich dann auch tatsächlich gemacht. Frank Hoffmann, damals noch Bereichsleiter bei RTL, hat mich dann als Reporter geholt. In dieser Rolle habe ich mich vorher nicht gesehen. Allerdings habe ich von Anfang an spannende Reportagen am Ende der Welt machen können. Das machte mich neugieriger, als ich es ohnehin schon war.

Spannend, dass Sie wegen des Gefühls der Fließbandarbeit dann ausgerechnet zum Fernsehen wechselten. Dabei sagen heute doch viele, dass eher das Fernsehen inzwischen zu einer Fließbandproduktion geworden ist.

Ich habe das große Glück, dass ich außergewöhnliche Dinge machen darf. Die sind atypisch für die gesamte Fernsehlandschaft. Natürlich liefert das Fernsehen auch Fließbandarbeit ab, weil teilweise ganz viel in kurzer Zeit produziert werden muss. Diese Hürde hatte ich nie. Bei "Extra" haben wir viel mehr Zeit, Geschichten zu erzählen, weil wir das einzige Reportage-Magazin des Senders sind. Ein Fließband-Gefühl habe ich bei RTL nie gespürt.

Dennoch ist es ja ein weiter Schritt von den Berichten, wie Sie sie seit Jahren machen, hin zu einer eigenen Sendung in der Primetime, die noch dazu Ihren Namen trägt.

Das ist ein gewaltiger Schritt, der sich in den vergangenen drei Jahren durch die Experimente bei "Extra" ergeben hat. Das begann damit, dass ich sieben Wochen lang ein Schlagersänger-Leben lebte. Diese Art des Umgangs mit Themen kam bei den Zuschauern gut an – also fragten sich die Senderverantwortlichen: Warum soll man das also nicht ausbauen und auf einem noch prominenteren Sendeplatz setzen?

Inwiefern unterscheidet sich Ihre Sendung nun von dem, was Sie bisher gemacht haben?

Das ist eine andere Herangehensweise, weil ich noch mehr Zeit und Raum zur Verfügung habe. Diesen Raum muss ich aber gleichzeitig auch füllen. Es soll ja spannend bleiben. Deshalb haben wir die Erzählweise verändert. Die Erwartungen an ein Format in der Primetime sind eben doch ein wenig größer.

Wie bereiten Sie sich generell vor? In der ersten Staffel wagen Sie das "Alkohol-Experiment". Das lässt sich ja nicht wirklich planen, oder?

Es wird aufwendiger produziert und gedreht. Uns stehen mehr Drehtage und ein größeres Budget zur Verfügung, weil das Format auch einen anderen Look haben muss. Ansonsten spreche ich im Vorfeld viel mit Experten - beim Alkoholexperiment mussten mir Ärzte sagen, was im schlimmsten Fall passieren kann, wenn ich vier Wochen lang übermäßig trinke. Wenn es Gefahren gibt, die wir nicht kalkulieren können, vermeiden wir sie, weil wir eine Verantwortung gegenüber meiner Person und dem Zuschauer haben.