Herr Fuchs, wie geht's der Fernsehunterhaltung im Jahr 2014?

Wenn man Unterhaltung nur als Show betrachtet, dann besteht sicherlich derzeit Luft nach oben. Das ZDF war früher immer der Show-Dampfer, doch das ist lange her. Große Flächen unseres Programms sind mittlerweile fiktional bestückt. Aber auch das ist ja eine Form der Unterhaltung.

Das macht es für Sie sicherlich nicht leichter, oder?

Sie haben recht, das macht den Job anspruchsvoller. Fiktionale Projekte sind bisweilen planbarer als Show-Projekte, die in der Produktionsweise sehr aufwendig sind und häufig erst in der Live-Situation beweisen müssen, ob sie tatsächlich bestehen.

Nun wird schon seit Jahren nach einem neuen Show-Trend gesucht. Woran liegt es denn, dass der so lange auf sich warten lässt?

Gab es denn früher überhaupt Trends? Fernsehen ist Evolution. Die Frage ist viel mehr: Wer schafft es, in ein bewährtes Genre einen neuen Twist reinzubringen? Nehmen Sie "Wer wird Millionär?" - ein tolles Format, das zu einer Zeit startete, in der alle das Quiz längst abgeschrieben hatten. Plötzlich kam einer, der dieses Genre durch vier vorgegebene Antwortmöglichkeiten, drei Joker und ein klares Ziel auf völlig neue Beine stellte. Das hat die Art, wie man Quizshows macht, revolutioniert. Viele zogen nach. Und doch war das ja kein neuer Trend im klassischen Sinne.

Was mir aktuell bei Formaten wie "Rising Star", "Utopia" oder dem "Quizduell" auffällt, sind die zunehmenden Einflussmöglichkeiten des Publikums - vorausgesetzt, die App funktioniert. Wollen die Zuschauer heute womöglich mehr als nur nach drei Stunden bestimmen, wer Wettkönig wird?

Früher war es eine Form der Interaktivität, am Fernseher mitzuraten. Heutzutage sind wir deutlich verwöhnter, weil wir alleine schon durch Web und Apps unter Interaktivität etwas ganz anderes verstehen. Ich bin mir allerdings noch nicht sicher, ob sich diese Formen der Interaktivität, wie wir sie beispielsweise bei "Rising Star" sehen werden, wirklich auszahlen werden. Am Ende muss ein Format vor allem eine gute Geschichte haben.

Viele sehen in Israel derzeit einen Heilsbringer fürs Fernsehen. Auf welchen Märkten stellen Sie derzeit die meiste Kreativität fest?

Die klassische "Show-Show", in der jemand jodelnd die Treppe runterkommt, ist nicht mehr zeitgemäß. Es braucht ein klar definiertes Ziel. International war Israel in diesem Punkt tatsächlich im vergangenen Jahr weit vorne, aus Amerika kommt dagegen aktuell nicht viel. Letztlich kann man aber davon ausgehen, dass wir im deutschen Fernsehen ohnehin fast alle Formate zu sehen bekommen, die in anderen Ländern halbwegs gut funktionieren. Das ist schon seit einigen Jahren so und wird sich in absehbarer Zeit auch nicht ändern.

Sind denn beim ZDF inzwischen die Berührungsängste vor internationalen Formatideen gewichen?

Ja, da haben wir im vergangenen Jahr bereits einen großen Schritt getan. Deutsche Eigenproduktionen wie den "Quiz-Champion" mit Johnnes B. Kerner, unsere "Grill-Show", "Rach tischt auf" oder die Verbraucher-Comedy "Ohne Garantie" wollen wir nicht außen vor lassen, doch wir schauen inzwischen verstärkt über den Tellerrand hinaus und werden beispielsweise demnächst in der Daytime mit "Deutschlands beste Bäcker" ein Format von Shine/ITV umsetzen. Daneben wagen wir uns im Sommer an die Comedy-Panelshow "Kühe haben beste Freunde", bei der es sich um ein Sky-Format handelt, das im Original "Duck Quacks Don't Echo" heißt. Auch die Impro-Comedy "Vier sind das Volk", die wir kürzlich getestet haben, stammt ursprünglich aus Großbritannien.

Gibt's davon eigentlich eine Fortsetzung?

Wir möchten das Format gerne weitermachen. Derzeit arbeiten wir daran, dafür die Weichen zu stellen.

Wie ist es momentan um die Kreativität in Deutschland bestellt?

So wie überall. (lacht) Wir sind nicht besser oder schlechter aufgestellt als anderswo auf der Welt. Aber wir sollten den Kreativen mehr Flächen geben, um deren Ideen auch im Programm stattfinden zu lassen. Statistisch gesehen wird sich auch hiervon eines von zehn Formaten als Erfolg herauskristallisieren.

Im vergangenen Jahr haben Sie junge Talente dazu aufgerufen, neue Ideen für Show-Formate in der Primetime zu entwickeln. Damals machte eine Promi-Gameshow das Rennen. Was ist inzwischen daraus geworden?

Das Format befindet sich immer noch in der Entwicklung und wir hoffen, dass wir es in nicht allzu ferner Zukunft auf den Schirm bekommen. Letztlich war der Show-Wettbewerb aber nur einer von mehreren Versuchen, um an neue Ideen heranzukommen. Heutzutage ist es einfach unerlässlich, breit zu schießen.